Essen: Wie Omikron die Krankenhäuser trifft

Corona in Essen: Omikron trifft die Kliniken und Krankenhäuser immer mehr. Während der Delta-Welle waren hauptsächlich die Intensivstationen der Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenzen gekommen. Jetzt müssen sich die Krankenhäuser vor einer anderen Gefahr schützen.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Essen: So hart trifft Omikron das Gesundheitswesen

Die Omikron-Welle trifft jetzt auch die deutschen Krankenhäuser: "Die Zahl der positiv getesteten Patienten auf Normalstationen steigt deutlich an", hat Gerald Gaß am Mittwoch (26. Januar) gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters gesagt. Er ist der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). In Deutschland liegen insgesamt mehr als 12.000 Patientinnen und Patienten mit Covid in den Kliniken. Das sei eine Zunahme von rund 15 Prozent, so der Diplom-Volkswirt. Und wie sieht es an den Krankenhäusern in Essen aus? Wir haben nachgefragt.

Virologe aus Essen: Corona bald nur noch wie Grippe - und doch keine Entwarnung

Die Verläufe sind weniger schlimm, die Verbreitung aber um so krasser, das sagt auch der Virologe Ulf Dittmer aus Essen. Er schätzt, dass Corona bald nur noch wie eine Grippe wird. Er warnt aber auch: Die steigenden Infektionszahlen seien sehr gefährlich für die Infrastruktur. Es könnte massive Probleme bei Krankenhäusern, Strom- und Wasserversorgungsbetrieben geben. Die kommenden Monate würden noch einmal sehr herausfordernd. Darauf stellen sich die Krankenhäuser in Essen schon jetzt ein.

Frau im grünen Schutzanzug und mit Mundschutz auf einer Krankenhausstation
Canan Encan leitet die Isolierstation.© Kostas Mitsalis / Radio Essen
Canan Encan leitet die Isolierstation.
© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Krankenhäuser in Essen: Belegung mit Corona-Patienten

Wann waren die Betten in den Essener Krankenhäusern wie stark mit Corona-Fällen belegt? Eine Übersicht:

  • 04.01.2021: 219 (reguläre Station) / 38 (Intensivstation) – Inzidenz: 137,6 Höchststand der Bettenbelegung
  • 04.01.2022: 79 / 16 – Inzidenz: 220,3
  • 26.01.2022: 158 / 19 – Inzidenz: 996 Höchststand der Bettenbelegung 2022
  • 27.02.2022: 138 / 17 – Inzidenz: 1.099,4 Höchststand der Inzidenz

Quelle: Corona-Ticker der Stadt Essen

Uniklinikum Essen: Sorge um Pflege-Personal

An der Uniklinik mit Hauptsitz in Holsterhausen gibt es insgesamt 1300 Betten. 57 davon sind aktuell mit Corona-Infizierten belegt (Stand 27. Januar). 19 Patientinnen und Patienten liegen mit Covid auf der Intensivstation. Sie sind fast alle ungeimpft oder haben Vorerkrankungen, sagt ein Sprecher gegenüber Radio Essen. Die Kranken kommen zum Teil auch von außerhalb oder aus anderen Krankenhäusern. Insgesamt sind im Moment drei mal weniger Corona-Fälle im Uniklinikum als während der dritten Corona-Welle. Da waren es zu Spitzenzeiten 160 Patientinnen und Patienten, jetzt sind es 57. Auf den Intensivstationen lagen in den letzten Wochen rund 15 – 25 Menschen.

+++ Corona-Impfung in Essen: Aktuelle Impf-Termine +++

Während sich die Lage auf den "normalen" Stationen zuspitzt, gibt es auf den Intensivstationen im Hinblick auf Corona-Patientinnen und -Patienten Entspannung. Das liegt auch daran, dass alle, die ins Krankenhaus kommen, auf Corona getestet werden, heißt es. Wenn zum Beispiel jemand mit einem gebrochenen Bein ins Krankenhaus kommt, wird ein Test gemacht. Fällt der positiv aus, wird die Person zum einen isoliert und zum anderen kann das medizinische Personal direkt eingreifen, wenn die Krankheit schlimmer wird. Schweren Verläufen kann so vorgebeugt werden.

Uniklinik Essen© Fabian Strauch/FUNKE Foto Services
Uniklinik Essen
© Fabian Strauch/FUNKE Foto Services

Fallen in Essen Operationen aus?

Am Universitätsklinikum lege man alles daran, dass sowohl die Patientinnen und Patienten als auch das Personal geschützt wird, sagt der Klinik-Sprecher gegenüber Radio Essen. Die Krankenhauseinsatzleitung bespricht sich täglich und berät, was in welchen Fällen zu tun ist. Eines ist sicher: "Notfälle gehen immer vor", heißt es.

Die gute Nachricht: Bisher finden immer noch alle Operationen statt. Die Gefahr sieht die Klinik im Moment weniger bei der Belegung der Intensivstationen sondern darin, dass Personal ausfällt. Von 10.000 Mitarbeitenden sind im Moment 100 in häuslicher Quarantäne. Und wenn Ärztinnen, Pfleger und andere Mitarbeitende ausfallen, dann könne es mit der Versorgung auf den Stationen eng werden. Eine Einschätzung könne man im Moment noch nicht abgeben, sagt der Krankenhaussprecher. "Wir können nur hoffen, dass sich jetzt möglichst viele selbst und gegenseitig schützen und wenige Mitarbeitende in Quarantäne müssen, damit wir auch diese Welle durchstehen."

In Essen werden Stationen zu Corona-Stationen

Nach dem etwas entspannteren Sommer gehen auch im Elisabeth-Krankenhaus in Huttrop sie Zahlen wieder hoch. "Wir mussten eine ganze Station wieder zu einer Corona-Station machen", berichtet eine Krankenhaus-Sprecherin auf Radio Essen-Nachfrage. Insgesamt werden hier aktuell (Stand 27. Januar) insgesamt 24 Corona-Patientinnen und -Patientin versorgt, vier davon intensivmedizinisch. Immerhin: Niemand von ihnen muss beatmet werden.

Auch in den Alfried-Krupp Krankenhäusern wurde wieder eine Corona-Station eingerichtet. So können die rund 30 Corona-Patientinnen und -Patienten von den anderen isoliert werden. Auch das Personal bleibt auf einer Station. Bei den Mitarbeitenden sieht eine Sprecherin aber die Gefahr: "Es bleibt nicht aus, dass manche aus dem Team in Quarantäne müssen oder ihre Kinder betreuen müssen. Die fehlen uns dann." Deswegen werden hier schon einzelne verschiebbare Operationen verschoben. Auch am Philippusstift in Borbeck und dem Geriatrie-Zentrum Haus Berge in Bergeborbeck werden Eingriffe, die verschoben werden können, vertagt. Dazu gehört zum Beispiel eine Platte, die nach einem Knochenbruch noch nicht unbedingt herausgenommen werden muss.

Omikron in Essen: Wie es in den Kliniken weitergeht

Mit Faceshield und FFP2-Maske, Handschuhen und Kittel versucht das Alfried Krupp Krankenhaus, das Infektionsrisiko beim Personal so klein wie möglich zu halten. Alle Kliniken, mit denen wir bei Radio Essen gesprochen haben sagen aber: "Infektionen beim Personal werden nicht ausbleiben." Daneben hofft man auf die Impfung, "damit wenige Leute ins Krankenhaus müssen und die Mitarbeitenden wenigstens einen milden Verlauf haben." Auch an der Uniklinik ist man realistisch: "Es wird personelle Engpässe geben, der Blick in die Zukunft ist aber immer schwierig."

"Es wird personelle Engpässe geben, der Blick in die Zukunft ist aber immer schwierig."

Am Elisabeth Krankenhaus in Huttrop wagt man kaum, in die Zukunft zu blicken: "Wir haben uns in den letzten zwei Jahren schon auf viele neue Situationen eingestellt." Am Philippusstift versichert man: "Der Versorgungsauftrag wird erfüllt." Man gibt aber auch zu bedenken: "Ob das in 14 Tagen immer noch so ist, können wir nicht abschätzen."

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