Anschlag aufs Stadion in Essen: Polizei trainiert Ernstfall

Die Polizei Essen hat für ein Horrorszenario trainiert, was hoffentlich nie Realität wird: Ein Anschlag auf die Fankurve im Fußballstadion. So lief die Übung.

© Justin Brosch

Polizei Essen übt Anschlag aufs Stadion an der Hafenstraße

Im Stadion an der Hafenstraße in Bergeborbeck wurde es am Sonntag (24. August) laut. Ein Knall, Schreie, Panik. Es wurde für den Ernsthaft geübt. Für einen Ernstfall, den es hoffentlich nie geben wird. Polizei, Feuerwehr und Johanniter haben einen Anschlag auf die Fankurve im Stadion durchgespielt. Knapp 400 Freiwillige haben sich dafür als Fans in die Westkurve gestellt, alles Polizei-Azubis oder junge Mitglieder der Johanniter. Jeder hat bestimmte Rollen bekommen: Unbeteiligte Fans, verletzte oder gar schwerverletzte Opfer und Täter. Von außen kamen später noch besorgte Angehörige oder Journalisten dazu. Eine selten gesehene Größenordnung, die aber wichtig ist, wie Polizeipräsident Andreas Stüve zu Beginn erklärt:

"Wir glauben, dass es absolut notwendig ist, vorbereitet zu sein. Das ist Teil der Polizei-DNA, Szenarien zu durchdenken und sich darauf vorzubereiten. Immer in der Hoffnung natürlich, dass wir das Gelernte nicht anwenden müssen. Aber da kann man sich nie sicher sein."

Weiter sagt Stüve:

"Ob alle Zähne ineinandergreifen, weiß man erst, wenn man es ausprobiert."

Das war auch die Besonderheit der Übung: Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr wurden vorher nicht informiert. Sie sind also von dieser Übung überrascht worden und konnten sich nicht vorbereiten. Möglichst realitätsnah sollte alles ablaufen.

Übung in Essen: Knall, Schreie, Verletzte

Die Übung beginnt mit einem lauten Knall in der Fankurve. Ein Feuer bricht aus, die Fangesänge verstummen. Menschen beginnen zu schreien, rennen durcheinander und verlassen das Stadion. Fans bluten an den Armen, haben Wunden an den Beinen oder am Kopf. Andere sind traumatisiert, hören kaum noch oder haben ihre Freunde verloren. Die Freiwilligen legen sich ordentlich ins Zeug, krümmen sich auf dem Boden oder verlieren die Geduld. Die Opfer wurden vorher von den Johannitern geschminkt, damit die Verletzungen auch realistisch versorgt werden können. Die vorab nicht informierten Rettungskräfte in der Stadt rücken aus. Die Polizei sperrt schnell den Bereich vor der Fankurve. Und genau jetzt beginnt die große Schwierigkeit, wie Polizeisprecher Hendrik Heyer erklärt:

"Das Schwierige ist, dass Feuerwehr und Rettungsdienst ein anderes Ziel haben als die Polizei. Wir wollen Informationen erlangen und Täter finden. Der Rettungsdienst möchte die Verletzten versorgen, mit denen wir aber sprechen wollen."

Wichtig sind also die Absprachen und auch die Abläufe. Werden genug Kräfte nachgeordert, auch zur richtigen Zeit? Fehler sind erlaubt, daraus wird gelernt.

© Radio Essen

Polizei Essen zieht positives Fazit

Eines der Opfer hält es nicht mehr aus und sucht seine Freundin. Das Ticket zum Spiel hatte er ihr doch erst geschenkt, jetzt ist sie verletzt. Andere wollen einen möglichen Täter gesehen haben und sprechen mit der Polizei. Wieder andere fragen sich, warum sie nicht gehen dürfen: "Wir haben doch gar nichts gemacht". Als einer der Schauspieler wiederholt probiert, die Polizeikette zu durchbrechen, wird er zu Boden gebracht. Später greift die Polizei ein und nimmt einen Mann fest. An anderer Stelle machen die Rettungskräfte den Verletzten Mut. Alle werden versorgt.

Es entsteht der Eindruck: Die Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst wissen, was zu tun ist. Viele verschiedene Aufgaben wurden durchgespielt, der Stadionbesuch soll weiterhin sicher sein. Carina Fischer, Leiterin der Polizeiinspektion im Essener Norden, zieht ein positives Fazit:

"Mit der Übung haben wir eine enorme Dynamik und realitätsnahe Stimmung entfalten können. Die Kollegen sind richtig in Wallung und ins Schwitzen gekommen. Sie haben super aktiv und fleißig gearbeitet."

Natürlich seien auch Dinge aufgefallen, die nicht ganz optimal liefen.

"Wie immer bei einer Übung werden wir das jetzt umsetzen und optimieren. Das werden wir jetzt angehen. Im Gesamten sind wir sehr zufrieden und es hat gut funktioniert."

Täter und Opfer bei Übung in Essen: "Hat Spaß gemacht"

Kevin von den Johannitern hat für diese Übung mal die Seiten gewechselt. Mit einer Wunde am Kopf war er nicht nur Opfer sondern auch einer von mehreren Anschlagstätern.

"Ich habe mich gut behandelt gefühlt. Ich habe aber natürlich auch versucht, erstmal im Hintergrund zu bleiben, damit man mich nicht sofort enttarnt. In meinen Augen ist die Übung gut gelaufen."

Und weil es am Ende des Tages nur eine Übung war, durfte der Spaß natürlich auch nicht zu kurz kommen:

"Auf jeden Fall macht das auch Spaß. Gerade wenn man mal von der anderen Seite zugucken kann und gucken kann, wie die Kollegen und die Polizei zusammen arbeiten. War gut!"

Ein Fazit, was vermutlich alle Beteiligten ziehen.

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