Essen und Corona: AstraZeneca wird vorerst nicht mehr verimpft

Nach mehreren anderen Ländern setzt nun auch Deutschland die Impfung mit AstraZeneca vorerst aus. Grund dafür sind einzelne Fälle von Blutgerinnseln, die nach Impfungen mit dem Vakzin aufgetreten waren und zum Tode geführt haben.

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Impfen gegen Coronavirus vorerst ohne AstraZeneca

Nach mehreren anderen Ländern (unter anderem Dänemark, Norwegen, Island, Thailand und zuletzt die Niederlande) setzt nun auch Deutschland die Impfung mit AstraZeneca aus. Nach Impfungen in Dänemark sowie Italien und Österreich waren Fälle von Blutgerinnseln festgestellt worden. Vereinzelt gab es auch Todesfälle. Das Paul-Ehrlich-Institut und viele andere Expertengremien stellten fest, dass kein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den Blutgerinnseln erkennbar sei. Deshalb hatte Deutschland AstraZeneca zunächst auch weiter eingesetzt. Heute dann die überraschende Kehrtwende.

Das Bundesgesundheitsministerium teilte am Montagnachmittag (15. März) mit, dass Deutschland vorsorglich die Impfung mit AstraZeneca aussetzt. Es seien in Europa neue Fälle von Thrombosen (Blutgerinnseln) an Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen aufgetaucht. Daher halte das Paul Ehrlich Institut nun weitere Untersuchungen für nötig. Zur Vorsicht werde die Impfung mit AstraZeneca vorerst ausgesetzt.

Impf-Nebenwirkungen in Zahlen

Der Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) wurden bis zum 10. März rund 30 Fälle von Gerinnungsstörungen nach einer AstraZeneca-Impfung gemeldet, und das bei bislang knapp fünf Millionen Geimpften in Europa. "Die Zahl der thrombembolischen Vorfälle bei geimpften Menschen ist nicht höher als die Zahl in der Gesamtbevölkerung", schrieb die Ema in einem Statement. Darin heißt es auch: Die Zahl dieser Vorfälle "bei geimpften Menschen ist nicht höher als die Zahl in der Gesamtbevölkerung". Also: In 0,0006% der Fälle sind Nebenwirkungen aufgetreten.

Laut Paul Ehrlich Institut (PEI) gab es in Deutschland zwischen 27. Dezember und 26. Februar 363.645 AstraZeneca-Impfungen. In 69 Fällen davon wurde nach der Impfung von schwerwiegenden Reaktionen berichtet, schreibt das PEI. Das sind 0,02 Prozent aller Impfungen.

Essen und AstraZeneca: Tausende Corona-Impftermine werden abgesagt

© Radio Essen

In einer ersten Reaktion gegenüber Radio Essen sagte eine Sprecherin der Stadt Essen, dass vorerst alle Impftermine mit AstraZeneca abgesagt werden. Allein bis einschließlich Sonntag seien das rund 5000 Impftermine. Betroffene sollen rechtzeitig eine e-Mail bekommen, sagt die Stadt. Die Mailadressen wurden schon bei der Terminvergabe hinterlegt. Wer schon morgen einen Termin hat und die Mail vorher nicht liest, wird am Impfzentrum auf den Ausfall hingewiesen und wieder nach Hause geschickt, heißt es.

Essen: AstraZeneca-Stopp führt zu Impf-Absagen

Bei den abgesagten Impf-Terminen soll die Uhrzeit für den neuen Termin bestehen bleiben, sagt die Stadt. Nur das Datum werde geändert, wenn die Impfung mit AstraZeneca nachgeholt oder mit einem anderen Impfstoff vorgenommen wird. Betroffen sind vor allem Erzieher:innen und Lehrer:innen, die in der zweiten Impfgruppe sind. Die Impfungen der Essener:innen über 80 Jahre, die ohnehin mit anderen Impfstoffen durchgeführt werden, sollen ganz normal weitergehen.

Wie viele Dosen von AstraZeneca aktuell noch bei uns in Essen lagern oder im Einsatz sind, konnte die Sprecherin nicht genau sagen. Die Bestellungen würden einige Tage im Voraus rausgehen, einen ganz aktuellen Stand zu den Beständen gäbe es deshalb so kurzfristig nicht. Auch wie viele Impf-Dosen der anderen Impfstoffe aktuell noch bei uns in Essen lagern und verimpft werden können, blieb zunächst unklar.

Radio Essen-Stadtreporter: Ersatz-Impfstoff für Impftermin

Unser Radio Essen-Stadtreporter war am Impfzentrum in Rüttenscheid. Er berichtet, dass am Montag noch niemand nach Hause geschickt werden sollte, der einen Impftermin hatte. Stattdessen wurde versucht, alle, die eigentlich mit AstraZeneca geimpft werden sollten, mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer zu impfen. Das gelte aber ausschließlich für den Tag, hieß es vor Ort.

Am Montag sollten hauptsächlich Kindergärtnerinnen und Erzieher geimpft werden. Die haben dann erst mal den begehrten BioNTech-Impfstoff bekommen und waren froh darüber. Die, mit denen unser Reporter gesprochen hat, hätten aber "auch AstraZeneca genommen, ohne zu Zögern", so unser Radio Essen-Stadtreporter Kostas Mitsalis.

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AstraZeneca-Stopp: Wie soll es in Essen weitergehen?

Die Stadt erwartet noch ein Schreiben vom NRW-Gesundheitsministerium. Darin werden weitere Informationen erwartet, wie es mit der Corona-Impfkampagne in Deutschland, NRW und bei uns in Essen weitergehen soll. Bundesgesundheitsminister Spahn sagte gegenüber der "Welt", er hoffe noch im Laufe der Woche auf eine Klärung der Thrombose-Fälle und damit der Frage, ob und wann die Impfungen mit AstraZeneca wieder aufgenommen werden.

Sobald es neue Informationen gibt, hört Ihr das bei Radio Essen im Programm und lest Ihr alles Wichtige auch auf radioessen.de.

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