Bundesweite Bauernproteste: Traktoren auch in Essen unterwegs

Dicke Luft bei den Bauern, dicke Luft in den Städten: Zum Auftakt der Grünen Woche äußern erneut Tausende Landwirte mit ihren Traktoren in deutschen Großstädten ihre Wut über strengere Umweltschutzregeln. Anderen wiederum gehen die Vorgaben nicht weit genug. Auch in Essen protestieren Bauern, unter anderem in der Innenstadt.

Bauern in der Innenstadt
© Radio Essen/Anne Schweizer

Wut über Umweltschutzregeln

Berlin (dpa) - Zum Auftakt der Grünen Woche in Berlin haben bundesweit erneut Tausende Landwirte mit Traktoren gegen strengere Umweltschutzregeln der Politik demonstriert. Auf vielen Bundesstraßen versammelten sich Treckerfahrer am Morgen zu Sternfahrten nach Berlin und in andere größere Städte.

Die größten Proteste waren in Nürnberg erwartet worden. Allein dort gingen die Veranstalter von 5000 Traktoren und 10.000 Teilnehmern aus. Bereits am frühen Morgen rollten Hunderte Landmaschinen in Richtung Frankenmetropole. Initiator der deutschlandweiten Proteste war das Bündnis «Land schafft Verbindung», das sich vor allem gegen strengere Klimaschutz-Vorgaben seitens der Politik richtet.

Die Landwirte kritisieren unter anderem die geplante Verschärfung der Düngeverordnung und Auswirkungen des Insektenschutzes. Auch in Berlin gab es Demonstrationen. Über drei Strecken aus Norden, Süden und Westen rollten die Traktoren am Vormittag in die Berliner Innenstadt und erreichten gegen Mittag die Straße des 17. Juni und damit eine zentrale Verkehrsachse der Hauptstadt. Nach Angaben der Veranstalter waren etwa 400 Traktoren dabei.

Auf Plakaten an den Landmaschinen stand: «Mit uns statt gegen uns» und «Sorry. Aber sonst werden wir nicht gehört». Und an die Adresse von Politikern und Städtern: «Sie säen nicht. Sie ernten nicht. Doch sie wissen alles besser.»

Zahlreiche Bauern hatten sich mit ihren Traktoren auf den Weg zu Demonstrationen auch in Hannover und Bremen gemacht. Pendler mussten sich wegen der Proteste auf Verkehrsbehinderungen einstellen. Allein zur Kundgebung in der niedersächsischen Landeshauptstadt wurden mehr als 2500 Landwirte mit Fahrzeugen erwartet.

In Dresden waren nach Angaben der Organisatoren etwa 1000 Traktoren unterwegs, an dem Protest hätten sich etwa 2000 Landwirte beteiligt. Dort blieb das befürchtete Verkehrschaos aber aus. In Stuttgart versammelten sich Landwirte aus ganz Baden-Württemberg. An einer Sternfahrt aus vier Himmelsrichtungen beteiligten sich am Freitag nach Angaben der Polizei mehr als 1000 Traktoren. Es habe größere Verkehrsbehinderungen auf den Zufahrtsstraßen gegeben.

Bereits im Oktober und November hatten Tausende Bauern mit einer Traktoren-Sternfahrt in der Hauptstadt protestiert. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte beim Eröffnungsrundgang der Grünen Woche: «Es ist für Berlin natürlich auch wieder eine Belastung, aber es gehört dazu, dass die Bauern ihre Sichtweise und ihren Anspruch deutlich machen. Das muss man auch aushalten.»

Während die Landwirte sich von strengeren Klimaschutzvorgaben bedroht sehen, gehen diese anderen nicht weit genug. Am Samstag hat das Bündnis «Wir haben es satt» in Berlin zu Gegenprotesten aufgerufen. Dann gehen viele tausend Umwelt- und Tierschützer in der Hauptstadt auf die Straße. Ihnen geht es um strengere Naturschutzgesetze für die Landwirtschaft und weniger «Massentierhaltung» und «Agrarfabriken». Auch hier beteiligen sich einige Bauern mit ihren Traktoren. Am Brandenburger Tor werden 15.000 Teilnehmer erwartet.

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