Tierheim in Essen mit Aufnahmestopp: "Tiere sind Wegwerfartikel geworden"

Das Tierheim in Essen greift zu einem radikalen Schritt und nimmt keine Katzen und Hunde mehr auf. Es ist einfach kein Platz mehr. Über die traurigen Gründen sprechen wir mit der Leiterin des Tierheims.

Unter anderem für Katzen im Tierheim Essen kann das Silvesterfeuerwerk beunruhigend sein.
© Radio Essen/Joshua Windelschmidt

Tierheim Essen ist zu voll

Im Albert-Schweitzer-Tierheim stapeln sich die Katzen aktuell förmlich. Über 100 Katzen haben momentan ihr Zuhause an der Grillostraße im Nordviertel. Deswegen musste das Tierheim jetzt einen Aufnahmestopp verhängen, keine Hunde und Katzen werden mehr aufgenommen. Über die Gründe hat Radio Essen-Moderatorin Teresa Ledabyl mit Jeanette Gudd, Leiterin des Tierheims, gesprochen. "Wir haben einfach zu viele Tiere", so die Leiterin. Die müssen gut versorgt und untergebracht werden, das ist bei noch mehr Tieren einfach nicht möglich. Es fehlt schlicht und einfach der Platz. Aber warum ist das Tierheim so voll? "Das ist auch für uns unbegreiflich", sagt Jeanette Gudd.

Tierheim in Essen ist traurig über die Entwicklung

Wahrscheinlich kommen viele Gründe zusammen - vor allem erhöhte Tierarztkosten und sogenannte "Corona-Anschaffungen". Als die Leute nur Zuhause saßen und Langeweile hatten, waren die Tiere ein guter Zeitvertreib. Jetzt seien die Tiere im Weg, so Gudd. Aber auch grundsätzlich hat sich der Umgang mit Tieren verändert:

"Wir haben so das Gefühl, dass Tiere gar nichts mehr zählen in der Gesellschaft. Tiere sind so ein Wegwerfartikel geworden."

Inzwischen wollen sich viele keine Mühe mehr geben. Wird der Hund irgendwann schwierig, wird er einfach abgegeben, statt mit ihm zu arbeiten. Tiere werden viel schneller abgegeben und das sei wie selbstverständlich geworden, so der Eindruck im Tierheim.

"Die Menschen sollten wissen, dass ein Tier ein Familienmitglied ist. Tiere haben auch Gefühle."

Noch schlimmer ist es, dass viele ihr Tier abgeben, wenn sie keine Lust mehr auf Probleme haben, sich dann aber sofort ein neues anschaffen. Die Abgabe sei dabei vielfach höher als die Vermittlung. Über ein anderes Extrem und darüber was passiert, wenn Tiere einfach ausgesetzt werden, spricht Jeanette Gudd im Radio Essen-Interview.

© Radio Essen

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