Ruhrbahn stellt in Essen auf digitale Technik um: So soll es weniger Störungen geben
Veröffentlicht: Mittwoch, 04.09.2024 17:21
In Essen stammt die Technik in den Stellwerken der Ruhrbahn aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. In den Stellwerken klackern noch die analogen Relais und dann wurde gerade eine Weiche umgestellt. Der Betrieb läuft also. Aber das wird nicht mehr lange gut gehen. Deshalb stellt die Ruhrbahn auf digitale Technik um.
In Essen stammt die Technik bei der Ruhrbahn aus dem letzten Jahrhundert
Die Ruhrbahn in Essen hat jahrelang gewartet, bis jetzt endlich die Technik in den Stellwerken und den U-Bahn-Tunneln erneuert wird. Immer wieder fällt Technik im Stellwerk am Hauptbahnhof aus. Das ist das größte Nahverkehrsstellwerk in ganz Europa, aber wegen seiner analogen veralteten Technik auch sehr anfällig. Immer wieder ärgern sich Fahrgäste über Verspätungen und Bahnen, die nicht fahren. Das soll sich mit der neuen Technik ändern. Die digitale Technik ist nicht mehr so störungsanfällig wie die alte, betont Michael Feller, Geschäftsführer bei der Ruhrbahn bei einem Pressegespräch. Ein weiteres Argument für die Umstellung auf die digitale Technik: Für die alten Relais sind keine Ersatzteile mehr zu bekommen. Auch, wenn die Techniker die Teile voller Liebe in der Hand halten. Aber auch die Menschen, die sich mit dieser Technik auskennen und beschäftigen wollen, werden immer weniger. Deshalb muss jetzt dringend umgebaut werden, erklärt Ingolf von Seth, Abteilungsleiter Signaltechnik bei der Ruhrbahn im Interview Radio Essen-Moderatorin Anna Bartl.
In Essen neue digitale Technik bei der Ruhrbahn
In Essen fahren die Straßenbahnen und U-Bahnen nur, wenn die Relais in den Stellwerken hin und her schalten. Das sind 2 Millionen Schaltspiele im Jahr. In Zukunft wird das anders laufen. Da wird alles über große Serverschränke gesteuert. Im Moment müssen die Informationen aus der analogen Technik noch über eine Schnittstelle an die digitale Technik bei der Ruhrbahn weitergeleitet werden. Wer sich mit Schnittstellen auskennt, weiß, da kann immer mal wieder was hängen bleiben.
Neubau bei der Ruhrbahn dauert bis 2031
Für die neuen digitalen Stellwerke muss die Ruhrbahn neue Räume suchen und neue Gebäude bauen. Denn der Umbau findet im laufenden Betrieb statt, also müssen die neuen Stellwerke parallel aufgebaut werden. Erst ganz am Schluss wird umgeschaltet und das soll dann ein ganzes Wochenende dauern. Bis dahin wird es aber noch Jahre dauern. Der Neubau der insgesamt sechs digitalen Stellwerke in Frohnhausen, am Hauptbahnhof, am Berliner Platz, in Altenessen, an der Porschekanzel und am Mülheimer Hauptbahnhof dauert bis Anfang 2031.
Neue Technik in Essen für die Ruhrbahn - Vorteile für Fahrgäste
In Essen werden die Fahrgäste der Ruhrbahn in sieben Jahren die Umstellung hoffentlich deutlich merken. Die Ruhrbahn kann dann zum Beispiel zwei Bahnen gleichzeitig am Bahnsteig in bestimmten Bahnhöfen halten lassen. Das bedeutet, die Bahnen werden schneller. Außerdem werden teilweise neue Gleisverbindungen eingebaut, die dafür sorgen sollen, dass bei Störungen die Züge umgeleitet werden können und nicht komplett still stehen. Dazu kommt zum Beispiel am Gemarkenplatz ein barrierefreier Umstieg auf den SEV. Die Ruhrbahn will so auch pünktlicher werden. Ganz wird das aber nicht zu schaffen sein, erklären die Verantwortlichen, weil alle Bahnen immer auch mit dem Straßenverkehr in Berührung kommen und dort von Unfällen oder Falschparkern ausgebremst werden können.
In Essen baut Siemens Mobility neue Technik ein
In Essen übernimmt Siemens Mobility den Umbau auf die digitale Technik. Die Firma hat Erfahrung mit Stellwerken. Aber auch für Siemens ist das eines der größten Projekte überhaupt. Neben den Stellwerken tauscht Siemens Mobility auch auf dem 28 Kilometer langen Netz der Ruhrbahn mit 39 Bahnhöfen die Kabel aus. Es werden neue Signalanlagen mit modernen LED-Signalgebern eingebaut. Die Gleisfreimeldung erfolgt in Zukunft über ein Achszählsystem und ersetzt die magnetischen Fahrsperren. So wird bis jetzt verhindert, dass eine Bahn bei rot weiterfahren kann. Insgesamt kostet der Umbau 180 Millionen Euro. 60 Prozent, also rund 96 Millionen Euro, kommen aus Fördertöpfen bei Land und Bund.