Ruhrpott-Deutsch
Veröffentlicht: Dienstag, 23.07.2019 16:46
Ruhrpott-Deutsch is dat wat wa hier im Pott am labern sind! Der Duden hat da nicht viel mit zu tun, aber den brauchen wir auch nicht, um uns Ruhrpott-Seelen richtig untereinander zu verständigen. Radio Essen hat für Euch die Top Ruhrpott-Wörter und Sprüche gesammelt. Kennt Ihr alle?
Der Ruhrie ist ein ganz eigener Mensch - und seine Sprache sowieso. "Dat" und "Wat" sind nur der Anfang. Kaum jemand kann mit Begriffen wie "Aalschleppe" (Kelle mit langem Stiel), "Doernelken" (Frau ohne Kleidungsstil) oder "Kröer" (abwertend für: Hund) was anfangen. Andere Begriffe sind da schon geläufiger: "Knorke" bedeutet zum Beispiel "gut", "Fluppe" ist die Zigarette oder die "Pofe" der Ort, an dem man schläft. Wir haben uns genauer mit der Sprache beschäftigt.
Wie gut spricht der Essener Ruhrpott-Deutsch?
Dat und Wat kann jeder. Oder so paar Wortverkürzungen, wie "Hömma" oder "Komma". Was fällt Euch denn noch so ein an Ruhrpott-Wörtern?
Unser Stadtreporter Nick von Przewoski fühlt sich bewandt genug, Euch einen kurzen Sprachkurs in Ruhrpott-Deutsch zu geben.
Ruhrpott für Anfänger
Bruno "Günna" Knust ist Kabarettist in Dortmund, lebt und tritt dort seit vielen vielen Jahren auf. Dazu hat er das Buch "Ruhrpott für Anfänger" geschrieben. Darin wird schnell klar, wir Ruhries nehmen uns selbst nicht immer so ernst, aber unsere Sprache, das Ruhrpott-Deutsch, das nehmen wir sehr ernst. Da kenn wa nix, wenn uns da jemand blöd kommt. Radio Essen-Moderator Timm Schröder hat die Pott-Sprache mit Knust geqatscht.
Top 10 der Ruhrpott-Wörter
Datt gibbet doch gar nich! Doch! Wir ham datt Beste vom Besten!
Dank Euch, unsere vielen Radio Essen-Hörer und Facebook-Nutzer, haben wir über 1.000 Kommentare und Beiträge zum Thema "Ruhrpottsprache" bekommen. Wir haben deshalb die besten Sprüche und Begriffe herausgesucht und die beliebtesten hier zusammengefasst.
Platz 10: Dat Schoss
Gemeint ist die Schublade. Oft wird "Schoss" auch in Verbindung mit folgendem gebracht: "Du hast doch ein Schoss auf!" Das meint wiederum, dass jemand nicht alle Tassen im Schrank hat, also verrückt oder bekloppt ist.
Platz 9: wacker
"Wacker" heißt so viel wie "schnell". Wird aber kaum noch ernsthaft benutzt, außer wenn es wirklich wichtig ist, wie zum Beispiel hier: "Komma wacker nache Omma, da gibbet Kränzchen!" Wacker wird hier benutzt, um dem Gesprächspartner Druck zu machen, dass er sich schleunigst zu seiner Großmutter bewegen soll.
Platz 8: Komma
Häufig auch in Verbindung mit dem Wort "her". Also: "Komma her!". Kann aber auch beliebig erweitert werden. Zum Beispiel: "Komma bitte eben kurz her zu die Omma!". "Komma" ist die Kurzform von "Komm' mal" und ein Imperativ, also eine Befehlsform.
Platz 7: Pittermesser
Auch "Hümmelken" genannt. Ist ein kleines Messer zum Schälen und Schneiden von Obst und Gemüse. Wird aber auch oft dazu benutzt, Verpackungen zu öffnen oder Dreck von Gegenständen abzukratzen. Das "Pittermesser" ist also ein richtiges Universalwerkzeug.
Platz 6: Klümpkes
"Klümpkes" ist die liebevolle Bezeichnung von "Bonbons". "Klümpkes" gibt es an der "Bude" zu kaufen und sind für wenige "Ocken" zu haben. Darüber freut sich jedes Kind und kaum ein Zahnarzt.
Platz 5: Fisimatenten
Der Begriff kommt ursprünglich aus der Zeit der französischen Besatzung des Rheinlandes und bezieht sich auf die Aufforderung französischer Soldaten an deutsche Frauen: "Visite ma tênte" - Besuche mich in meinem Zelt. Im Ruhrgebiet wierd der Begriff oft falsch ausgesprochen. Zum Beispiel: "Mach ma keine fiesen Matenten!".
Platz 4: Dat Blach
Eher negative Bezeichnung für das Kind. "Blach" wird oft abwertend aufgefasst. Es beschreibt ein unerzogenes und unhöfliches (kleines) Kind, dass gegen viele Regeln verstößt und einfach nur nervig scheint. Vorrangig Erwachsene regen sich ständig über das Blach auf.
Platz 3: Dat Mopped
"Das Mopped" hat zwei Bedeutungen. Zum einen ist das Mofa, also das kleine Motorrad, gemeint. Auf der anderen Seite ist das "Mopped" ein Universalbegriff für viele Gegenstände. Vor allem für die Gegenstände, dessen Name einem zwar auf der Zunge liegt, aber aus Faulheitsgründen einfach auf das "Mopped" ausgewichen wird. Beispiel: "Gimma bitte das Mopped da vorne!" - Könnte jeder Gegenstand sein, deshalb ist es wichtig, dass der Gesprächspartner noch mal nachfragt, was gemeint ist.
Platz 2: Knifte
Stellvertretend für viele Begriffe, die das Butterbrot beschreiben. Dazu gehören auch "Dubbel", "Stulle" und "Bütterken". Wird meist mit Wurst oder Käse belegt. Auf Baustellen sind auch oft Kniften mit "Maurermarmelade", also Zwiebelmett, zu finden.
Platz 1: Hömma
DAS Wort des Ruhrpottdeutschs. "Hömma" wird oft benutzt, um Aufmerksamkeit zu erregen. "Hömma" steht meist am Satzanfang, kann aber auch am Satzende stehen. Beispiel: "Hömma, hasse datt mitbekommen?" oder "Hasse datt mitbekommen, hömma?". Effektiver ist oft die erste Variante. Mit der richtigen Betonung wird einem sofort Aufmerksamkeit geschenkt.
Top 5 der Ruhrpott-Sprüche
Platz 5: Wie geht et? Muss.
Ein Klassiker des Smalltalks. Die Betonung liegt aber eher auf "Small" als auf "Talk". "Wie geht et? Muss." geht immer. Die Antwort "Muss" bietet viel Raum für Interpretationen. Von "Mir geht es ganz gut" bis "Mir geht es nicht so gut" ist alles dabei. Meist folgt deswegen eine weitere Frage. Sie lautet dann oft: "Watt heißt muss?". Abgezockte Typen antworten dann "Muss eben."
Platz 4: Dann hat dein Föttken Kirmes!
"Föttchen" heißt Po. Kirmes dürfte klar sein. Und jeder, der schon mal auf einer Kirmes war, weiß, was da los ist. Wilde Achterbahnen und bunte Lichter, viele Farben. Nicht zu vergessen: "Hau den Lukas". "Dann hat dein Föttchen Kirmes!" ist wohl eher als Drohung zu verstehen.
Platz 3: Jetzt is Schicht im Schacht!
Wohl der Spruch mit dem besten Bezug zum Ruhrgebiet. "Schicht im Schacht" hieß Untertage "Feierabend". Auch heute ist "Schicht im Schacht" die Bedeutung für etwas, das zu Ende geht. Das kann sowohl positiv ("Ich habe für heute Schicht im Schacht auffe Maloche), als auch negativ sein ("So Kinners, für heute is Schicht im Schacht, ab inne Pofe!").
Platz 2: Mach die Mäh ma ei!
Erst mal müssen die einzelnen Wörter übersetzt werden. "Mäh" heißt Schaf. "Ei machen" heißt streicheln. Jetzt wird deutllich, was gesagt werden soll. "Ei machen" ist Kindersprache, die fast ausschließlich nur von Erwachsenen benutzt wird. Hier fordert ein Erwachsener ein Kind auf, das Schaf zu streicheln. Oft würde das Kind diesen Befehl aber auch in normaler Sprache verstehen.
Platz 1: Komma bei mich bei!
Herrlicher grammatikalischer Totalschaden. Um den Satz komplett zu analysieren, fehlen Zeit und Raum. Vor allem, wenn noch das Wort "Omma" dazu kommt: "Komma wacker bei die Omma bei". Obwohl bei diesem Klassiker so viel falsch läuft, versteht trotzdem jeder Ruhrie, was gemeint ist. Für alle die, die nicht verstehen, worum es geht, hier die Übersetzung: "Komm' mal bitte schnell zu mir!"