Brötchenpreise in Essen steigen leicht - Gründe sind komplex

Die Zeiten, in denen zehn Brötchen für unter vier Euro zu haben waren, sind in vielen Bäckereien im Ruhrgebiet vorbei. In Essen haben mehrere bekannte Bäckereibetriebe ihre Preise erhöht - unter anderem wegen gestiegener Löhne. Was die Brötchen jetzt kosten und welche Gründe dahinterstecken, lest Ihr hier.

© Volker Herold / FUNKE Foto Services

Bäckereien in Essen passen Brötchenpreise an

In Essen haben mehrere Bäckereien zuletzt ihre Brötchenpreise angepasst. Für viele Kundinnen und Kunden fällt besonders ins Auge, dass der Preis für zehn Brötchen bei einigen Anbietern inzwischen über der symbolträchtigen Marke von vier Euro liegt. Doch Branchenvertreter machen klar: Es geht nicht nur um ein paar Cent, sondern um das Überleben des Handwerks.

Beispielsweise hat Bäcker Peter Anfang Juni den Stückpreis für ein Brötchen von 45 auf 46 Cent erhöht - zehn Brötchen kosten dort nun 4,02 Euro. Auch Malzers aus Gelsenkirchen hat nachgezogen und verlangt mittlerweile 46 Cent pro Stück. Das 10er-Angebot liegt bei 4,20 Euro.

Bei der Bäckerei Döbbe liegt der Preis aktuell bei 45 Cent - seit Juli 2024 stabil, wie Geschäftsführer Johannes Döbbe auf Radio-Essen-Nachfrage mitteilte. Bei der Bäckerei Büsch aus Kamp-Lintfort, die ebenfalls in Essen vertreten ist, kostet ein Brötchen derzeit 38 Cent. Dort habe es aktuell keine Preiserhöhung gegeben, heißt es.

Tarifvertrag lässt Personalkosten in Essen steigen

Hintergrund der Preiserhöhungen ist ein neuer Tarifvertrag im Bäckerhandwerk. Seit dem 1. Mai 2025 gilt die nächste Lohnstufe, wodurch die Personalkosten im Schnitt um 2,4 Prozent gestiegen sind. Die Situation ist für viele Betriebe ernst - und regelmäßige Preisanpassungen schlicht unvermeidlich.

Tristan Förster, Sprecher der Bäcker-Innung Rhein-Ruhr, erklärt im Gespräch mit Radio Essen: "Die Bäcker werden keine Millionäre, nur weil sie die Preise um einen Cent erhöhen."

Tatsächlich sei die Lohnentwicklung in den vergangenen Jahren enorm gewesen: Allein seit 2020 seien die Personalkosten im Bäckerei-Handwerk um über 20 Prozent gestiegen.

Brötchenpreise in Essen steigen auch wegen Bürokratie und Technik

Doch nicht nur die Löhne treiben die Preise: Der Kostendruck kommt aus vielen Richtungen. Tristan Förster, Sprecher der Bäcker-Innung Rhein-Ruhr nennt unter anderem:

  • Anschaffung neuer Kassensysteme für kontaktloses Bezahlen und hohe Gebühren
  • Bürokratische Vorgaben wie die Aufbewahrungspflicht von Belegen für 10 Jahre
  • Materialpreise seien stabil bis leicht steigend

Nachwuchsmangel: Viele Betriebe setzen auf Fachkräfte aus dem Ausland, was mit Einarbeitung, Sprachkursen und Integrationsarbeit verbunden ist. Laut Förster kostet auch das Geld, Energie und Kraft.

Früher seien Preisanpassungen nur alle zwei bis drei Jahre üblich gewesen, heute müssten die Preise fast jährlich neu kalkuliert werden - unter anderem wegen der sogenannten Lohnspirale, die durch steigende Mindestlöhne zusätzlich befeuert werde.

Kritik übt Förster auch an der Politik: Die Bäckerbetriebe würden beim Umgang mit steigender Bürokratie und Technikanforderungen weitgehend allein gelassen.

Döbbe in Essen: Qualität hat ihren Preis

Auch Johannes Döbbe, Geschäftsführer der Bäckerei Döbbe, beschreibt die wirtschaftliche Lage deutlich. Gegenüber Radio Essen sagt er:

"Selbstverständlich freuen wir uns für unsere Mitarbeitenden, wenn diese durch den Tarifvertrag profitieren. Trotzdem müssen wir weiterhin vernünftig wirtschaften. Das macht eine Preisanpassung unumäglich."

Die letzte Erhöhung bei Döbbe lag im Juli 2024 bei zwei Cent – von 43 auf 45 Cent. Seitdem ist der Preis stabil geblieben. Die Reaktionen der Kunden seien allerdings häufig kritisch:

"Natürlich haben nur die wenigsten Kunden Verständnis für eine Preisanpassung. Das ist auch normal. Unser Fokus liegt auf Qualität - und die hat ihren Preis."

Döbbe betont: Qualität, ehrliches Handwerk und zuverlässiger Service seien für viele Kundinnen und Kunden nach wie vor ein Argument, trotz leicht gestiegener Preise treu zu bleiben.

Lebensmittelpreise in Essen: Nicht nur Brötchen werden teurer

Während sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Essen an einem Cent mehr für ein Brötchen stören, weisen Branchenvertreter auf einen wichtigen Punkt hin: In Supermärkten oder Drogerien sind manche Produkte deutlich stärker im Preis gestiegen. Preissprünge von 10 bis 20 Prozent bei Kosmetik, Haushaltswaren oder Markenlebensmitteln sind keine Seltenheit.

Discounter-Druck bleibt für Bäcker in Essen groß

Der Preisdruck durch Discounter ist für das Handwerk nichts Neues - doch er bleibt spürbar. Discounter bieten Brötchen oft deutlich günstiger an, allerdings meist nicht in handwerklicher Herstellung. Viele Bäckereien setzen deshalb bewusst auf Qualität, Geschmack und Service.

"Den Preiskampf mit den Discountern werden wir jedes Mal verlieren", sagt Tristan Förster. "Aber wer Qualität mit guten Mitarbeitenden erhalten will, muss dafür auch bezahlen."


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