Forensik in Essen soll neu gebaut werden - Anwohner sorgen sich
Veröffentlicht: Donnerstag, 28.08.2025 15:16
In Essen soll eine neue Forensik für psychisch kranke Strafgefangene gebaut werden. Anwohnerinnen und Anwohner wissen das schon länger und wehren sich nicht dagegen. Sie sind aber geschockt, weil die Baupläne viel umfangreicher sind als erwartet.

Große freie Fläche in Essen soll zubetoniert werden
Geschockt und entsetzt sind Anwohnerinnen und Anwohner in Essen rund um die Barkhovenallee. In Heidhausen wird gerade darüber diskutiert, wie groß die neue Forensik an der Straße werden soll. Im Moment steht dort versteckt hinter Bäumen die alte psychiatrische Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland. Bisher glaubten die Anwohnerinnen und Anwohner, dass dort auf dem Gelände die Gebäude und Sicherungen für die neue Forensik entstehen sollen. Damit könnten alle auch sehr gut weiterleben. Aber jetzt haben Nachbarn einige Arbeiter beobachtet, die Bohrungen durchgeführt haben, und Pläne für den Neubau gesehen. Demnach soll fast das gesamte Gelände bebaut werden, fürchten sie. Bei einem Treffen mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl schildern vier Anwohnerinnen und Anwohner - Conny, Melanie, Frank und Werner - was das alles für sie bedeutet.
Forensik in Essen wird viel Platz brauchen
Für die neue Forensik in Essen wird anscheinend viel Platz gebraucht. Die Pläne, wie groß die Gebäude, wie hoch die Mauern und wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter parken werden, gibt es offiziell noch nicht. Bisher war im Rat der Stadt Essen nur vage von der Forensik die Rede. Nur die Zahl der Insassinnen ist bekannt. 69 psychisch kranke Straftäterinnen sollen dort untergebracht werden. Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist zuständig für solche Einrichtungen. Den Betrieb übernimmt später der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Dem LVR gehört auch das Grundstück mitsamt der großen Flächen rundherum. Die reichen von der Barkhovenallee bis zur Straße In der Piepenbrock auf der einen Seite und auf der anderen bis zu einem kleinen Feldweg. Bisher bestellt der benachbarte Bauer das Feld und auf der Wiese nebenan weiden unter den Apfelbäumen die Pferde einer anderen Nachbarin. Für Kinder und Hunde gibt es viel Platz zum Spielen. Während unseres Besuchs treffen wir auch einige Anwohnerinnen und Anwohner, die den Hund ausführen und Sonja erzählt unserer Radio Essen-Stadtreporterin, wie es ihr mit dem Gedanken an den Neubau geht.
Stadt Essen und Land NRW wollen Anwohner bald informieren
Der Sozialdezernent der Stadt Essen, Peter Renzel, hat sich inzwischen in die Debatte eingeschaltet. Er hofft, dass die Pläne so gestaltet werden, dass die Häuser für die Frauen, die Therapie und die Werkstätten niedrig gebaut werden und auch keine große Mauer um das Gelände gezogen wird. So ist zum Beispiel das "forensische Dorf in Düren" gestaltet, erklärt Renzel weiter. Ein Planungsbeirat mit allen Beteiligten von der Stadt, dem Land und vom LVR hat sich schon 2021 verschiedene andere forensische Einrichtungen angesehen. Das NRW-Sozialministerium hat auf Radio Essen-Nachfrage erklärt, dass bisher einige Probebohrungen auf dem Gelände durchgeführt wurden. Das waren dann wohl die Arbeiter, die die Nachbarn gesehen haben. Zunächst muss geprüft werden, ob ehemalige Bergbauschächte zu erwarten sind. Diese müssten dann verfüllt werden. Klar ist aber laut NRW-Sozialministerium auch, dass die Fläche innerhalb des Zauns, wie er heute steht, nicht für den Bau einer Forensik ausreichen wird. "Sicher ist: Landschaftsschutzgebiete werden nicht angetastet.", so ein Sprecher des Ministeriums weiter.
Ärger in Essen über Vorgehen rund um neue Forensik
In Essen ärgern sich die Anwohnerinnen und Anwohner vor allem über das Vorgehen der Behörden und der Stadt. Grundlage für den Bauantrag soll ein alter Bebauungsplan sein. Laut der Stadt Essen ist der Beschluss von 1981. Die Anwohner kennen Pläne aus dem Jahr 1974. Auf dem Gelände an der Barkhovenallee dürfen 40 Prozent der Fläche mit Häusern bebaut werden, erklärt die Stadt Essen. Zusammen mit den Anwohnerinnen und Anwohnern hat sich unsere Radio Essen-Stadtreporterin das angesehen und eins ist klar: Wenn knapp die Hälfte des großen Geländes bebaut wird, dann wird es in diesem Teil von Heidhausen auf jeden Fall deutlich anders aussehen. Das Feld, die Bäume und die Wiese werden unter sehr viel Beton verschwinden. Die Anwohnerinnen und Anwohner haben deshalb auch schon eine Petition gestartet und sammeln Unterschriften. Außerdem fragen sie die Parteien, wie diese zu den Plänen stehen und ob ein so alter Bebauungsplan heute noch angewendet werden sollte. Sie hoffen darauf, dass die Politikerinnen und Politiker noch vor der Kommunalwahl reagieren. Vor der Sommerpause haben die Politikerinnen und Politiker einen anderen Bebauungsplan für Wohnhäuser und Einfamilienhäuser nicht weit entfernt verabschiedet. Auch hier sollen eine Hundewiese und eine freie Fläche bebaut werden.
Forderungen in Essen an Planungsbeirat
Am 3. September wird sich in Essen der Planungsbeirat im Rathaus treffen. Danach sollen möglichst zeitnah endlich auch Anwohnerinnen und Anwohner informiert werden. Die fordern vom Planungsbeirat, dass über den Bebauungsplan gesprochen wird und ob dieser heute noch seine Gültigkeit hat. Schon jetzt ist klar, sollte es eine Einladung zu einem Gespräch geben, werden viele dieser Einladung folgen und ihrem Ärger Luft machen.
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