Essen: kostenpflichtige Corona-Tests = mehr Impfungen?

Auch in Essen sind Corona-Tests nicht mehr kostenlos. Die Politik hatte sich dadurch erhofft, dass sich mehr Menschen gegen Corona impfen lassen. Hat sich das bewahrheitet? Wir haben nachgefragt.

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Essen: Impfung weil Corona-Tests Geld kosten?

Auch in Essen hatten viele Politikerinnen und Politiker gehofft, dass sich durch die Einführung von kostenpflichtigen Tests mehr Leute gegen Corona impfen lassen. Denn: Wer nicht geimpft oder genesen ist, benötigt z.B. für den Restaurant- oder Disko-Besuch einen negativen Corona-Test von einer offiziellen Teststelle. Den gibt es seit dem 11. Oktober allerdings nicht mehr kostenlos. Wir haben bei der Stadt Essen und in Arztpraxen nachgefragt, ob sich der erhoffte Effekt eingestellt hat. Viele Arztpraxen sagen, dass mehr Menschen nach einer Corona-Impfung gefragt haben, seitdem bekannt ist, dass Corona-Tests nicht mehr kostenlos sind.

Kostenpflichtige Corona-Tests: Die Wirkung auf das Impf-Verhalten in Essen

Weil die Corona-Tests jetzt Geld kosten, lassen sich in Essen weniger Menschen auf Corona testen. Das ist ein Effekt der kostenpflichtigen Tests. Die Politik hatte sich dadurch aber auch erhofft, dass sich mehr Menschen gegen Corona impfen lassen. Das können die Ärztinnen und Ärzte in Essen bestätigen, wenn auch nur teilweise. Die Hausarztpraxis am Schloss Borbeck sagt zum Beispiel, dass es am Anfang der Impfkampagne einen regelrechten Run auf die Impfungen gegeben hat. Das war im Sommer 2020. Dann ist die Nachfrage immer weiter nachgelassen. Viele, die eine Impfung haben wollten, haben inzwischen ihre Impfdosen bekommen.

Mit der Einführung der kostenpflichtigen Corona-Tests hat es noch mal kurz einen Aufschwung gegeben. Dr. Annette Fuhr-Horst von der HNO-Praxis-Ruhr Borbeck schätzt, dass sie mit zehn Impfungen täglich rund ein Viertel mehr impft, als zuvor. Bei der Hausarztpraxis Schonnebeck mit Dr. Berndt, Dr. Bayer u.a. hat sich die Zahl der Impfungen sogar verdoppelt. Jan Arnulf Breiderhoff vom Hausarztzentrum am Germaniaplatz in Borbeck erzählt, dass sein Team im Frühjahr täglich 60-100 Impfungen verabreicht hat. Mit der steigenden Impfquote waren es zuletzt noch etwa drei Impfungen täglich, mit Einführung der kostenpflichtigen Tests sind es wieder fünf bis sechs Impfungen am Tag.

Wer sich in Essen gegen Corona impfen lässt

Eine Praxis in Altenessen, die nicht genannt werden will, bringt den Impf-Anreiz so auf den Punkt: Vor allem im Norden der Stadt lassen sich viele dann doch lieber kostenlos impfen, als immer wieder Geld für einen Test zu bezahlen. Den Eindruck bestätigen auch andere Praxen in Altenessen, Borbeck und Schonnebeck.

Im Norden der Stadt lassen sich viele lieber kostenlos impfen, als immer wieder Geld für einen Test zu bezahlen.

Bei anderen Praxen, vor allem im Essener Süden, ist dagegen kein Anstieg zu spüren oder nur ganz kurzfristig mal. Das bestätigen z.B. die Praxis Maria Inarejo in Stadtwald, die Hausarztpraxis Dr. Petra Azhari in Heisingen und die Hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Rellinghausen. Die Einkommen und zum Teil auch die Impfquoten sind dort aber im Schnitt auch höher. Hier werde eher nach der dritten, sogenannten "Booster-Impfung" gefragt. Andere lassen sich nachträglich impfen. Dazu gehören zum Beispiel Schwangere oder Genesene, die noch nicht gegen Corona geimpft werden konnten.

Corona-Impfung: Was die Stadt Essen sagt

Die Stadt Essen bietet weiterhin Impf-Aktionen an, zum Beispiel in den Stadtteilen. Sie sagt, dass der Zulauf darauf verschieden sei. Bei der Impf-Aktion an der Tafel im Südostviertel hätten sich viele über das Angebot gefreut und gesagt, dass sie das auch Bekannten weitersagen. Hier wurden 350 geimpft, davon 208 mit einer Erstimpfung. Auch beim "Shoppen und Impfen" in der Innenstadt sei der Zulauf gut gewesen (471 Impfungen insgesamt, davon 251 Erstimpfungen). Bei anderen Aktionen hätte mehr los sein können, so eine Sprecherin der Stadt Essen. Allein in der ersten Oktoberwoche wurden bei den Impfaktionen in den Stadtteilen insgesamt 821 Menschen geimpft, 459 davon waren Erstimpfungen. Insgesamt wurden bei sämtlichen bisherigen Impfaktionen in den Stadtteilen 18.712 Impfungen durchgeführt, davon 10.541 Erstimpfungen.

Das Impfzentrum in Rüttenscheid wurde Ende September geschlossen. Laut Stadt liegt die Impfquote im Moment bei 71,5%. In Essen sind also rund 419.000 Menschen geimpft (Stand 21. Oktober).

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