Brandstiftung, Ladenfahrt, Machete - Prozess in Essen beginnt mit Entschuldigung
Veröffentlicht: Mittwoch, 09.07.2025 16:35
Ende September in Essen - da sorgten gleich mehrere Brände in Mehrfamilienhäusern für Aufregung. Ein Auto versuchte in einen Lebensmittelladen zu fahren und ein Mann ging mit einer Machete auf Menschen los. Es hat mehrere Stunden gedauert bis klar war, dass das alles ein und derselbe Mann getan haben soll. Seit dem 9. Juli steht er vor Gericht.

Familien in Essen erleben den Horror des Tages immer wieder
Am Landgericht in Essen sitzt seit dem 9. Juli ein Mann auf der Anklagebank, der im September letzten Jahres für mehrere Stunden Katernberg und Altenessen in Atem gehalten hat. Allein die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft ist mehrere Seiten lang. Er soll in zwei Mehrfamilienhäusern Brände gelegt und dabei in Kauf genommen haben, dass alle Menschen in den Häusern ums Leben kommen. In einem der Häuser bemerkten die Nachbarn den Brand und riefen schnell die Feuerwehr. Allen war aber der Weg nach draußen durch das Treppenhaus versperrt. 16 Menschen wurden hier schwer und 9 leicht verletzt. Schwer verletzt durch eine Rauchvergiftung wurde auch ein kleines Mädchen. Das Kind war gerade ein Jahr und sechs Monate alt und musste in eine Spezialklinik. Diese Familie rettete sich mit den Kindern aufs Dach. Das Video davon sorgte in den sozialen Medien für Aufregung. Der Neffe der Familie, Khalid Mohamad, war beim Prozessstart dabei und erzählt, wie seine Familie das alles erlebt hat und was er sich vom Gericht erhofft.
Prozess in Essen beginnt mit einer Entschuldigung und Erinnerungslücken
Als der Prozess am Landgericht in Essen am Mittwochvormittag (9. Juli) startet, kommt ein schmaler, kleiner Mann herein und hält sich einen Aktendeckel vor das Gesicht. Er trägt ein weißes Poloshirt, einen Bart und wirkt fast schüchtern. Der Angeklagte wurde in Damaskus geboren, erzählt er dem Richter und ist nach Deutschland geflüchtet. Hier hat er zuerst drei Jahre lang selbständig als Fliesenleger und Handwerker gearbeitet. Seine Frau und seine Kinder sind ebenfalls nach Deutschland geflohen. Schon 2021 wird die Polizei wegen häuslicher Gewalt zur Familie gerufen. Ein Jahr später trennt sich das Paar und wird 2023 geschieden.
Der Angeklagte erklärt, dass er durch den Stress mit seiner Ex-Frau angefangen habe, Drogen zu nehmen und Alkohol zu trinken. Er denkt, sie hat eine Beziehung mit einem anderen Mann und bedroht immer wieder alle Bekannten und Freunde, die seiner Frau nach der Scheidung helfen. Die Staatsanwaltschaft nimmt deshalb auch als Motiv für die Taten die Trennung an. Der Angeklagte soll an dem Nachmittag Ende September dort Brände gelegt und Menschen angegriffen haben, von denen er annahm, dass sie zu seiner Frau stehen. Er selbst entschuldigt sich bei der ersten Vernehmung durch den Richter für seine Taten. Bei genauerem Nachfragen kann er sich aber an die Taten selbst nicht erinnern, weil er unter Drogen stand, erklärt er immer wieder.
Schwere Vorwürfe in Essen gegen den Angeklagten
Gegen den Angeklagten in Essen erhebt die Staatsanwaltschaft noch weitere schwere Vorwürfe. Insgesamt soll er 33 Menschen bei verletzt haben. Er soll noch in einem zweiten Mehrfamilienhaus Feuer gelegt haben. Eine Familie aus einem der Häuser kommt ins Gericht und tritt als Nebenkläger auf. Die drei Frauen und ein Mann kennen den Angeklagten nicht und auch er kennt sie nicht, sagt er auf Nachfrage des Richters. Trotzdem musste die Familie aus ihrer Wohnung ausziehen. Durch die Brände waren beide Häuser unbewohnbar. Wegen der zahlreichen Ereignisse und die vielen Zeugen in diesem Prozess hat das Gericht schon jetzt 23 Termine angesetzt. Der Prozess wird sich also hinziehen. Ein Urteil wird frühestens im Februar nächsten Jahres erwartet. Wie das ausfallen könnte, wenn der Angeklagt schuldig gesprochen wird, erklärt der Sprecher des Essener Landgerichts Matthias Küsters im Interview mit Radio Essen-Stadtreporterin Anna Bartl.
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