Kleiner Laden wird zur großen Bühne für Kunst in Essen

Der "Kleine Laden" in einem Hinterhof an der Katernberger Straße hat schon viel gesehen. Vom Nähatelier bis zum Eine-Welt-Laden. Jetzt wird er zur Bühne für die große Kunst. Zum Thema "Wasser" gibt es nacheinander zwei Ausstellungen und ein Begleitprogramm. Wir waren beim Aufbau dabei.

© Radio Essen / Timm Schröder

Besucher werden in Essen zu einem nassen Teil der Ausstellung

Konstantin und Gregor sind noch sehr entspannt. 24 Stunden vor der Eröffnung ihrer Ausstellung im "Kleinen Laden" am 27. Juni in Katernberg muss noch einiges aufgebaut werden. Eine Wohnzimmer-Atmosphäre ist das Ziel der beiden Kunststudenten. Dafür steht auch schon ein altmodischer Eckschrank in der hinteren rechten Ecke des kleinen Ladenlokals mit der großen Fensterfront. Schräg gegenüber hängt an einer mit Holz vertäfelten Wand das Bild einer Gottesmutter. Es wirkt eher bieder, würde es nicht von bunten LEDs angestrahlt. Das Highlight der Ausstellung ist ein riesiger Tisch aus Stein mit zwei ebenso massiven halbrunden Steinbänken. Sie stehen in einer Metallwanne. Die wird noch mit Wasser gefühlt. Durch ein Loch in der Tischplatte wird das Wasser mit einer kleinen Pumpe immer wieder nach oben gepumpt. Die Besucher können Platz nehmen und werden damit zu einem nassen Teil des Kunstobjektes.

Kunst in Katernberg mit einem Hauch von Radio Essen

Radio Essen-Stadtreporter Timm Schröder trifft Konstantin und Gregor. Noch sieht hier alles mehr nach Baustelle aus. Die beiden Kunststudenten haben mit ihrem Projekt den Zuschlag für ersten Teil der Ausstellungsreihe in dem "Kleinen Laden" in Katernberg bekommen. Der Ausstellung liegt etwas versteckt im Hinterhof hinter der Victoria Apotheke. Das Ladenlokal stand jetzt schon längere Zeit leer. Für die nächsten Monate kehrt dort aber wieder Leben ein. Alles dreht sich um das Thema Wasser als Naturphänomen, Ressource und/oder kulturelles Symbol. Hier gibt es aber schon das erste Problem, denn der "Kleine Laden" hat gar keinen Wasseranschluss. Deshalb wird zum Beispiel das Regenwasser aus einer großen Tonne hinter dem Haus genutzt. Mit großen und kleinen roten Gießkannen kommt es in die Ausstellung. Gebraucht wird es hier für einen Springbrunnen. Das erklären die Beiden aber besser einmal selbst. Am Ende des Interviews wisst Ihr dann auch wie viel Radio Essen in der Ausstellung steckt.

© Radio Essen / Timm Schröder

Veranstaltungen rund um die Ausstellung

Begleitend zu der kostenlosen Ausstellung im "Kleinen Laden" von Pact Zollverein an der Katernberger Straße 21 (Hinterhof) gibt es ein Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Workshops, Filmen und Spaziergängen. Geöffnet ist die Ausstellung nur während der Veranstaltungen. Weitere Termine sind geplant und stehen auf der Seite von Pact Zollverein.

14. Juli, 12–15 Uhr: Geführter Ausstellungsbesuch für Kinder, Gießkannenheld:innen werden & Wasserschlacht zum Abschluss

Die Besucher verbringen Zeit rund um den Brunnen und reden über das Thema Wasser. Anschließend werden wir die Bäume rund um den Kleinen Laden mit den Gießkannen, die am Regenwassertank der Ehrenamtagentur Essen aufgefüllt werden, gegossen. Zum Abschluss gibt es eine Wasserschlacht und Wassermelonen. Treffpunkt um 12 Uhr am Katernberger Markt vor dem Bürgerzentrum Kon-Takt.

13. Juli / 14. Sep / 12. Okt, ab 11:30: Lesekreis: "Unertrunken – Was ich als Schwarze Feministin von Meeressäugern lernte" von Alexis Pauline Gumbs und gemeinsamer Brunch

Im Rahmen der Wasserausstellung in dem "Kleinen Laden" geht es um das Thema Unterwasser aus der Perspektive des Schwarzen Feminismus. In der aktuellen politischen und ökologischen Landschaft soll die Frage beantwortet werden wie wir UNERTRUNKEN bleiben und weiterhin atmen und leben können? Treffpunkt ist die WerkStadt in der Viktoriastraße 5.

22. August, ab 18 Uhr: Abschluss der ersten Ausstellung von Gregor Leiprecht und Konstantin Pütz: "Wasser und andere Kostbarkeiten" mit Filmvorführung in der WerkStadt, Spaziergang und Gespräch im Kleinen Laden. Gezeigt wird um 18 Uhr: Khabur - Nafis Fathollahzadeh in einer Deutschland Premiere und 18:40 Uhr: Ceq Ceq – eine kollektive-ethnographische Zusammenarbeit von Şermin Güven mit Platforma Jin a Ekoloji und QemiŞlo-Rojava. 19 Uhr: Spaziergang entlang des Baches zum Kleinen Laden und anschließend ein Gespräch mit Anthropologin Şermin Güven und Autorin und Lyrikerin Miedya Mahmod über aktive Austrocknung und Vergiftung von Flüssen, Landschaften und Sprachen, die trotzdem fließen und Spuren hinterlassen.

20. September, ab 18 Uhr: Eröffnung der zweiten Ausstellung mit Kira Fröse: "Über Flüssigkeit – überflüssig – Überflüssigkeit". Es geht um das Wasser, aber der "Kleine Laden" hat weder einen Wasseranschluss noch eine Toilette. Diesen ironischen Widerspruch möchte die Künstlerin Kira Fröse weiterspinnen mit einer Installation eines Nassraums, in dem sich allerdings nichts Nasses befindet. Hinter dem Schaufenster bleibt die Frage, ob der tropfende Wasserhahn wirklich tropft oder doch stillsteht. Ob die Pfütze, die da auf dem Boden zu sehen ist, wirklich Wasser ist, oder doch ein Glasobjekt? Wurden die Badelatschen und die Handtücher von jemandem vergessen oder sind sie Teil der Installation? Was ist Realität und was ist Illusion? Manches Geheimnis kann möglicherweise erst während der Öffnungszeiten gelüftet werden.

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