Essen: Letzter Tag für Geburtsstation in Rüttenscheid

In Essen ist heute (30.06.22) der letzte Tag in der gynäkologischen Abteilung am Alfried Krupp Krankenhaus. Damit geht eine sehr lange Tradition zu Ende. So verabschieden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rüttenscheid.

Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid
© Alfried Krupp Krankenhaus

In Essen schließt die nächste Geburtsstation

Alle sind sehr, sehr traurig, sagt eine Sprecherin des Alfried Krupp Krankenhauses auf Radio Essen-Nachfrage. Die gynäkologische Abteilung im Alfried Krupp Krankenhaus wird geschlossen. Ein Schritt, den sich alle nicht leicht gemacht haben, sagt die Leitung des Krankenhauses. Aber es gibt einfach zu wenig Personal, zu wenig Hebammen und zu wenig Ärzte für die Abteilung.

Alle Anstrengungen neues Personal für die Abteilung zu finden, seien gescheitert. Jetzt suchen die Mitarbeitenden dieser Gynäkologie nach einem neuen Job, weil sie gehen müssen. Sie sollen bereits Angebote aus anderen Kliniken bekommen haben. Die würden zum Teil sogar ganze Teams übernehmen, sagt eine Sprecherin. Der Geschäftsführer aus dem Elisabethkrankenhaus war bereits auf der Station und hat mit den Mitarbeitenden gesprochen.

Krankenhaus in Essen will den gewohnten Standard halten

In diesem Jahr wurden hier nur noch 217 Kinder geboren, 2018 waren es noch über Tausend. Das letzte Kind kam am 13. Juni im Kruppkrankenhaus zur Welt. Aktuell sind nur sehr wenige Patientinnen auf der Station. Die Chefärztin Prof. Regine Gätje hat allen ihren Patientinnen einen langen Brief geschrieben und bietet Hilfe bei der Suche nach neuen Ärzten an. Vor allem bei den Krebspatientinnen ist es wichtig, dass sie eine passende onkologische Betreuung finden. In der gynäkologischen Abteilung wurden zuletzt nur noch Geburten ohne die Anzeichen von möglichen Komplikationen durchgeführt, alle anderen Mütter musste die Klinik bereits an die Uniklinik oder ans Elisabethkrankenhaus verweisen. Das sind die beiden letzten Geburtskliniken in Essen.

Lange Tradition in Essen findet ein bitteres Ende

Die Geburtsklinik am Kruppkrankenhaus hat eine sehr lange Tradition. Schon 1912 wurde am Arnoldhaus ein Wöchnerinnenhaus eingerichtet. Bertha Krupp hatte nach dem frühen Tod ihres Sohnes Arnold das Entbindungsheim gegründet. Ihr Sohn starb 1909. In dem Heim konnten sich Mütter, die mindestens ihr zweites Kind zur Welt gebracht hatten, für acht bis zehn Tage erholen. In damaligen Zeiten ein großer Fortschritt für Mütter und Kinder. 110 Jahre lang wurde diese Tradition fortgesetzt und erhalten, jetzt allerdings ist Schluss.

Mahnwache vor dem Krupp Krankenhaus

Etwa 100 Menschen haben heute vor dem Krupp Krankenhaus in Rüttenscheid eine Mahnwache abgehalten. Heute schließt die Geburtsstation, weil es zu wenig Personal gibt. Es waren auch sehr viele Frauen dabei, die dort ihre Kinder zur Welt gebracht haben.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen
Bald werden auch die Parkplatz-Schilder mit dem Storch abgeschraubt© Kostas Mitsalis / Radio Essen
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© Kostas Mitsalis / Radio Essen

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