Radio Essen-Stadtreporterin nimmt Euch mit zur Curevac-Impfstudie

Der entscheidende Teil der Studie für den Corona-Impfstoff von Curevac geht los. Radio Essen-Stadtreporterin Sophie Brach nimmt an der Impfstudie teil und gibt Euch exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Jetzt hat sie erfahren, ob sie den Impfstoff bekommen hat oder nicht.

Radio Essen-Stadtreporterin: Ich bin eine von 35.000 Proband:innen weltweit

Drei Impfstoffe sind bis jetzt in der EU zugelassen. Das deutsche Biotech-Unternehmen Curevac möchte seinen Impfstoff auch bald verteilen. Dafür muss aber erst der letzte Teil der klinischen Studie abgeschlossen werden. 35.000 Proband:innen hat Curevac weltweit gesucht. Und ich habe mich für den Studienteil an der Uni Köln gemeldet. Schon Anfang Dezember habe ich am ersten Aufklärungsgespräch teilgenommen. Da hat die Studienleiterin den Ablauf und die Zusammensetzung des Impfstoffs erklärt. Und eine halbe Stunde später hatte ich auch schon meinen ersten Impftermin - am 11. Januar.

Corona-Impfung steht an: Erster Termin an der Uni Köln

An dem Termin sollte man bloß nicht zu spät kommen. Das hatten die Organisator:innen klar gemacht. Deswegen war ich auch eine halbe Stunde zu früh in Köln. Und die Zeit habe ich auch gebraucht. Dass die Uniklinik in Köln etwas unübersichtlich ist, ist eine Untertreibung. Nach ganz viel Herumirren und Fragen bin ich dann aber um Punkt 10 Uhr bei der Anmeldung für die Studie angekommen. Eine Helferin hat meine Krankenkassenkarte gescannt. Dann durfte ich zunächst auf eine Waage steigen - zu viel Über- oder Untergewicht ist ein Risikofaktor für die Studie. Nachdem ich die Hürde überwunden hatte, hat mich die Helferin mit einem Stapel Papiere - Datenschutzerklärungen, Einverständniserklärungen, Patientenakten - ins Wartezimmer geschickt. Die nächste Station war dann schon die ärztliche Untersuchung.

Vor der Corona-Impfung: Gründliche Voruntersuchung

Bei der Voruntersuchung lassen die Ärzt:innen nichts aus. Von Blutabnehmen über Blutdruckmessen bis zum Fiebermessen wird alles abgedeckt. Überrascht hat mich vor allem der Schwangerschaftstest. Auch einen Fragebogen zu Vorerkrankungen müssen alle Teilnehmer:innen ausfüllen. Weil sich die Ärzt:innen so viel Zeit pro Person nehmen, impft jeder von ihnen nur 50 Mal pro Tag. Wenn sie sich sicher sind, dass die Probandin oder der Proband fit genug für die Studie ist, geben sie grünes Licht für die Impfung. Zwar hat sich meine Aufregung nach dem Fast-zu-spät-kommen in meinem Puls widergespiegelt - er war knapp unter 100 - aber darüber konnte die Ärztin hinwegsehen. Also war meine Impfung schneller vorbei, als ich gucken konnte. Ob ich den wirklichen Impfstoff bekommen habe oder doch nur ein Placebo, hat meine Ärztin genauso wenig gewusst wie ich. Die zufällige Zuteilung übernehmen weitere Helfer:innen, um die Studie nicht zu verfälschen.

Nach der Corona-Impfung: Beobachtung und weitere Untersuchung

Um sicherzustellen, dass es allen Proband:innen nach der Impfung gut geht, müssen sie noch mal für mindestens 30 Minuten in einen Nachbeobachtungsraum. Leider befindet der sich in einer versteckten Ecke am anderen Ende des Gebäudes. Es war also vorprogrammiert, dass ich mich wieder verlaufen würde. Aber als ich den Raum endlich gefunden hatte, ist wieder alles nach Plan gelaufen. Eine Helferin hat noch mal meinen Blutdruck und meinen Puls genommen - der war sogar besser als vor der Impfung. Nebenwirkungen habe ich gar keine gespürt. Deswegen wurde ich auch schnell entlassen. Eine Notfallnummer habe ich trotzdem bekommen. Falls ich den nächsten Wochen Nebenwirkungen oder COVID-Symptome habe, kann ich mich da jederzeit melden.

Zweite Impfung nach vier Wochen

Wie bei einer normalen Impfung habe ich nach vier Wochen die zweite Impfdosis bekommen. Die ging etwas schneller als die erste, denn die Voruntersuchung war deutlich kürzer. Der Arzt hat lediglich meinen Blutdruck gecheckt, Fieber gemessen und mich nach Nebenwirkungen nach der ersten Impfung gefragt. Und schon habe ich auch meine zweite Impfung bekommen. Da ich die verwirrenden Wege durch die Uniklinik Köln schon kannte, konnte ich dieses Mal auch schnell den Nachuntersuchungsraum finden.

Leichte Nebenwirkungen nach der zweiten Impfung

Nach der zweiten Impfung war ich definitiv etwas benommen. Nachdem ich mich mit anderen Proband:innen im Beobachtungsraum über mögliche Nebenwirkungen unterhalten hatte, habe ich die dann plötzlich auch gespürt. Leichte Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schüttelfrost haben mich den restlichen Tag über begleitet. Seitdem frage ich mich natürlich, ob ich tatsächlich den Curevac-Impfstoff bekommen habe. Aber leider traue ich mir auch zu, dass ich mir die typischen Nebenwirkungen auch einfach eingebildet habe. Sobald der Impfstoff zugelassen ist, erfahre ich immerhin, ob ich den richtigen Impfstoff bekommen habe. Dann kann ich zur Not nachgeimpft werden, falls ich das Placebo bekommen habe.

Erste Nachuntersuchung nach den Impfungen

Wie auch nach der ersten Impfung musste ich nach dem zweiten Mal ein elektronisches Tagebuch führen. Da musste ich entweder Nebenwirkungen oder COVID-Symptome angeben. Leichte Panik habe ich im Studienteam dadurch ausgelöst, dass ich dort von einem leichten Schnupfen berichtet habe. Einen Tag später hat mich dann ein nervöser Arzt angerufen und zu weiteren Symptomen und möglichen infizierten Kontaktpersonen befragt. Ein negativer Corona-Schnelltest hat mich dann aber kurze Zeit später erlöst.

Zwei Wochen nach der letzten Impfung durfte ich dann auch schon wieder zur Uniklinik Köln fahren. Es war nämlich Zeit für meine erste von zahlreichen Nachuntersuchungen. Los ging es wieder mit einer Runde Blut abnehmen. So wollen die Ärzt:innen nämlich testen, ob ich - falls ich den Impfstoff bekommen habe - Antikörper gebildet habe. Außerdem hat mich eine Ärztin noch einmal zu meinem Schnupfen und meinen Nebenwirkungen befragt. Nach 15 Minuten war ich dann schon wieder auf dem Heimweg.

Impfstoff von Curevac oder Placebo?

Mitte Mai war es jetzt endlich so weit: Bei meiner zweiten Nachuntersuchung im Uniklinikum Köln hat mir der Arzt erklärt, dass ich mich nun "entblinden" lassen darf. Mit einer formlosen Mail an das Studienteam würde ich herausfinden, ob ich wirklich den Impfstoff oder doch nur das Placebo bekommen habe. Und das habe ich natürlich sofort in die Wege geleitet.

Bei meinen Nebenwirkungen hätte ich eigentlich wetten können, dass ich den wirklichen Impfstoff bekommen habe. Umso weniger konnte ich meinen Augen trauen, als ich die Antwort bekam: Sie haben das Placebo erhalten. Da waren die ganzen "Nebenwirkungen", die ich angeblich hatte, doch bloß pure Spinnerei. Das hat mir mal wieder gezeigt, wie viel unnötige Angst wir uns vor Nebenwirkungen bei Impfungen machen. Dabei ist letztendlich einfach Vieles Einbildung.

Zulassung von Curevac-Impfstoff wahrscheinlich in den nächsten Wochen

Inzwischen habe ich schon meine erste Impfdosis bei meinem Hausarzt erhalten - als Journalistin zählt man zu den systemrelevanten Berufsgruppen. Trotzdem geht die Studie für mich weiter. Im August habe ich meine dritte Nachuntersuchung. Bis dahin werde ich noch den ein oder anderen Anruf vom Studienteam bekommen, das sich nach meinem Zustand erkundigt. Ansonsten hoffe ich natürlich, dass der Curevac-Impfstoff bald in der EU zugelassen wird. Einen Antrag auf Zulassung hat Curevac noch nicht gestellt. Allerdings haben sie schon erste Datenpakete der Studie an die EMA übergeben. Daher rechnet das Unternehmen mit einer Zulassung in den nächsten Wochen. Eventuell bekomme ich also meine zweite Dosis dann doch von Curevac.

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