Zahl der Pflegebedürftigen in NRW steigt weiter

Die Zahl der Pflegebedürftigen in NRW ist seit Einführung der Pflegestatistik auf mehr als das Zweieinhalbfache angestiegen. Woran das liegt, erfahrt ihr hier.

Aktuell gibt es in NRW rund 1,19 Millionen pflegebedürftige Menschen. Als die Pflegestatistik 1999 eingeführt wurde, waren es noch 466.000 Pflegebedürftige. Damit hat sich die Zahl um mehr als das Zweieinhalbfache erhöht. Dafür gibt es drei Gründe.

1.) Alterung der Gesellschaft

Das Risiko, zum Pflegefall zu werden, ist vom Alter abhängig und steigt im hohen Lebensalter stark an. Damit wird der demografische Wandel in Deutschland zu einem Problem: Denn die Zahl der älteren Menschen wird in Zukunft immer weiter ansteigen. Das Statistische Bundesamt rechnet damit, dass bis 2039 die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren um 5 Millionen steigen wird. Und damit geraten immer mehr Menschen in das Alter, in dem die Wahrscheinlichkeit hoch ist, zum Pflegefall zu werden.


2.) Pflegestufe 1 wird mitgezählt

Seit 2019 werden auch Personen der Pflegestufe 1 berücksichtigt. Sie wurden bisher außen vor gelassen, weil sie kein Pflegegeld erhalten. Sie haben allerdings Anspruch auf andere Pflegeleistungen und werden deswegen auch seit Kurzem in der Statistik berücksichtigt.

3.) Erweiterung des Pflegebegriffs

Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs hatte darüber hinaus auch große Auswirkungen auf die Zahl der pflegebedürftigen Menschen. Hintergrund ist eine Gesetzesänderung im Jahr 2017, bei der unter anderem neu definiert wurde, wer als pflegebedürftig gilt. Seitdem werden bei den Pflegestufen nicht nur körperliche, sondern auch geistige Einschränkungen berücksichtigt. Vor der Reform fielen zum Beispiel zahlreiche Demenzkranke einfach durch das Raster, obwohl ihre geistigen Einschränkungen ihren Alltag sehr stark belasteten. Allein nach dieser Reform ist die Zahl der Pflegebedürftigen im Jahr 2017 um fast 20 Prozent gestiegen.

Zukunft des Pflegebedarfs

Mit der zunehmenden Zahl pflegebedürftiger Menschen steigt auch der Bedarf an Pflegediensten, Pflegeheimen und Pflegeplätzen. Das erfordert auch zusätzliches Pflegepersonal und Pflegefachkräfte wie Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Doch schon jetzt fehlen Fachkräfte an allen Ecken. Nach Schätzungen des Deutschen Pflegerats werden bis zum Jahr 2030 rund 500.000 Vollzeitpflegekraftstellen frei sein. Aktuell werden rund vier von fünf pflegebedürftigen Menschen in NRW zu Hause gepflegt. In den meisten Fällen durch Familienangehörige.

Autorin: Antonia Röper

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