Vor Allerheiligen in Essen: Tipps und Trends für die Grabpflege auf dem Friedhof

An Allerheiligen ist es meist voll auf vielen Friedhöfen in Essen. Deswegen heißt es vorher: Noch einmal neue Pflanzen drauf und das Grab herrichten. Wie Ihr das jetzt noch am besten anstellt und welche Grabgestaltungen im Trend liegen. Ein Friedhofsgärtner nimmt uns mit in die moderne Welt der Grabpflege.

© Madlen Gerick / Radio Essen

Veränderungen in Essen auch auf den Friedhöfen

Es ist ruhig auf dem Matthäusfriedhof in Essen-Borbeck. Vögel zwitschern, bunte Blättern fallen sanft auf den Boden. Dort, wo kein Asphalt liegt, ist der Weg weich vom Regen. Dann stört auf einmal doch ein Geräusch die Stille: Ein Laubbläser dröhnt weiter hinten auf dem Friedhof. Dort arbeiten gerade die Friedhofsgärtner der Firma Bylsma. Ihr Chef ist Uli Bylsma. Er kümmert sich um den Matthäusfriedhof - genauso wie schon sein Vater und sein Großvater vor ihm. Doch die Zeiten heute sind ganz andere.

Grabpflege in Essen wird Friedhofsgärtnern überlassen

"Hier waren alles Grabstellen", sagt er und zeigt auf die vielen leeren Rasenflächen, die immer wieder zwischen den Reihen aus Gräbern auftauchen. Flächen, die keine Gräber mehr sind und auch nicht neu verkauft wurden. "Dann zwischendurch machst du eine gärtnerisch betreute Anlage, dann wumms - voll."

Ja, die Zeiten sind andere. Denn kaum jemand möchte sich noch selbst um die Grabstellen seiner Angehörigen kümmern und überlässt das lieber den Friedhofsgärtnern. Zusätzlich werden die Gräber kleiner, weil es in der Regel Urnengräber sind.

"Die Leute möchten hier hin, die möchten sich hier auf ne Bank setzen, die möchten auf die Grabstelle gucken. Aber die möchten nicht Unkraut ziehen, Wasser holen, zwei Mal die Woche zum Gießen kommen."
Uli Bylsma ist Friedhofsgärtner auf dem Matthäusfriedhof - genauso wie sein Vater und sein Großvater vor ihm. © Madlen Gerick / Radio Essen
Uli Bylsma ist Friedhofsgärtner auf dem Matthäusfriedhof - genauso wie sein Vater und sein Großvater vor ihm.
© Madlen Gerick / Radio Essen

Viele Angehörige wohnen nicht mehr in Essen

So eine Grabstelle zu pflegen ist Arbeit. Gerade im Sommer brauchen die Pflanzen öfter mal Wasser. Und dann sollten in der Regel drei mal im Jahr neue Blumen auf das Grab gepflanzt werden. Gerade Angehörige, die weiter entfernt wohnen können das gar nicht leisten. Sofern es finanziell möglich ist, beauftragen sie eine Dauergrabpflege durch die Friedhofsgärtner.

"Wir haben jetzt 1200 Grabstellen in Pflege. Und wir schicken bis nach China Grabpflegerechnungen per E-Mail. Also 800 wohnen gar nicht mehr hier in Essen", erzählt Uli Bylsma.

Zeit und Lust für Grabpflege in Essen fehlen

Aber auch Angehörige, die noch in Essen wohnen, wollen sich immer seltener selbst um das Grab kümmern. Es fehlen die Zeit und die Lust dazu. Ein Trend, der schon seit rund 15 Jahren anhält, sagt Uli Bylsma. Mittlerweile werden nur noch rund 20 Prozent der Grabstellen auf dem Matthäusfriedhof von den Angehörigen selbst gepflegt. Umso beliebter sind die gärtnerisch betreuten Grabstellen, meist bestehend aus Urnengräbern.

Kreative Grabstellen auf Friedhof in Essen

Uli Bylsma hat sich für diese Grabstellen einiges einfallen lassen. Es gibt Urnengräber umgeben von einem Rosengarten, es gibt eine Stelle für Personen, die sich zusammen mit ihrem Haustier begraben lassen wollen und es gibt den RWE-Fanfriedhof. Dort ist unter anderem RWE-Fanlegende Glockenhorst begraben. Und die meisten noch freien Grabstellen dort sind schon reserviert.

Auf dem Matthäusfriedhof gibt es eine besondere Grabstelle für RWE-Fans.© Madlen Gerick / Radio Essen
Auf dem Matthäusfriedhof gibt es eine besondere Grabstelle für RWE-Fans.
© Madlen Gerick / Radio Essen

Wald aus Gräbern in Essen

Uli Bylsmas neuestes Projekt: Ein kleiner Wald mitten auf dem Friedhof. Dort gibt es Bäume, unter denen sich exklusiv eine Familie begraben lassen kann. Und es gibt Gemeinschaftsbäume unter denen mehrere verschiedene Personen begraben sind. Grabsteine und Blumen sind nicht erlaubt, aber in der Nähe steht eine kleine Erinnerungstafel mit Namensschildern.

"Die meisten kaufen sich einen Baum und machen dann Fotos von dem Baum, wie die Blätter sich verfärben. Das sehen wir ganz oft, dass sie dann hier an ihrem Baum sitzen, fassen den Baum an, begrüßen den, wenn sie hier hinkommen. Aber diese normale Grabpflege ist ein Auslaufmodell", sagt Uli Bylsma.

Mit seinem "tiny Wald" ist er also am Zahn der Zeit, wie er selbst sagt. Und es ist ein Angebot, das es sonst bisher auf keinem anderen Friedhof in Essen gibt. Dementsprechend gut komme es an.

Friedhof in Essen als Begegnungsraum

Generell scheint der Matthäusfriedhof in Essen sehr innovativ zu sein. Beispielsweise gibt es QR-Codes an besonderen Grabstellen, die auf die Historie des Friedhofs oder die Geschichte der dort begrabenen Personen hinweisen. Dazu zählen unter anderem Rot-Weiss Essen-Gründer Georg Melches oder der Gründer der Schuh-Kette Deichmann, Heinz-Horst Deichmann.

Ob ein kleines Bistro, Krimi-Lesungen oder Open-Air-Kino - der Friedhof werde immer mehr zu einem Begegnungsraum, sagt Uli Bylsma.

Job mit Schattenseiten

Für ihn selbst war er das schon immer. Er hat auf dem Friedhof laufen gelernt, ist dort quasi aufgewachsen und kennt jeden, der regelmäßig auf den Friedhof geht. Das hat auch Schattenseiten. Von den 250-300 Menschen die jedes Jahr dort beerdigt werden, kennt er den Großteil persönlich.

"Du musst schon manchmal hart sein, weil du zu den Menschen dann auch über Jahrzehnte ne Bindung aufbaust. Du unterhältst dich jede Woche mit dem und plötzlich ist die Person verstorben. Das macht schon was mit einem."

Und doch würde er seinen Arbeitsort nicht tauschen wollen. Der Matthäusfriedhof in Borbeck ist sein zu Hause.

Tipps für die Grabpflege in Essen

Und so, wie viele ihr zu Hause immer aufräumen, bevor Besuch kommt, pflegen andere die Grabstellen ihrer Angehörigen vor allem zu Allerheiligen. Uli Bylsmas Last-Minute-Tipp dafür:

"Rindenmulch nehmen, dann dämmt man das Unkraut schon ein bisschen ein. Und jetzt bei den Stürmen mit den Blättern, einmal die Woche Blätter runter nehmen. Eine Bepflanzung mit Calluna und dann ist man auch schon durch damit."

Die Calluna, auch als Heide bekannt, ist frosthart und blüht den ganzen Winter über, bei guter Qualität auch bis zum Frühjahr. Dann noch eine Kerze und ein Gesteck drauf - fertig. Wer mehr Zeit hat, kann im Herbst Gräser, Stacheldraht oder Hebemix mit einarbeiten, für etwas mehr farbliche Abwechslung. Im Frühjahr sind Stiefmütterchen und Hornveilchen beliebt, im Sommer Eisbegonien, weil sie die Sonne aushalten.

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