Coronavirus: Studie der Uniklinik Essen mit neuen Details

Die Uniklinik in Holsterhausen hat neue Erkenntnisse über das Coronavirus. Das Ergebnis dieser Studie könnte die Therapie beeinflussen.

Ein Test für das Krankheitsbild des 2019-nCoV (Symbolbild).
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Uniklinik Essen: Blutwerte erlauben Prognose über Covid-19-Verlauf

Wie schwer eine Covid-19-Erkrankung verläuft, lässt sich in einer Studie der Uniklik Essen schon früh an zwei Typen von Abwehrzellen im Blut vorhersagen. Für die Studie wurden 40 Covid-19-Patienten im chinesischen Wuhan getestet, wo das Virus erstmals aufgetreten war. Die Befunde seien in Deutschland bei mehreren Patienten bestätigt worden, sagt Ko-Autor Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Essen und Vizepräsident der Gesellschaft für Virologie.

Bei einem der beiden Immunzell-Typen handelt es sich laut Dittmer um sogenannte Killer-T-Zellen mit einem bestimmten Oberflächenmarker (CD8). Sie töten virusinfizierte Körperzellen ab und unterbrechen damit die Vermehrung des Coronavirus Sars-CoV-2. "Wenn die Patienten nur wenige von diesen Zellen haben, haben sie ein hohes Risiko, schwere Symptome wie etwa eine Lungenentzündung oder Gerinnungsstörungen zu entwickeln", erläutert Dittmer.

Der andere Zelltyp sind sogenannte Neutrophile. "Die sind eigentlich dafür da, Bakterien abzuwehren. Sie können aber auch T-Zellen in ihrer Funktion unterdrücken." Demnach wurden in Blutproben mit vielen Neutrophilen nur wenige T-Zellen gefunden, was mit einem schwereren Krankheitsverlauf verbunden war.

© Annika Honnef/Radio Essen
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Coronavirus: Patienten mit Vorerkrankungen besonders betroffen

"Besonders betroffen hat das Patienten mit Vorerkrankungen, die dazu führen, dass die Anzahl der T-Zellen abnimmt, etwa Patienten nach Transplantationen, die Medikamente zur Unterdrückung von Abstoßungsreaktionen erhalten", sagt Dittmer. Betroffen seien auch Krebspatienten unter einer Chemotherapie, ältere Menschen, bei denen die Zahl der T-Zellen altersbedingt abnehme, oder fettleibige Patienten. "Man weiß, dass übergewichtige Personen schwächere und weniger T-Zellen haben." An der Uniklinik Essen habe es sich bei mehr als 70 Prozent der schweren Covid-19-Verläufe um übergewichtige Männer gehandelt.

Studie der Uniklinik Essen könnte Therapie verändern

Für die Therapie heißt das: Man könnte am Anfang einer Infektion versuchen, die Killer-T-Zellen zu stimulieren - das könnten etwa bestimmte Impfstoffe. Auch die Vitamine A und C könnten die Funktion der T-Zellen verbessern. Bei Transplantierten könne man die Dosis der Medikamente zur Abwehrunterdrückung senken, bei Krebspatienten müsste man im Fall einer Sars-CoV-2-Infektion die Chemotherapie unterbrechen. Dittmer betonte, dass eine eingehendere Studie dazu in Deutschland mittlerweile schwierig sei, da es zum Glück nicht mehr genügend Patienten gebe. So habe es etwa in der letzten Maiwoche an der Uniklinik Essen keine einzige Covid-19-Neuaufnahme gegeben, in der ersten Juniwoche nur eine.

(Quelle: dpa)

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