Krankenhäuser in Essen: Zusammenschluss vom Tisch
Veröffentlicht: Montag, 07.10.2024 13:27
Ein geplantes Bündnis in Essen kommt nicht zustande. Das haben drei Kliniken aus der Stadt am Freitag (4. Oktober) bekanntgegeben. Trotzdem muss sich etwas tun.

Kooperation Krankenhäuser in Essen - Erklärung aufgelöst
Für die Krankenhäuser in Essen könnte es durch die geplante Krankenhausreform schwierig werden. Immer mehr Spezialisierungen werden gefordert. Genau so war es in einer Absichtserklärung der Kliniken Essen-Mitte, des Alfried-Krupp-Krankenhauses und der Contilia-Gruppe geplant. Die ist aber jetzt vom Tisch. Die Kliniken erklären in einer gemeinsamen Presseerklärung, dass sie die Pläne verworfen haben.
"Trotz intensiver Bemühungen erwiesen sich zentrale Fragestellungen als zum jetzigen Zeitpunkt zu komplex, um zu einer einheitlichen Lösung zu gelangen.", heißt es in der Pressemitteilung.
Man hätte zwar bereits viel Zeit und Geld in die geplante Zusammenarbeit investiert, sei sich aber wohl bei einigen Fragen nicht einig geworden.
Pläne in Essen für Zusammenschluss waren groß
Eigentlich wollten die Kliniken in Essen ein großes gemeinsames Konzept entwickeln. Dabei ging es nicht nur um Finanzierungsfragen, sondern auch für Patientinnen und Patienten spürbare Veränderungen. Weitere Spezialisierungen, wie in der Krankenhausreform gefordert, waren geplant. Außerdem sollte die schnelle Versorgung in den Stadtteilen gestärkt werden und ambulanter Behandlungen sollten weiter in den Vordergrund rücken. Das "Essener Bündnis" hatte auch schon in der Politik Zuspruch bekommen. Oberbürgermeister Thomas Kufen hätte sich genau so einen Zusammenschluss gewünscht, sagte er im letzten Jahr. Er wolle das Vorhaben bei Land und Bund unterstützen.
Kliniken in Essen könnten andere Kooperationen eingehen
Durch die Absichtserklärung waren die Essener Kliniken gebunden. Angesichts der bevorstehenden Krankenhausreform muss sich aber wohl etwas tun. Durch die Auflösung der Absichtserklärung könnten jetzt wieder neue Gespräche stattfinden. Eigentlich wollte sich das "Essener Modell" ursprünglich gemeinsam für Fördergelder bewerben. Die Pläne werden nun in dem geplanten Verbund nicht umgesetzt. Trotzdem muss es Veränderungen geben, heißt es in der Erklärung der Kliniken. Das sei für die bevorstehende Krankenhausreform von Land und Bund weiterhin nötig.
Allianz in Essen weiter die beste Lösung, sagt der Stadtdirektor
Essens Stadtdirektor und Gesundheitsdezernent Peter Renzel hat sich besorgt zu den gescheiterten Gesprächen geäußert. "Das darf und wird aus meiner Sicht ganz sicher nicht das letzte Wort sein", schreibt Renzel auf seiner Facebook-Seite. Den Zusammenschluss hält er weiter für notwendig:
"Die Forderung unseres Oberbürgermeisters Thomas Kufen schon vor einem Jahr bleibt absolut richtig: „Wir brauchen eine strategische Allianz der Träger der Gesundheitsversorgung in Essen!“ Ich bin davon überzeugt, dass mit den Überlegungen eines gemeinsamen Medizinkonzeptes und dem Zusammenschluss zu einem Träger die drei Essener Träger freigemeinnütziger Krankenhäuser einen für die Stadt Essen sehr richtigen und zukunftsweisenden Weg begonnen haben. Die Stadt Essen wird trotz der jetzigen Entscheidung diesen sehr herausfordernden, aber gleichzeitig notwendigen Weg durch das Gesundheitsdezernat im Rahmen der bescheidenen kommunalen Möglichkeiten begleiten und unterstützen."
Und weiter:
"Ich bin überzeugt, auf Grund der gesamten Entwicklung im Gesundheitswesen durchaus bewusst, die Zukunft der Krankenversorgung nur in der konsequent zu organisierenden Kooperation und Zusammenarbeit der einzelnen Sektoren und darüber hinaus für eine exzellente stationäre Krankenversorgung die Spezialisierung und Zentralisierung der absolut richtige Weg ist."
Klinik-Standorte in Essen: Gibt es zukünftig Schließungen?
Aufgrund der Pläne von Bund und Land befürchtet Renzel sogar die Schließungen von Klinik-Standorten, auch in Essen:
"Ich gehe in diesem Zusammenhang auch davon aus, dass dieser Entwicklungsprozess in den nächsten Jahren sicher noch zur Aufgabe von weiteren einzelnen Standorten auch in Essen führen wird, weil die Spezialisierung und Zentralisierung, sowie die weiter fortschreitende Ambulantisierung der Krankenversorgung den Bedarf nach stationärer Versorgung weiter verringern wird."
Das erschwere auch die Gespräche über den Zusammenschluss:
"Aufgrund dieser Einschätzung habe ich großes Verständnis dafür, dass ein gemeinsames Medizinkonzept und letztlich ein Trägerzusammenschluss tatsächlich wohl viel mehr Entwicklungszeit bedarf, als zu Beginn dieses umfassenden Transformationsprozesses angenommen wurde. Ich bin aber auch überzeugt, dass dieser weiter dringend notwendige Entwicklungsprozess der drei Träger unbedingt auch die medizinischen Schnittstellen mit der Universitätsmedizin Essen aufnehmen muss. Die Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin ist besonders für einzelne Leistungsgruppen im Rahmen der weiteren Spezialisierung und Zentralisierung auch für die Bevölkerung der Stadt Essen von großer und zentraler Bedeutung, nicht zuletzt auch für die so wichtige Fort- und Weiterbildung."
Die Stadt werde den Transformationsprozess des Gesundheitswesens weiterhin konstruktiv im Rahmen der Möglichkeiten begleiten. Peter Renzel hofft, dass die Träger schnell wieder zusammenfinden:
"Manchmal ist für große Entwicklungsschritte eben doch auch eine Atempause nötig. Und gelegentlich auch kleinere Zwischenschritte, vielleicht auch im Sinne einer zunächst beginnenden kleineren Lösung."
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