Bischof von Essen im Interview: Wie er auf 2023 zurückblickt und was sich in der Kirche tun muss
Veröffentlicht: Samstag, 23.12.2023 15:13
Neue Missbrauchsvorwürfe haben die katholische Kirche in Essen dieses Jahr erschüttert. Wie das Bistum damit umgeht und warum Änderungen in der Kirche so lange dauern - das erzählt Bischof Franz-Josef Overbeck im Radio Essen-Interview.
Kirche in Essen auf Ebene der Stadt
Umbruch im Bistum Essen: In Zukunft könnte es pro Stadt nur noch eine große Pfarrei geben. Dazu gibt es schon etwas länger Überlegungen. Die Entwicklungsprozesse laufen, sagt Bischof Overbeck im Radio Essen-Interview. Die Kultur der Stadt spiele eine große Rolle für das Christentum. Und viele Aufgaben, zum Beispiel in der Caritas, ließen sich besser gemeinsam und auf Ebene der Stadt erledigen.
Herausforderungen der katholischen Kirche in Essen: Missbrauchsvorwürfe und ihre Aufarbeitung
Im Februar hat das Bistum Essen eine unabhängige Studie veröffentlicht, zu sexuellem Missbrauch im Bistum. Dabei wurde klar: Es gibt mehr Fälle als gedacht. In den folgenden Monaten wurde die Studie den Gläubigen in den jeweiligen Städten nochmal gesondert vorgestellt und es wurde viel geredet und besprochen. Im Herbst dann der nächste Skandal: Der erste Bischof des Ruhrbistums, Kardinal Franz Hengsbach soll Frauen sexuell missbraucht haben. Das hat bundesweit Schlagzeilen gemacht, denn Hengsbach ist damit der erste Kardinal in Deutschland der unter Missbrauchsverdacht steht. Kurz nachdem die Vorwürfe bekannt wurden, wurde die Statue des Kardinals vor dem Dom abgebaut. Die Stadt möchte außerdem den Kardinal-Hengsbach-Platz in der Innenstadt umbenennen.
Aktuell werden die Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach sorgfältig geprüft, das brauche aber seine Zeit, so Bischof Overbeck. Wie es mit der Statue weiter geht ist unklar. Vor dem Dom soll es einen Gedenkort für Betroffene von sexualisierter Gewalt geben. Genaueres ist aber noch nicht bekannt. Auch dieser Prozess dauere noch, so der Bischof.
Sexualmoral, der Zölibat, die Rolle der Frau und das Machtgefüge in der katholischen Kirche - das sind alles Themen die bei der Weltbischofsynode in diesem Jahr in Rom besprochen wurden. Bischof Franz-Josef Overbeck war mit dabei. Die Gespräche mit den anderen Bischöfen und erstmals auch Laien aus aller Welt seien gut gewesen, aber nicht immer einfach, da die Kirchen in den verschiedenen Ländern vor verschiedenen Herausforderungen stünden. Änderungen durchzuziehen sei deswegen hochkomplex. Es ändere sich schon etwas in der Kirche, so der Bischof, das brauche aber noch viel mehr Zeit.
Austritte aus der Kirche in Essen
Immer mehr Menschen aus Essen treten aus der katholischen Kirche aus - und zwar generationenübergreifend. Das habe sehr stark mit den Missbrauchsfällen zu tun, so der Bischof. Deswegen sei es wichtig sich weiterhin zu fragen: Wie können wir Kirche sein? Welche Rolle spielt die Religion in unserer Gesellschaft? Es brauche definitiv grundlegende und langfristige, auch strukturelle Änderungen in der Kirche, so der Bischof. Trotzdem sei Kirche immer noch ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Menschen. Und es gebe viele niederschwellige Angebote in den Pfarreien, um die Menschen in Essen zu erreichen. Die Menschen müssten diese Angebote aber auch annehmen.
Ausblick auf 2024
Für das neue Jahr wünscht sich der Bischof unter anderem Frieden, Toleranz und Demokratie. Er schaut auch auf die Entwicklung der Wirtschaft und der Arbeitsplätze bei uns im Ruhrgebiet. Trotz aller Herausforderungen, hofft er, dass die Menschen hier gut wachsen und leben können.
Weihnachtsgruß und Neujahrsgruß
Auch während der Feiertage, gibt es viel Krieg und Leid in der Welt. Deswegen ist es dem Ruhrbischof wichtig zu betonen, dass eine Gruppe niemals einer anderen überlegen ist. Christinnen und Christen müssten sich deswegen für Frieden auf der ganzen Welt einsetzen. Wichtig sei dabei Hoffnung und Zuversicht nicht aufzugeben.
Für das neue Jahr ist Bischof Franz-Josef Overbeck wichtig, dass Gläubige bereit sind für Veränderungen in der Kirche. Gleichzeitig brauche es Toleranz für unterschiedliche Meinungen. Außerdem müsse man aushalten können, dass viele Menschen nicht mehr Teil der Kirche sein wollen.
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