Tag der Muttersprache in Essen: Mehrsprachig aufwachsen und Angebote in der Stadt

Der 21. Februar ist der Internationale Tag der Muttersprache. Warum Mehrsprachigkeit so wichtig ist und welche Angebote es in Essen gibt, lest Ihr hier.

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Tag der Muttersprache gibt es seit 24 Jahren

In unserer vielfältigen Gesellschaft treffen immer mehr Kulturen und damit auch verschiedene Sprachen aufeinander. Über unsere Sprache bewahren wir auch einen Teil unserer Identität und familiären Tradition. Viele Kinder wachsen fernab der Herkunft mindestens einer ihrer Elternteile auf. Nicht selten kommen Vater oder Mutter aus Deutschland und der andere Elternteil aus der Türkei, Italien oder Brasilien. Da spielt die Sprache eine wichtige Rolle, um beide Kulturen zu verstehen und zu respektieren. Den Internationalen Tag der Muttersprache gibt es seit 24 Jahren, er soll die Aufmerksamkeit darauf richten, dass Sprachen weitergegeben und nicht vergessen werden.

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Angebote zur Mehrsprachigkeit in Essen

Auch bei uns in Essen gibt es einige Angebote, um die Mehrsprachigkeit zu fördern. Das beginnt beim sogenannten "Herkunftssprachlichen Unterricht", den viele Städte anbieten. Da bekommen Kinder ab dem Grundschulalter Unterricht in ihrer Herkunftssprache. Die muss häufig schon in Teilen innerhalb der Familie gesprochen werden. Die Herkunftssprache soll so anerkannt und wertgeschätzt werden, es hilft auch die Verbindung zur Familie im anderen Land zu halten.

Ein weiteres Angebot bietet die Städtische Kindertagesstätte Weserstraße in Bergerhausen. Da kommen die Kinder schon früh, auf spielerische Art und Weise, mit der englischen Sprache in Berührung. In Rüttenscheid gibt es den bilingualen Kindergarten "Casita, mi Kita", da gibt es Eltern-Kind-Spielgruppen und musikalische Früherziehung für Kinder bis 5 Jahre auf Spanisch. Frühe Förderung auf französisch von Muttersprachlern gibt es im Deutsch-Französischen Kindergarten in Bredeney.

Schulen in Essen fördern Bilingualität

Etwas tiefer geht die Förderung an einigen Schulen. An der Elsa-Brändström-Realschule, ebenfalls in Bergerhausen, gibt es bilingualen Unterricht. Über den normalen Englischunterricht hinaus, können Schülerinnen und Schüler auch die Fächer Erdkunde und Geschichte auf Englisch lernen. Da geht es natürlich vor allem um die Globalisierung. Genauso funktioniert es am Maria-Wächtler-Gymnasium in Rüttenscheid. Ab der 7. Klasse gibt es englischen Biologie-Unterricht, ab der 8. Klasse kommt Erdkunde dazu und wer mag, der kann ab der 9. Klasse auch noch Politik in Englisch lernen. Am Ende steht dann das Bilinguale Abitur. Die Bertha-Krupp-Realschule in Frohnhausen bietet schon seit dem Schuljahr 1991/92 bilingualen Unterricht an und ist seit 2007 als "Europaschule" zertifiziert. Ähnliche Angebote gibt es auch auf weiteren Schulen wie der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck.

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VHS in Essen: Muttersprache lernen hat Vorteile

Mehrsprachigkeit und die Muttersprache eines Elternteils zu erlernen, hat viele Vorteile. Das sagt Stephan Rinke, Stellvertretender Direktor der Volkshochschule Essen. Der studierte Linguist erzählt im Interview mit Radio Essen-Moderator Joshua Windelschmidt, dass Menschen, die mehr als eine Sprache sprechen, deutliche kognitive Vorteile haben. Im alltäglichen Gespräch entscheidet man sich nicht aktiv für eine Sprache. Das Gehirn aktiviert zunächst alle erlernten Sprachen und unterdrückt dann die Sprachen, in denen sich nicht unterhalten wird. Das lässt sich dann auch auf andere Bereiche übertragen, bei denen Konzentration wichtig ist. Wer mehr Sprachen unterdrücken kann, unterdrückt auch in anderen Bereichen mehr unwichtige Informationen.

Kinder, die bilingual aufwachsen sollen, sollten das möglichst von Anfang an tun, so Rinke. Je jünger man ist, desto besser lernt man eine Sprache. Die sollte nur einer festen Person zugeordnet sein, also dem Elternteil, dessen Muttersprache erlernt werden soll. Dann ist das auch keine Belastung für die Kinder, sagt Rinke

"Kinder sind dadurch nicht überfordert. In den meisten Ländern der Welt ist es ganz normal, dass mehrere Sprachen gesprochen werden."

Übrigens hat Mehrsprachigkeit auch einen gesundheitlichen Effekt - dadurch wird das Demenzrisiko verringert. Wie schwer es ist, eine Sprache zu lernen, hängt von der Ähnlichkeit zu den schon bekannten Sprachen ab. Ob wir auch im Alter noch gut Sprachen lernen und welche Vorteile die Mehrsprachigkeit noch mitbringt, erzählt Stephan Rinke im kompletten Radio Essen-Interview.

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