Studie in Essen: Corona-Lockdown fördert Suizid-Gedanken von Kindern

Die Schulen bleiben offen, das haben die Kultusminister gestern entschieden. Gut so, sagt eine Studie der Essener Uniklinik. Sie hatte einen deutlichen Anstieg von Suizidversuchen unter Kindern und Jugendlichen im zweiten Corona-Lockdown festgestellt.

© Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services

Corona-Studie in Essen: Mehr Suizidversuche unter Kindern und Jugendlichen

Der zweite Corona-Lockdown im Frühjahr hat offenbar dazu geführt, dass besonders viele Kinder und Jugendliche versucht haben sich das Leben zu nehmen. Eine Studie der Uniklinik in Holsterhausen hat das untersucht. Demnach wurden von März bis Mai deutschlandweit rund 500 Kinder und Jugendliche wegen Suizidversuchen auf die Intensivstationen gebracht. Das ist drei Mal so viel wie vor Corona und vier mal mehr als im ersten Lockdown.

Im ersten Lockdown sei das Wetter schön gewesen, sagt Professor Dr. Christian Dohna-Schwake zur Erklärung. Außerdem habe man da noch Hoffnung auf schnelle Besserung der Lage gehabt. Dohna-Schwake ist verantwortlich für die Studie und hat die Ergebnisse im Video-Podcast "19 - die Chefvisite" vorgestellt. Er wird von Jens de Buhr und Professor Dr. Jochen Werner, dem Chef der Essener Uniklinik veröffentlicht. Der zweite Lockdown habe sich dagegen gezogen wie Kaugummi, für weniger Zuversicht unter Kindern und Jugendlichen gesorgt und so wohl auch zu den vielen Suizidversuchen.

Forderung aus Essen: Schulen möglichst offen halten

Die Suizidversuche seien der letzte Hilferuf der Kinder und Jugendlichen gewesen, sagt der Experte der Uniklinik. Er rät auch dazu, trotz der neuen Omikron-Variante die Schulen so lange wie möglich offen zu halten. Soziale Kontakte seien präventiv, also vorbeugend gegen Depressionen und seelische Probleme, sagt der Experte. Das Offenhalten der Schulen so lange wie möglich bezeichnet er als "das A und O" der präventiven Maßnahmen. Vorerst sollen die Schulen bei uns auch geöffnet bleiben, hatten die Kultusminister der Länder gestern auf ihrer Konferenz entschieden. Ob das dauerhaft so bleibt, hängt aber unter anderem von der weiteren Entwicklung der Corona-Lage ab.

Die ganze Folge der "Chefvisite" findet Ihr hier. Das Gespräch mit Professor Dr. Christian Dohna-Schwake beginnt nach knapp 3 Minuten.

Wenn es Euch seelisch nicht gut geht, könnt Ihr Euch mit Euren Problemen an diese Stellen wenden:

  • Nummer gegen Kummer: 116 111 / Das Angebot ist anonym und kostenlos.
  • Jugendnotmail: Kinder und Jugendliche unter 19 können sich auch an die Jugendnotmail wenden - dort können sie schreiben statt anzurufen. Hier kommt Ihr zur Seite der Jugendnotmail
  • Telefonseelsorge: 0800 111 011 1 / Die Telefonseelsorge ist ein ökumenisches Angebot der evangelischen und katholischen Kirchen in Essen. Dort können sich Essener mit verschiedenen Problemen melden, zum Beispiel wenn sie um jemanden trauern, Depressionen haben oder sogar Suizidgedanken haben.
  • Die [U25] Online-Suizidprävention: Das ist ein onlinebasiertes Unterstützungsangebot für junge Menschen bis 25 Jahren in suizidalen Krisen und bietet eine anonyme kostenlose und zeitlich unbegrenzte Begleitung via Mail an.
  • Weitere Hilfsangebote für verschiedene psychische und seelische Probleme findet Ihr in unserer Übersichtsseite.

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