Theater und Philharmonie Essen: Millionenloch zwingt Stadt zum Sparen

Die Theater und Philharmonie Essen steuert auf eine massive Finanzlücke zu - bis zu 66 Millionen Euro Defizit drohen. Die Stadt Essen plant daher Einsparungen, der Bau des neuen Theaterhauses wird gestoppt. Auch im Personalbereich sind erste Maßnahmen absehbar. Was das für Beschäftigte und Programm bedeutet, lest Ihr hier.

© Stadtbildstelle Essen

Millionen-Defizit bei der TUP Essen droht

Die wirtschaftliche Lage der Theater und Philharmonie Essen spitzt sich weiter zu. Nach aktuellen Berechnungen erwartet die Gesellschaft für das laufende Haushaltsjahr ein Defizit von rund 61 Millionen Euro - im Jahr 2025/2026 sollen es sogar 66 Millionen sein. Zwar konnten die Einnahmen zuletzt leicht gesteigert werden, sie liegen aber weiterhin deutlich unter dem Vorjahresniveau. Die gestiegenen Ausgaben, vor allem bei Personal und Projekten, belasten den Etat zusätzlich. Die Rücklagen der TUP, die durch Einsparungen während der Corona-Zeit noch aufgebaut wurden, sind inzwischen fast vollständig aufgebraucht.

Stadt Essen legt Maßnahmenpaket zur Stabilisierung vor

Um eine Überschuldung der Theater und Philharmonie Essen zu vermeiden, hat die Stadt Essen reagiert. Sie will ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Kostensenkung und Ertragssteigerung auf den Weg bringen. Die Geschäftsführung der TUP soll dafür ein Konzept entwickeln, das neben Einsparungen auch eine Neuausrichtung des künstlerischen Angebots beinhalten kann. Das erklärte ein Sprecher der TUP auf Radio Essen-Nachfrage. Externe Beratungen sind dabei ausdrücklich vorgesehen, heißt es. Die ersten Ergebnisse dieses Prozesses sollen bis Ende 2025 vorgelegt werden. Die werden dann zunächst den beauftragenden Gremien der Stadt Essen und dem Aufsichtsrat des Theaters zur Beratung vorgelegt.

Der überarbeitete Wirtschaftsplan 2025/2026 sowie der Nachtragsplan für das laufende Jahr sollen am 2. Juli im Rat der Stadt Essen beschlossen werden. Bis spätestens zur Haushaltsplanung 2026/2027 muss eine tragfähige Lösung gefunden werden - sonst droht der TUP die Zahlungsunfähigkeit.

Essen setzt Bauprojekt TUP-Casa vorerst aus

Als Sofortmaßnahme soll das geplante Bauprojekt TUP-Casa zunächst auf Eis gelegt und umfassend geprüft werden. Ziel ist es, große Investitionen bis zur Klärung der Finanzlage zurückzustellen. Der Aufsichtsrat der TUP hat dem angepassten Wirtschaftsplan 2025/2026 unter Vorbehalt zugestimmt - jedoch nur, wenn die Stadt zusätzliche Mittel zur Verfügung stellt. Denkbar sind unter anderem eine Erweiterung des Cash-Pool-Rahmens, also mehr Spielraum für kurzfristige Liquidität über die städtische Finanzverwaltung oder eine direkte Kapitalzurückführung.

Essen: Einschnitte im Personalbereich geplant - aber ohne Kündigungen

Mit einem Anteil von rund 78 Prozent an den Gesamtaufwendungen stellen die Personalkosten den mit Abstand größten Ausgabenposten dar. Um diesen Bereich zu entlasten, soll künftig auf die Verlängerung befristeter Verträge verzichtet werden. Auch frei werdende Stellen sollen nicht nachbesetzt werden. Konkrete Zahlen oder betroffene Bereiche wurden auf Radio Essen-Nachfrage noch nicht genannt. Klar ist aber: Für den Konzern Stadt Essen werden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Die Stadt betont, dass es sich zunächst um vorbereitende Maßnahmen handelt. Konkrete Vorschläge aus dem erarbeiteten Konzept seien erst Ende des Jahres zu erwarten, derzeit gebe es noch keine belastbaren Entscheidungen.

Programm in Essen bleiben vorerst unangetastet

Eine gute Nachricht gibt es für das Publikum: Die geplanten Programme und Produktionen der kommenden Spielzeit 2025/2026 bleiben bestehen. Laut Stadt und TUP sind die bislang veröffentlichten künstlerischen Planungen durch den vorgelegten Wirtschaftsplan abgedeckt. Änderungen im Spielbetrieb wären frühestens ab 2026 möglich - abhängig von der weiteren finanziellen Entwicklung und den geplanten Maßnahmen.

Mehr Nachrichten aus Essen

Weitere Meldungen

skyline