RWE trifft unter kuriosen Vorzeichen auf Osnabrück

Wenn Rot-Weiss Essen am Sonntag (15. Dezember) auf den VfL Osnabrück trifft, ist es kein ganz normales Fußballspiel der 3. Liga. Es ist ein Kellerduell unter kuriosen Vorzeichen. Was der neue Trainer Uwe Koschinat jetzt fordert.

© Thorsten Tillmann / FUNKE Foto Services

Rot-Weiss Essen beim VfL Osnabrück: Verlieren verboten

Nein, diese Konstellation hat auch Uwe Koschinat noch nicht erlebt. Trotz fünf Trainerstationen im Profifußball und weit über 400 Spielen auf der Trainerbank kann sich der neue Cheftrainer von Rot-Weiss Essen nicht daran erinnern, das erste Spiel mal unter solchen kuriosen Voraussetzungen bestritten zu haben. Seine sechste Station beginnt für den 53-Jährigen mit einem Auswärtsspiel bei seinem Ex-Verein VfL Osnabrück. Beim Tabellenletzten musste Koschinat erst Ende September die Trainerbank räumen. "Ich war Teil der Problematik", gesteht der Fußballlehrer bemerkenswert offen.

Dass er aber bei weitem nicht das einzige Problem war, belegt die aktuelle Situation in Osnabrück, die das Aufeinandertreffen noch kurioser macht. So musste auch in Osnabrück unter der Woche das gesamte Trainerteam gehen, zusammen mit dem Sport-Geschäftsführer Philipp Kaufmann. Neu auf der Bank in Osnabrück sitzt Marco Antwerpen, ebenfalls ein Mann mit viel Erfahrung im Trainerjob. Es ist ein Duell mit vielen Fragezeichen, nur eins ist klar: Verlieren dürfen beide Mannschaften nicht.

Rot-Weiss Essen: Das sagt der Sportdirektor zur Trainerentlassung

Bei Rot-Weiss Essen wird nach vorne geschaut. Über die Gründe der Trennung von Christoph Dabrowski, der länger als viele seiner Vorgänger im Amt blieb, wollte Sportchef Christian Flüthmann nicht mehr reden. Leicht fiel Flüthmann, selbst als Trainer mal in Braunschweig entlassen, die Entscheidung aber nicht:

"So etwas ist nie schön. Als Sportdirektor muss ich dann dem Trainer so eine Nachricht mitteilen, das ist nicht angenehm, weil natürlich der Mensch dahintersteht. Aber das muss man im Fußballgeschäft trennen, weil es immer um die Situation und den Verein geht."

Den Verein soll jetzt Uwe Koschinat vor dem Abstieg bewahren. Der neue Trainer versprüht in den ersten Tagen großen Tatendrang. Kurze Nächte und lange Tage seien das, was er braucht, sagte der Trainer bei seiner Vorstellung. Einst stand für Fortuna Köln beim letzten Spiel im Georg-Melches-Stadion an der Seitenlinie. Durch seinen Berater, dem ehemaligen RWE-Vorstandsmitglied Markus Buchberger, war immer eine Verbindung zu Rot-Weiss da. Essens Kaderplaner Marcus Steegmann coachte Koschinat als Co-Trainer in Koblenz.

Rot-Weiss Essen soll wieder offensiver spielen

Aber für was steht der neue RWE-Trainer Uwe Koschinat? Das hat er im Radio Essen-Interview verraten:

"Ich möchte dafür stehen, dass meine Mannschaft maximal gut organisiert ist. Dass sie aus der Organisation heraus möglichst immer und permanent nach vorne spielt. Ich bin mit Sicherheit nicht derjenige, der sich über ganz lange Ballbesitzzeiten definiert, das ist nicht meine Art von Fußball."

Und weiter:

"Es geht darum viele Zweikämpfe zu organisieren. Die nur einzufordern funktioniert nicht, man muss es gut organisieren. Spieler müssen wissen, in welchen Zonen es krachen muss. Dann weiß ich, dass man über diesen Fußball die Hafenstraße mitnehmen kann.“

Ein Problem, was Koschinat bereits ausmachte: Die Essener kassieren zu viele rote Karten. Koschinats Mannschaften in der Vergangenheit waren hart, aber fair, so der Trainer. Er fordert vor allem Mut und sieht sich selbst außerdem als einen Experten für Standardsituationen.

Neuer RWE-Trainer Koschinat sieht Führungsspieler gefordert, Arslan fehlt

Allein viel Zeit bleibt dem Trainer nicht. Trotz nur drei Trainingstagen ist Uwe Koschinat zuversichtlich, obwohl die Personalsituation angenehmer sein könnte. Mit Rios-Alonso und Kraulich fehlen zwei Innenverteidiger gesperrt. Dafür bekommt Mustafa Kourouma eine Chance. Hinter Torben Müsel steht ein Fragezeichen, für ihn könnte Thomas Eisfeld vom neuen Trainer wieder mehr Beachtung kriegen.

Am späten Samstagabend (14. Dezember) gab der Verein auch noch bekannt, dass Ahmet Arslan mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel ausfällt. Bittere Nachricht für Koschinat und RWE.

Wieder dabei sind Kapitän Schultz nach Sperre und Stürmer Moussa Doumbouya, für den die Startelf nach langer Verletzungspause aber noch zu früh kommt.

Beim Duell Letzter gegen Drittletzter müssen beide Mannschaften unbedingt gewinnen. Das Schicksal allein von diesem Spiel abhängig machen, möchte Koschinat aber nicht. Dennoch gab er eine klare Zielsetzung vor: Mehr Klarheit und Aggressivität im Spiel nach vorne. Die Eindrücke aus dem Training seien gut, im Spiel folge jetzt der Stresstest. Einen klaren Appell richtete der neue Coach, auch in Einzelgesprächen, an die Führungsspieler:

"Ich habe eine extreme Klarheit in den Anforderungen an die Mannschaft. Es gab viele Einzelgespräche, vor allem mit denjenigen, von denen ich erwarte, dass sie ein Stück weit für Rot-Weiss Essen den Kopf aus dem Wasser strecken. Dass sie vorangehen, dass sie Verantwortungen übernehmen, dass sie aber auch Spaß daran haben, eine Mannschaft zu führen.“

Seinem ehemaligen Verein zollte Koschinat Respekt. Grundsätzlich wolle er nie ein schlechtes Wort über einen Ex-Verein verlieren. Durch den neuen Trainer auf Seiten der Osnabrücker kann Koschinat sein Team sowieso nur auf individuelle Stärken der Gegenspieler vorbereiten, taktisch tappt auch er im Dunkeln.

Grundsätzlich habe Osnabrück großes Potenzial, allein die Spieler kriegen ihre PS noch nicht auf die Straße, so der 53-Jährige. Besonders hob er die Offensivspieler Engelhardt und Simakala hervor, die auch in der 3. Liga absolute Unterschiedsspieler sein können.

Bleibt zu hoffen, dass am Spieltag erstmal die Spieler von Rot-Weiss Essen wieder ihre vollen PS aufs Feld bringen. Anstoß ist am Sonntag (15. Dezember) um 16:30 Uhr. 1.400 Fans werden die Essener im Kellerduell unterstützen. Bei Radio Essen verpasst Ihr nichts, auch wir berichten live aus dem Stadion.

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