Kanzlerkandidatur: Analyse nach Unionsfraktionssitzung - Laschet wirkt angeschlagen

Laschet oder Söder? Seit Sonntag läuft eine Art Showdown in Zeitlupe ab. Die Union muss sich entscheiden, wer von beiden Kanzlerkandidat werden soll. Am Dienstag lief die Fraktionssitzung. José Narciandi erklärt uns seine Erkenntnisse.

© Bayrische Staatskanzlei / Land NRW

Die Unions-Fraktionssitzung, in der Abgeordnete ihre Meinung zu den beiden Kanzlerkandidaten - Armin Laschet und Markus Söder - abgeben durften, lief nicht nach den Vorstellungen des Laschet-Lagers. Wenn man nur danach geht, wie oft auch CDU-Abgeordnete sich für Markus Söder ausgesprochen haben sollen, dann muss man das natürlich als Klatsche ansehen. Armin Laschet hat nochmal deutlich gemerkt, wie viel Gegenwind ihm zurzeit entgegen bläst.

Stimmt ab: Wer soll Kanzlerkandidat werden?

Entschieden ist weiterhin noch nichts

Aber: Diese Fraktionssitzung muss in den nächsten Tagen nicht zum Nachteil für Laschet ausgelegt werden. Denn, dass sogar einige CDU-Abgeordnete Söder favorisieren, ist womöglich auch ein Zeichen dafür, wie viel Angst bei einigen herrscht - nämlich Angst um den eigenen Sitz im Parlament. Es ist eben eine sehr besondere Bundestagswahl, bei der wirklich alles offen scheint. Das wiederum könnte auch eine Chance für den CDU-Chef sein. Was Laschet gut kann, ist, solche Ängste erkennen und beruhigende Wirkung auszustrahlen. Festhalten lässt sich: Die Runde geht an Söder, der Kampf ist noch nicht entschieden. Fraglich ist, welche Absichten Söder verfolgt. Aus Münchner Kreisen ist zu hören, dass Söder alles andere als riskikofreudig ist und alles dafür tut, um ein womöglich schlechtes Wahlergebnis seiner CSU zu rechtfertigen - damit er hinterher sagen kann: 'Kein Wunder dass wir schlecht abgeschnitten haben. Ich war ja auch nicht Kanzlerkandidat.'

Laschet droht Krach in eigener Regierung

Wären die Probleme rund um die Kanzlerkandidatur nicht genug, droht auch großer Krach in NRW für Armin Laschet. Denn sollte es zur Abstimmung im Bundesrat zur Bundes-Notbremse kommen, wird er sich offiziell enthalten müssen. Denn der Koalitionspartner in Düsseldorf, die FDP, ist offenkundig stinksauer. Die nächtliche Ausgangssperre sei für sie nicht akzeptabel. Doch es kommt noch schlimmer: selbst in der eigenen CDU-Landesfraktion sind nicht alle auf seiner Seite. Der 60-Jährige selbst ist für das Gesetz, während die Landesregierung das völlig anders sieht. Armin Laschet ist zurzeit wirklich nicht zu beneiden.

Autor: José Narciandi (mit Joachim Schultheis)

Weitere Meldungen

skyline