Oberbürgermeister von Essen für Umbenennung von Kardinal-Hengsbach-Platz

In Essen schlagen die Missbrauchsvorwürfe gegen den verstorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach immer größere Wellen. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen ist der Meinung, dass der Kardinal-Hengsbach-Platz in der Innenstadt umbenannt werden muss.

© Radio Essen/ Sophia Tettenborn

Oberbürgermeister Kufen: "Klar ist [...], der Kardinal-Hengsbach-Platz [...] wird so nicht mehr heißen können"

In Essen wird weiter über die Missbrauchsvorwürfe gegen Essens ersten Bischof Franz Hengsbach diskutiert. Auch Oberbürgermeister Thomas Kufen hat sich im Hauptausschuss der Stadt Essen am 20. September für eine Umbenennung ausgesprochen:

"Ich nehme die Anschuldigungen sehr ernst. Das weitere Vorgehen der Stadt Essen wird sehr eng mit dem Bistum und dem Generalvikariat abgestimmt. Klar ist aber auch, der Kardinal-Hengsbach-Platz in Essen wird so nicht mehr heißen können."

Am Nachmittag fand eine Mahnwache vor dem Dom statt, bei der die Statue von Hengsbach die Augen symbolisch verbunden und Plakate aufgestellt worden sind.

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© Radio Essen/ Sophia Tettenborn
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Reaktionen in Essen auf Missbrauchs-Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach

Zu einem fairen Umgang gehöre auch eine öffentliche Entschuldigung der Amtsträger, die Opfern bisher eine Anerkennung verweigert hätten, heißt es von der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch. In dem Paderborner Fall waren die Vorwürfe der mutmaßlich Betroffenen 2011 als nicht plausibel eingestuft worden. In einer Mitteilung vom Dienstag sprach das Erzbistum aber von einem "berechtigten Anliegen".

Die Initiative Maria 2.0 in Essen, die sich für die Erneuerung der katholischen Kirche einsetzt, hat klare Forderungen: Sie ist dafür, das Denkmal abzubauen und auch den Kardinal-Hengsbach-Platz in der Innenstadt umzubenennen. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, sagte im Interview bei Radio Essen, dass man manchmal "solche Persönlichkeiten von ihren zu hohen Sockeln herunterholen" müsse.

Betroffenensprecher: Das Hengsbach-Denkmal am Dom in Essen muss weg

Angesichts der Missbrauchsvorwürfe gegen den 1991 gestorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach fordert ein Betroffenensprecher, das Denkmal des Geistlichen am Essener Dom zu entfernen. "Das Denkmal muss schnell verschwinden", sagte der Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth. Außerdem solle das Bistum Essen mit einer Informationstafel an der Grablege des Bistumsgründers im Dom über die Missbrauchsvorwürfe informieren. Eine Umbettung Hengsbachs an einen anderen Ort lehne er dagegen ab. "Die Totenruhe gilt auch für mutmaßliche Missbrauchstäter", sagte Norpoth. Eine juristisch wasserdichte Beweisführung werde möglicherweise nach der langen Zeit kaum mehr möglich sein. Die Kirche müsse aber auch bei einer plausiblen Bestätigung der Taten reagieren, forderte der Betroffenen-Vertreter. "Ich sehe im Moment keinen Grund dafür, an der Plausibilität der Vorwürfe zu zweifeln".

Der amtierende Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat offenbar erst spät auf die ersten Missbrauchs-Vorwürfe gegen Kardinal Hengsbach reagiert. Als er im Oktober 2011 die Hengsbach-Statue am Dom eingeweiht hat, wusste er schon von den ersten Vorwürfen, bestätigte das Bistum Essen der Zeitung "Welt". Zwei Monate vorher gab es eine Meldung aus Paderborn, fast zeitgleich erreichte den Bischof auch eine Missbrauchs-Meldung aus Essen.

Die Bistümer Essen und Paderborn hatten am Dienstag mitgeteilt, dass sie "gravierende" Missbrauchsvorwürfe gegen den Essener Bistumsgründer Hengsbach untersuchten.

© Walter Buchholz/WAZ FotoPool
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