Bistum Essen muss transparenter mit sexualisierter Gewalt in der Kirche umgehen

Das Bistum Essen setzt sich seit mehreren Jahren mit den Fällen der sexualisierten Gewalt in der katholischen Kirche auseinander. Eine unabhängige Kommission mit ehrenamtlichen Mitgliedern begleitet den Prozess und zieht jetzt eine erste Bilanz.

© Foto: Achim Pohl | Bistum Essen

Bistum Essen arbeitet Fälle sexualisierter Gewalt auf

Das Bistum Essen bemüht sich seit mehreren Jahren um die Aufklärung und Aufarbeitung der Fälle sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche. Dafür wurden im letzten Jahr bereits neue Mitarbeiterinnen eingestellt. Sie sollen vor allem die Betroffenen unterstützen und sie bei den Schritten der Aufklärung begleiten. Betroffene können sich bei einer unabhängigen Stelle melden und schildern, was ihnen passiert ist. Danach prüft das Bistum, ob der Fall plausibel ist, also ob mutmaßliche Täter und Opfer zur gleichen Zeit am gleichen Ort gewesen sein könnten. Danach wird entschieden, ob das Bistum Essen eine Entschädigung für sie zahlt. Das ist eine kurze Zusammenfassung des meist sehr schwierigen Weges, den Betroffene gehen können, wenn sie in der Vergangenheit sexualisierte Gewalt von Angestellten im Bistum Essen erfahren haben. Viele Fälle liegen weit zurück und die mutmaßlichen Täter sind bereits verstorben. Das macht die Aufklärung und Aufarbeitung dann umso schwieriger.

Kommission überprüft die Arbeit im Bistum Essen

Das Bistum Essen hat im Oktober 2023 acht Ehrenamtliche gesucht, die als Außenstehende die Arbeit des Bistums überprüfen und bewerten. Das ist die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen (UAK Essen). In der Kommission arbeiten unter anderem eine ehemalige Oberstaatsanwältin, die ehemalige Polizeipräsidentin, ein ehemaliger Ministerialdirigent, ein ehemaliger Regierungspräsident und eine Wissenschaftlerin. Sie sind unabhängig vom Bistum Essen und nicht an Anweisungen aus dem Bistum gebunden. Sie haben sich mit dem Umgang des Bistums Essen mit Täterinnen, Tätern und Betroffenen beschäftigt und mit den Strukturen, die das Bistum in den letzten Jahren aufgebaut hat, um sexualisierte Gewalt in Zukunft zu verhindern. Mit ihrer Arbeit wollen die Mitglieder der Kommission vor allem den Betroffenen Mut machen, sich zu melden und über ihr Leid zu berichten, um vielleicht auch damit abzuschließen zu können.

Kommission in Essen kritisiert Strukturen im Bistum

Das Bistum Essen hat nach bestimmten Verordnungen mehrere Stellen für die Prävention und Intervention geschaffen. Allerdings sieht die Kommission ein Problem darin, dass die Mitarbeitenden dem Generalvikar unterstellt sind und sich dadurch "Verantwortlichkeiten verwischen und Arbeitsabläufe" erschwert werden könnten. So steht es im aktuellen Jahresbericht. Die Kommission sieht ein Problem darin, dass für Betroffene nicht immer genau sichtbar wird, wer sich mit ihrem Fall wie beschäftigt.

Zuletzt musste sich das Bistum Essen vor Gericht verantworten. Ein Betroffener hatte das Bistum auf Schmerzensgeld verklagt. Vorher hatte der Mann aber bereits Geld vom Bistum als "Anerkennung des Leids" erhalten. Diese Summe hatte das Gericht als angemessen bewertet und die Klage abgewiesen. Der betroffene Mann, Winfried Fesselmann, will jetzt aber weiter klagen und sein Recht einfordern. Auch mit dem Fall des verstorbenen Bischof Hengsbach hat sich die Kommission auseinandergesetzt.

Die Kommission listet zahlreiche Empfehlungen für die weitere Arbeit im Bistum auf. Dazu gehören unter anderem zusätzliche Anlaufstellen für Betroffene, Therapieangebote und präventive Maßnahmen und Schulungen. Die Kommission hat das Bistum aber auch als aufgeschlossen den Vorschlägen gegenüber beschrieben und wird zunächst bis Ende nächsten Jahres weiterarbeiten.

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