Traditionsgeschäfte in Essen: Lage wird immer schwieriger
Veröffentlicht: Mittwoch, 08.10.2025 06:05
In den letzten Monaten haben in Essen viele Traditionsgeschäfte geschlossen. Die Lage wird immer schwieriger und eigentlich gibt es nur eine Lösung, sagen Handelsverband und IHK.

Viele Ladenschließungen in Essen
Für Traditionsgeschäfte in Essen wird es immer schwieriger. Im letzten Jahr etwa hat Brecklinghaus Lederwaren in der Innenstadt geschlossen - nach über 110 Jahren und einer Insolvenz. Bei der Fleischerei Kolditz in Katernberg gibt es seit etwa einem Monat keinen klassischen Verkauf mehr an der Ladentheke, sondern nur noch den Partyservice. Die Begründung auf der Website: "Die Zeiten ändern sich - und wir gehen mit der Zeit." Und auch bei Café Kötter in Rüttenscheid war im Frühjahr dieses Jahres Zeit für Veränderung. Das Café hat geschlossen, die Manufaktur, etwa für Hochzeitstorten, bleibt bestehen. Ende des Jahres schließt die Petite Papeterie Drange auf der Margarethenhöhe - der einzige Schreibwarenladen inklusive Postfiliale in dem Stadtteil und eine Institution dort. Die Gründe: Privat, aber auch wirtschaftlich. Der kleine Laden kann bei Schreibwaren aus dem Internet oder vom Discounter nicht mehr mithalten.
Günstigere Konkurrenz in Essen ist für kleine Läden zu groß
Der Handelsverband Nordrhein-Westfalen Ruhr und die IHK zu Essen bemerken dieses Ladensterben schon seit Jahren. Der Hauptgrund: Die kleinen Läden kommen nicht mehr gegen die günstigere Konkurrenz an, sei es der Discounter oder das Internet. "Früher bei Schulstart hatte ich ein, zwei Geschäfte im Stadtteil, die Schulbücher und -hefte angeboten haben. Jetzt reicht es, wenn ich ein Handy hab", erklärt Marc Heistermann vom Handelsverband in Essen. Er sagt: Damit sich kleine Läden halten können, müssen sie digital sichtbar sein, eine Nische finden - etwa die Beratungsqualität oder Regionalität - und sie müssen ihr Angebot an die Kundenwünsche anpassen, gleichzeitig aber bezahlbar bleiben. Auch Sandra Schmitz von der IHK zu Essen findet: "Viele Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle überdenken und innovative Konzepte entwickeln, um Kunden anzuziehen."
Nachfolge, Bürokratie und Kundenverhalten in Essen sind weitere Probleme
Ein weiteres großes Problem ist die Nachfolge. "Ladeninhaber haben ja deutlich mehr als eine 37einhalb-Stunden-Woche. Das wollen sich viele Jüngere nicht antun", sagt Heistermann. Für viele Unternehmen sei es jetzt nach und nach an der Zeit für einen Generationenwechsel, sagt auch Sandra Schmitz von der IHK zu Essen. In der aktuellen Wirtschaftskrise gestaltet sich das aber schwierig. Seit einigen Jahren unterstützt deswegen die Nachfolge Konferenz Ruhr mit Workshops zur Nachfolge-Findung. Ansonsten könnte auch die Politik helfen, indem sie die Bürokratie reduziert. Dann wäre es möglich, dass sich kleine Läden wieder auf das Wesentliche konzentrieren.
Auch die Kunden sind angehalten, ihr Kaufverhalten zu überdenken. "Geschäfte sind immer nur so gut wie ihre Kunden", findet Marc Heistermann vom Handelsverband in Essen. Sie müssen sich also bewusst sein, dass sie mit ihrem Kaufverhalten dazu beitragen, ob sich der Laden im eigenen Stadtteil halten kann oder nicht.
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