Mit Uber und Taxi fahren wird in Essen teurer
Veröffentlicht: Donnerstag, 25.09.2025 07:02
Fahrten mit dem Taxi oder mit Uber werden in Zukunft mehr kosten in Essen. Die Mehrheit der Politikerinnen und Politiker haben im Rat der Stadt am Mittwoch (24. September) dafür gestimmt. Damit müssen jetzt alle rechnen.

Taxifahren in Essen - neue Tarife beschlossen
In Essen wird das Fahren mit dem Taxi teurer. Die Politikerinnen und Politiker haben die neuen Tarife verabschiedet. Danach bleibt der alte Grundpreis von 4,40 Euro gleich. Aber die Preise für die Kilometer werden um jeweils 10 Cent teurer.
- Kilometer eins und zwei kosten 2,80 Euro.
- Kilometer drei und vier kosten 2,70 Euro.
- Ab dem fünften Kilometer liegt der Preis pro gefahrenen Kilometer bei 2,50 Euro.
Die neuen Tarife werden voraussichtlich ab dem kommenden Jahr gelten. Die Taxameter in den Taxen müssen zunächst umgestellt und geeicht werden. Erst danach gelten die neuen Tarife. Die Tarife für Krankenfahrten verändern sich nicht.
Taxen in Essen können zu festen Preisen bestellt werden
Wer in Essen eine Fahrt mit dem Taxi plant, kann jetzt im Stadtgebiet auch einen Festpreis vereinbaren. Für Fahrten nach außerhalb war das bereits möglich. Jetzt können Festpreise aber auch für Fahrten innerhalb der Stadt und in angrenzende Städte vereinbart werden. Das geht am einfachsten über entsprechende Apps. Fahrgäste geben Start und Ziel ein und bekommen einen Preis angezeigt und können die Fahrt buchen. Danach kommt das Taxi zum vereinbarten Standort und im Taxameter wird ebenfalls der vereinbarte Festpreis angezeigt. So sind sich alle sicher, was sie bezahlen müssen.
Dieser Festpreis darf maximal bis zu 20 Prozent über dem festgelegten Taxitarif liegen. Damit soll verhindert werden, dass die Preise zu hoch sind und Taxifahrer nicht plötzlich einen viel zu hohen Festpreis festlegen. Auf der anderen Seite soll sichergestellt werden, dass die Taxifahrer immer noch genug Geld bekommen. Dieser Festpreis ist dann vergleichbar mit dem angezeigten Preis in den Apps anderer Anbieter wie zum Beispiel Uber. Fahrgäste können so viel einfacher die Preise vergleichen.
Fahrten in Essen mit Uber werden ebenfalls teurer
Essen ist jetzt aber auch eine der wenige Städte in Deutschland, in der es einen festgelegten Mindesttarif für Mietwagen gibt. Mietwagen sind Fahrzeuge, die meist für Plattformen wie Uber unterwegs sind und genau wie Taxen die Fahrgäste vom Start zum Ziel bringen. Allerdings gelten für Uber-Autos andere Bestimmungen als für Taxen. Der Preis wird über die App festgelegt und richtet sich immer danach, wie viele Menschen gerade eine bestimmte Strecke anfragen. Ist die Nachfrage groß, wie zum Beispiel an Silvester oder bei Messen, dann steigt der Preis.
In der Regel fahren die Fahrgäste mit Uber aber günstiger als mit dem Taxi. Deshalb ist Uber eine große Konkurrenz für Taxis. Jetzt müssen in Essen aber auch Uber-Autos zu einem bestimmten Mindesttarif fahren. Der Tarif darf noch 7 Prozent unter dem Taxitarif liegen, ist also zunächst weiterhin günstiger. Mit Blick auf das Prinzip Nachfrage und Preis lässt sich aber nicht sagen, welchen Preis in Zukunft die Fahrgäste bezahlen werden. Diese Regel gilt zudem nur für spontan gebuchte Fahrten. Längerfristige Fahrten, die mindestens eine Stunde vor geplanter Abfahrt bestellt werden, sind vom Mindesttarif ausgeschlossen, können also noch günstiger sein. Die Mindestpreise müssen ab den 1. Januar 2026 verbindlich umgesetzt werden.
Warum werden in Essen die Tarife angehoben?
Die Taxiunternehmen in Essen müssen zum einen die neuen Mindestlöhne zahlen. Der Mindestlohn wurde in diesem Jahr deutschlandweit von der Bundesregierung angehoben. Damit zahlen die Taxiunternehmer laut einem aktuellen Gutachten rund 22 Prozent mehr. Dazu kommen steigende Preise für Versicherungen und die Autos. Deshalb wird der Taxitarif leicht erhöht damit die Firmen weiter wirtschaftlich arbeiten können. Damit sie aber mehr Spielraum haben, wurde die Möglichkeit für den Festpreis in die Verordnung aufgenommen. Die Taxitarife wurden zuletzt vor drei Jahren angehoben. Die Taxifahrer haben aber nicht nur eine Erhöhung ihrer Tarife gefordert sondern auch den Mindesttarif für Uber-Fahrer. Darüber gab es zuletzt heftige Diskussionen und auch mehrere Demonstration sowohl von Taxifahrern als auch von Uber-Fahrern. Kritik an den Uber-Fahrern gibt es von den Taxifahrern vor allem deshalb, weil diese nach einer Fahrt nicht zu ihrem Betriebsstandort zurückfahren. Dazu sind sie per Gesetz verpflichtet, kontrollieren kann die Stadt das aber kaum.
Uber warnt in Essen vor hohen Preisen
Uber warnt für Essen vor steigenden Preisen. Die Fahrten könnten bis zu 50 Prozent teurer werden, rechnet der Betreiber der Internetplattform aus. Das sind im Durchschnitt 5,50 Euro pro Fahrt, erklärt ein Sprecher von Uber. Außerdem warnt er davor, dass die Fahrten durch den Mindesttarif für viele unbezahlbar werden würden. Um darauf aufmerksam zu machen, hatte Uber kurzzeitig die Preise angehoben. Schon andere Städte wie Heidelberg haben einen solchen Mindesttarif festgelegt. Die Stadt Essen hatte für die Berechnung eine Anwaltskanzlei als Gutachter beauftragt. Die Gutachter haben sich die Tarife und Preise angesehen und haben dann den Mindesttarif vorgeschlagen. Die Gutachter gehen aber auch davon aus, dass die Preise zu denen Fahrten mit Uber angeboten werden, nur möglich sind, wenn die Mietwagenunternehmer den Fahrern nicht den Mindestlohn und wahrscheinlich auch weitere Sozialleistungen wie Renten- oder Arbeitslosenversicherung nicht zahlen.
Entscheidung in Essen: Die Reaktionen
Die Mietwagen-Branche will die nun beschlossenen Preisvorgaben offenbar nicht akzeptieren. Mehrere Mitgliedsunternehmen hätten bereits angekündigt, dagegen vor Gericht zu ziehen, sagte ein Verbandssprecher. Die Unternehmen seien sehr besorgt um ihre Existenz.
Auf der anderen Seite ist der Bundesverband Taxi zufrieden mit der Entscheidung. Essen sei die erste Stadt mit über 500.000 Einwohnern, die von dieser neuen gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch macht, faire Marktbedingungen im Mobilitätssektor zu schaffen, heißt es in einer Mitteilung. Dazu sagt Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbands Taxi und Mietwagen:
„Essen zeigt, wie kommunale Verantwortung für einen funktionierenden und fairen Personenverkehr aussieht. Die Einführung von Mindestpreisen für Mietwagen ist ein wichtiger Schritt gegen ruinösen Wettbewerb und für die Sicherung von Qualität und Verbraucherschutz.“
Gleichzeitig fordert der Verband, dass andere Städte nun nachziehen sollen. Auch Freenow begrüßt die Entscheidung in einem Statement.
In Essen reagieren die Nutzerinnen und Nutzer
In Essen reagieren die Fahrgäste unterschiedlich auf die mögliche Preiserhöhung. Einige werden trotzdem weiter das Angebot nutzen, andere ärgern sich und werden wohl umsteigen. Vor allem für jüngere Essenerinnen und Essener nutzen Uber und werden jetzt eher auf Bus oder bahn umsteigen oder den Führerschein machen und sich ein Auto kaufen.
Kontrollen in Essen und NRW bei Firmen
Radio Essen-Hörer stellen die Frage, wenn in Mietwagenfirmen Sozialbetrug stattfindet, warum kontrolliert das niemand. Zuständig für solche Kontrollen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Hauptzollamt Duisburg. Radio Essen hat nachgefragt. Die Statistik des Hauptzollamtes unterscheidet aber nicht zwischen den unterschiedlichen Firmen, die Personen befördern. Deshalb gibt es nur allgemeine Aussagen und keine genaue Antwort, wie viele Mietwagenfirmen kontrolliert wurden und wie die Ergebnisse sind. Deshalb hier nur die allgemeine Statistik. Im Bereich Personenbeförderung haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauptzollamtes Duisburg in NRW im ersten Halbjahr 2025 95 Arbeitgeber und knapp 1000 Personen kontrolliert. Es wurden 138 Strafverfahren unter anderem wegen Schwarzarbeit und Sozialbetrug eingeleitet. Die Stadt Essen will zwei zusätzliche Stellen in der Verkehrsbehörde einrichten, um die Einhaltung des Mindesttarifs durch die Mietwagenfirmen zu kontrollieren.
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