Nachfrage in Essen steigt: Heimplätze für Kinder fehlen

In Essen brauchen immer mehr Kinder Hilfe und Unterstützung von außen. In ihren Familien können sie nicht bleiben, dort sind sie häufig Gewalt ausgesetzt. Aber auch in den Heimen in Essen ist kein Platz für sie.

© Susanne Tessa Müller, DKSB

In Essen kaum Platz für schutzsuchende Kinder

In Essen musste der Kinderschutzbund in diesem Jahr schon 330 Anfragen nach einem Platz für schutzsuchende Kinder ablehnen. Die Zahl der Kinder, die Gewalt erleben und damit gefährdet sind, steigt immer weiter an. Im ersten Halbjahr 2023 gab es schon 352 Anfragen auf einen Platz in der Kindernotaufnahme. Im gesamten letzten Jahr waren es 445 Anfragen. Der Kinderschutzbund hat in seinen beiden Kindernotaufnahmen "Spatzennest" und "Kleine Spatzen" aber gar nicht so viele Unterbringungsmöglichkeiten wie benötigt werden. Deswegen konnten nur 22 Kinder aufgenommen werden. Das hat zur Folge, dass die Mitarbeiter des Jugendamtes in ganz Deutschland herumtelefonieren und nach einem Platz suchen. Im schlechtesten Fall landen die Kinder dann weit weg von ihrer gewohnten Umgebung. Die Situation macht die Leiterin der Abteilung Kinderschutz beim Deutschen Kinderschutzbund Essen Heike Pöppinghaus hilflos. Sie hat im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl darüber gesprochen und die Hintergründe der aktuellen Entwicklung erklärt.

© Radio Essen

In Essen sorgt Corona-Pandemie für große Nachfrage in den Kinderschutzhäusern

45 Kinder leben seit Anfang des Jahres in den beiden Notaufnahmen des Kinderschutzbundes in Essen. 22 von ihnen wurden im Laufe des ersten Halbjahres neu aufgenommen. Danach kommen die Kinder meist zu Pflegefamilien. Durch die Corona-Pandemie und die Abschottung haben Familien nicht die Unterstützung bei der Erziehung bekommen, die sie gebraucht hätten, erklärt Heike Pöppinghaus vom Kinderschutzbund. Die Kinder wurden immer unzufriedener und schwieriger, die Eltern kommen nicht mehr mit ihnen klar und es entwickelt sich eine Spirale, die in Gewalt endet. Dann muss das Jugendamt handeln. Vielfach ist es aber auch so, dass die Probleme erst jetzt, in den Kitas und Schulen, sichtbar werden, so Pöppinghaus. Der Kinderschutzbund will deshalb reagieren und ein drittes Kinderschutzhaus bauen. Das Haus an sich muss dabei aus eigenen Mitteln und Spenden finanziert werden. Für den Betrieb des Hauses bekommt der Bund dann entsprechend Geld vom Land NRW. Der Kinderschutzbund bittet deshalb alle Essenerinnen und Essenern um Unterstützung für die Kinder, die am dringendsten Hilfe brauchen.

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