Insektenforscher in Essen: Das hilft wirklich gegen Mücken, Wespen und Zecken

Sie verderben einem den schönen Kuchen-Nachmittag, die Wanderung durchs Grüne oder das Entspannen an der Ruhr: Wespen, Zecken und Mücken. Wir haben mit einem Insektenforscher Halbwahrheiten aus der Welt geräumt und nach echten Tipps gefragt.

© (C) Pfizer / zecken.de

Mehr Stechmücken in Essen als sonst? Das sagt ein Insektenforscher

Manchmal stechen sie beinahe unbemerkt, manchmal erwischt man sie, wenn sie gerade unser Blut wollten: Stechmücken. Ob es mehr Mücken in Essen dieses Jahr gibt, kann man gar nicht sagen.

"Diese Tendenz hört man jedes Jahr. Wir haben kein vernünftiges Insekten-Monitoring. Wir erfassen das gar nicht", sagt der Insektenforscher Thomas Hörren im Radio Essen-Interview mit Stadtreporterin Antonia Weiß.

Welche Arten besonders stark unterwegs sind, kann man auch nicht sagen. Die meisten der 3000 Mückenarten interessieren sich auch gar nicht für Blut. Das Problem sind die Stechmücken. Die Weibchen brauchen das Blut, um Eier zu produzieren. Das hat nämlich viele Proteine, die die Stechmücken brauchen. Von denen gibt es aber knapp 100 Arten. Dass manche Mückenstiche besonders starke Rötungen, Schwellungen und Juckreiz auslösen, liegt aber nicht an der Stechmücke selbst, sondern am eigenen Körper des Menschen. Jedes Immunsystem reagiert unterschiedlich stark auf so einen Stich. Schlimm werden sie vor allem wenn man kratzt und die Stiche aufgehen. Dann besteht die Gefahr das Dreck und damit Bakterien in die Wunde geraten, sagt Hörren.

Insektenforscher aus Essen über die asiatische Tigermücke

Schon seit einigen Jahren ist bei uns in Deutschland die asiatische Tigermücke unterwegs. Sie zählt zu den invasiven Arten. Der Stich tut nicht mehr weh, als andere Stiche, sagt uns Hörren. In anderen Regionen der Erde werden allerdings durch diese Mückenart gefährliche Krankheiten, zum Beispiel unterschiedliche Malaria-Erreger, übertragen. Dazu der Insektenforscher:

"Wir haben gerade eigentlich die glückliche Situation, dass wir bei uns die ersten Jahrhunderte erleben, wo wir kein Malaria haben. Das ist 150-200 Jahre her, dass wir Malaria nicht in Deutschland haben. Da haben wir es noch gut. Aber man sorgt sich natürlich vor unterschiedlichen Krankheiten, die in den nächsten Monaten oder Jahren auftauchen können."

Man erkennt die asiatische Tigermücke daran, dass sie etwas größer ist und ein bisschen auffälliger gezeichnet. Um eine Ausbreitung einzudämmen, bäruchte es ein Insekten-Monitoring. "Man merkt sowas immer, wenn es zu spät ist", sagt Hörren. Mit einem Monitoring könnte man vieles besser ableiten. Es gebe bisher wenige Projekte, bei denen Mücken "gemonitored" werden. Hier könne die Biodiversitätsforschung enger mit der Medizin zusammenarbeiten, sagt Hörren.

Eigene kleine Gewässer in Essen im Blick behalten

Die asiatische Tigermücke wird vor allem von Gewässern angezogen. Hat man also einen eigenen Garten, ist es ratsam, unnötige kleine Gewässer wie volle Regenrinnen, Gießkannen mit Wasser oder Blumenuntersetzer zu vermeiden - zumindest wenn das Wasser 2-3 Wochen steht. Dann hilft: Einfach alle paar Tage das Wasser austauschen. Die Mücken bräuchten auch eine gewisse Zeit zum Heranwachsen. So unterbricht man das Ganze. Hörren hatte selbst auch schon eine asiatische Tigermücke bei sich und hat sie daraufhin eingeschickt. Es gibt immer wieder eigeninitiative Projekte dazu, um die Wissenschaft dahingehend zu fördern. In NRW sei schon mehrmals aufgetreten. Generell sei die Zahl der übertragenen Stechmücken auf einem so niedrigen Niveau, wie noch nie. Einige Jahrhunderte früher gab es deutlich mehr übertragene Viren durch Stechmücken. Es gibt aber auch ein Aber: Denn eine Ausbreitung geht rasend schnell.

"Die Stechmücken sind sehr gut flugfähig. Es reicht wenn mehrere Menschen gestochen werden und krank werden", sagt Insektenforscher Hörren. Das beobachte man mit Sorge, denn wir haben grundsätzlich Organismen hier, die solche Erreger übertragen können.

Stechmücken: So könnt Ihr Euch in Essen schützen

Hausmittel seien nach wie vor gut. Und auch hier gilt der Tipp: Keine verstopften Regenrinnen zulassen, denn die lieben sie. Und von dort zum Beispiel suchen sie dann auch den Weg zu uns. Die Stechmücken mögen natürlich auch bestimmte Zeiten am Tag. Gerade an schwülen Sommertagen seien sie gerne im Wald unterwegs. Da lohne sich eher der Spaziergang abends bei Dunkelheit. Oder in der Wohnung oder in der Essener Innenstadt aufhalten. An Flüssen und anderen Gewässern empfiehlt der Insektenforscher sich nur bis zum späten Nachmittag aufzuhalten. In den frühen Abendstunden sei die Wahrscheinlichkeit für Stiche hier höher.

Bei Insektenschutzsprays gilt die Regel: Der Schutz ist immer etwas kleiner als angegeben. Steht also 2 Stunden Wirkzeit drauf, schützt das Spray effektiv nur knapp eine halbe Stunde. "Ganz schützen geht sowieso nicht", sagt Hörren. Und klärt in diesem Zuge auch auf: Das Licht beim Lüften abends auszulassen hilft! Wespen würden zum Beispiel ans Licht fliegen. Das suggeriert den Tieren, es wäre wieder Tag. Funktioniert übrigens auch umgekehrt: Um Wespen oder Hornissen wieder aus dem Raum zu lassen: Fenster auf und Licht aus. Das helfe meist schon. Stechmücken würden eher von Duftstoffen angezogen werden.

© Radio Essen

Wespen: Wofür sie eigentlich gut sind und was hilft

Im Sommer sind vielen Menschen auch die Wespen lästig. Da stellt sich schnell die Frage: "Wofür sind eigentlich Wespen gut?" Dazu Insektenforscher Hörren: "Das sind wichtige Organismen, um andere Organismen zu fressen." Sie fressen also auch die Insekten, die uns ebenfalls lästig sind. Es sind nur zwei Arten, die uns oft stören: Die gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die deutsche Wespe (Vespula germanica). Was hilft? "Am besten einen Ablenkungsbereich mit Marmelade schaffen. Was auch hilft sind Sprühflaschen mit normalem Wasser. Wenn die Tiere denken, dass es regnet, meiden sie diese Bereiche." Auf gar keinen Fall hektisch werden und nach den Wespen schlagen, rät Thomas Hörren. Die Panik sei oft auf schlechte Erfahrungen in der Kindheit zurückzuführen, die nicht aufgearbeitet wurden. Deshalb sei es wichtig, mutig zu sein und zu beobachten, wie sich die Wespe verhält - vor allem wenn man ruhig bleibe und langsame Bewegungen mache.

Zecken in Essen: Das hilft im Akutfall

Was Zecken betrifft räumt der Insektenforscher direkt mit einem Irrglauben auf: Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen.

"Wir streifen sie vor allem beim Laufen von Gräsern runter. Da strecken sie die Beine ab. Sobald man vorbeiläuft, halten sie sich fest und klettern an einem hoch." Deshalb sei es wichtig, sich gründlich abzusuchen. Habe man dann doch mal einen Biss, rät der Insektenforscher auch hier, Ruhe zu bewahren. Meistens seien es junge Tiere. Wichtig sei es, sie zeitnah herauszuziehen oder herausziehen zu lassen - je nach Ort am Körper. Und dann möglichst weit unten am Kopf greifen und kräftig herausziehen, ohne die Zecke zu zerdrücken oder auseinander zu reißen. Wenn sich ein rötlicher Rand bildet, am besten zum Arzt. Das kann ein Zeichen für eine Infektion sein.

Wichtig seien auch die Zeckenschutz-Impfungen, wie zum Beispiel gegen FSME. Und: Lieber vorher informieren, um im Akutfall schnell handeln zu können. Dass sich die kleinen schwarzen Tiere gerne an warme Körperstellen setzen, stimmt. Vor allem dahin, wo die Haut weicher ist. Denn da kommen die Tiere besser durch die Haut durch. Es gibt aber auch Unterschiede bei den Zecken selbst: Man unterscheidet zwischen erwachsenen Zecken und Jung-Tieren. Gerade die jungen Tiere seien dann an den weichen Stellen zu finden.

Mehr Nachrichten aus Essen


Weitere Meldungen

skyline