"essendiese" an Schule in Essen: Mehr Liebe und Gleichheit in der Stadt

Wenn an Schulen in Essen zu einer Podiumsdiskussion geladen wird, sind meist Politikerinnen und Politiker oder auch Promis auf der Bühne. Anders war es am Freitag (8. September) am Mariengymnasium in Werden. Dort wurde "essendiese" eingeladen. Die Jungs der Meme-Seite haben den Schülerinnen und Schülern eine wichtige Botschaft vermittelt.

© Radio Essen

Einladung an Schule in Essen verwundert "essendiese"

So richtig wusste kaum einer der rund 300 Schülerinnen und Schüler im Mariengymnasium in Werden was sie erwartet, als sie um 8:50 Uhr in die Aula kamen. Selbst die Gäste der Podiumsdiskussion mussten das bei ihrer Vorstellung gestehen: Sie "wissen auch nicht genau warum", haben sich aber über die Einladung gefreut. Eine Meme-Seite wie "essen diese" ist kein gewöhnlicher Gast, aber die Idee waren Gesprächspartner auf Augenhöhe. "Politiker hatten wir schon genug" hieß es von vielen Schülerinnen und Schülern. Die Schülervertretung schrieb "essendiese" auf Instagram an und sie sagten schon eine halbe Stunde später zu. Dann nahmen Leo, Lukas und Robin, die 75.000 Follower auf ihrer Seite haben, zusammen mit vier Schülerinnen und Schülern und unter großem Applaus auf dem Podium Platz. Nicht alle kannten die Jungs, viele hatten aber auch "essen diese"-Shirts an.

Meme-Seite aus Essen als Sprachrohr für junge Leute

Am Anfang der Diskussion ging es erstmal um die Menschen hinter der Meme-Seite. Die drei Jungs verheimlichen ihre Identität und kamen auch diesmal schwarz vermummt auf die Bühne. Umso ungewöhnlicher war auch für sie die Einladung. "Am Anfang waren wir ein bisschen überfordert, weil wir noch nie so eine Anfrage bekommen haben", erklärt Robin von "essendiese" im Gespräch mit Radio Essen-Stadtreporter Mario Arlt. Aber schon auf der Bühne haben sie offenbar gefallen daran gefunden. So können sie schon ein "Sprachrohr für junge Leute" sein, "vielleicht gehen wir ab jetzt öfter mit der Jugend in den Diskurs." Eine Frage war auch, ob sie was verändern können. Schließlich thematisieren sie auch viele Themen rund um die Schulen in Essen. Oberbürgermeister Thomas Kufen kenne zwar sogar die Identität der Meme-Pager, würde sie aber nicht jeden Morgen nach ihrer Meinung fragen. Sie seien zwar sehr harmonisch, glauben aber schon, dass sie unter Umständen auch leicht Druck ausüben können.

Mehr Gleichheit in Essen

Dann folgte eine Fragerunde, die sehr lebhaft ablief. Besonders die Jahrgangsstufe 10 des Mariengymnasiums sei sehr gespalten, weil Schülerinnen und Schüler von vielen Schulen zusammengewürfelt wurden. Es wurde lebhaft über Privilegien und die Unterschiede zwischen dem Essener Norden und Süden diskutiert. Genau dafür wurde "essendiese" eingeladen, weil sie die Gegensätze auch oft selbst thematisieren. "Spread love, be kind" lautete die Botschaft:

"Habt euch lieb, macht keine Unterschiede. Wir als junge Menschen sollten dafür sorgen, dass es keine Unterschiede gibt."

Ein Lehrer meldete sich und gab zu, "essendiese" vorher nicht gekannt zu haben, bedankte sich aber für diese Botschaft. Eine Message, die vor dem Hintergrund der Probleme an der Schule nochmal bedeutsamer ist. Robin war im Gespräch mit Radio Essen sogar sehr verwundert:

"Das war einfach unsere Botschaft. Zu sagen, dass diese Stadt sehr gespalten ist. Und dass man das spalten seinlassen sollte und mehr Brücken bauen sollte. Aber krass, wir wussten gar nichts von diesen Umständen hier".

Botschaft von "essendiese" kommt an

Bei den meisten Schülerinnen und Schülern kam das gut an.

"Ich hab das sehr ernst genommen. Die Frage war ja, wie man mit Privilegien umgehen soll. Man kann ja nichts dafür, dass man zum Beispiel so geboren wurde oder dass man hier auf die Schule geht. Deswegen sollte man selber einfach dankbar sein und nicht hochmütig sein und auf andere herabschauen"

Das sagt Schülerin Wesal nach der Diskussion. Am Ende gab es dann noch viele weitere Fragen, einigen Schülerinnen und Schülern blieb die ernsthafte Diskussion etwas auf der Strecke. Ob sie mit der Meme-Seite Geld verdienen würden war eine der Fragen. Alle drei waren am meisten von der Frage überrascht, ob sie Single seien. Zum Schluss gab es dann noch geduldig Fotos und Autogramme für alle. "Das ist schon sehr, sehr merkwürdig. Vor allem weil wir ja gar nicht so in der Öffentlichkeit stehen mit unseren Gesichtern oder als Internet-Personen. Aber es war schon irgendwo cool zu sehen, dass die jungen Leute das auch bewegt", so Leo von "essendiese".

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