So geht Essen mit der Fußball-WM um

25 Grad und Sonnenschein in Essen, das Trikot sitzt und die Getränke sind kalt gestellt - in den letzten Jahren gab es beste Voraussetzungen zum Public-Viewing bei der Fußball-WM. In diesem Jahr ist jedoch alles anders, denn die Weltmeisterschaft findet im Winter statt. Außerdem gibt es große Kritik an der Vergabe nach Katar. Wie die Essener Gastronomen und Veranstalter damit umgehen und wo Ihr die Spiele gucken könnt, erfahrt Ihr hier.

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Weihnachtsmärkte in Essen sind gespalten

Fußball am Glühweinstand - das wird in Essen bald Realität. Weil man nach der WM-Vergabe an Katar gemerkt hat, dass es dort im Sommer zu heiß zum Fußballspielen ist, wurde das Turnier auf den Winter verschoben. Deswegen könnte es jetzt auf den Weihnachtsmärken sportlich werden. In Altenessen zum Beispiel stellt man eine Leinwand auf, auf der die Spiele der Deutschen Fußballnationalmannschaft übertragen werden. Die Nachfrage der Stammbesucher sei groß, erklären die Organisatoren gegenüber Radio Essen. Auch in Steele steht man der Idee offen gegenüber, hat sich aber noch nicht endgültig entschieden. Zu Beginn wird es kein Public-Viewing geben, alles andere "hängt vom Turnierverlauf ab".

Essen zwischen WM und Weihnachtsstimmung

Wie sehr man in Essen in Fußballstimmung kommt, hängt auch von der Leistung der Deutschen ab. Ähnlich wie in Steele sieht es in Rüttenscheid aus. Auch da soll erstmal abgewartet werden. Grundsätzlich hält man sich dort aber eher zurück, wie Organisator Rolf Krane erklärt: "Wir haben eher eine reservierte Haltung dazu, aber noch ist nichts entschieden. Das hängt auch vom Turnierverlauf ab und inwiefern eine Übertragung der Spiele eventuell die Weihnachtsstimmung kaputt machen würde."

Wem der Fußball die romantische Weihnachtsstimmung nimmt, der kann den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt wählen. Dort wollen die Betreiber an den Glühweinständen zwar über den Spielstand informieren, eine Übertragung auf einer Leinwand ist aber nicht geplant. Auch in Werden wird es die nicht geben. Dort sehen die Organisatoren "keine Möglichkeit dazu, außerdem ist die politische Situation unklar."

Auch in Essen wird die WM-Vergabe nach Katar kritisch gesehen

Natürlich wird auch in Essen die Weltmeisterschaft in Katar kritisch gesehen. Beim Bau der Stadien ist einiges schief gelaufen. Viele Arbeiter sind dabei ums Leben gekommen. Außerdem wird die gesamte politische Situation in Katar kritisiert, da viele Menschenrechte missachtet und verletzt werden.

Das macht es für Fans und Veranstalter in Essen nicht einfach. Gegenüber Radio Essen, sagen die meisten, dass ihnen klar sei, dass die Vergabe nach Katar ein Fehler war. Jedoch könne man jetzt nichts mehr daran ändern. Während einige einen Boykott befürworten, halten das andere für den falschen Weg - schließlich solle man lieber auf die Probleme aufmerksam machen und Zeichen setzen. Besonders nach den schwierigen letzten Jahren sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass jede Einnahme wichtig ist und die Buden auf den Weihnachtsmärkten oder die Kneipen darunter leiden, wenn die Leute zuhause vor dem Fernseher bleiben.

Kein großes Public-Viewing in Essen

In der Vergangenheit gab es bei großen Turnieren auch viele Public-Viewing Angebote in Essen. Das wird in diesem Jahr anders sein. So erklärt die Agentur TAS aus Bergerhausen, Organisator der großen Events in den letzten Jahren, gegenüber Radio Essen: „Es wird definitiv keine Public-Viewing Veranstaltungen seitens der TAS geben.“ Das wird auch niemand anders übernehmen. Weder in der Messe Essen, noch auf dem Flughafen Essen/Mülheim sind WM-Übertragungen geplant.

Auch in den Cafés und Bars in Essen gehen die Meinungen auseinander. In der 11 Freunde Bar in Rüttenscheid werden die Spiele der Nationalmannschaft auf jeden Fall gezeigt, schließlich "sind wir eine Fußball-Kneipe", sagt Inhaberin Julika Demmer. Ganz anders reagiert man im Café de Prins.

Wirt in Essen boykottiert die WM

Das Café de Prins im Südviertel in Essen hat eine ganz klare Haltung: Die Fernseher bleiben aus. Vor allem Nachhaltigkeit ist der Kneipe wichtig. Während hier Energiesparen das große Thema des Winters ist, wird in Katar in hochklimatisierten Stadien gespielt. "Das kleine Land Katar hat jetzt acht Fußballstadien, die danach wahrscheinlich verrotten werden. Es ist für uns einfach ein wichtiges Thema, dass wir uns da nicht dranhängen", sagt Klaus Hüsken vom de Prins im Interview mit Radio Essen-Moderatorin Mona Belinskiy. Man habe für sich eine Entscheidung getroffen, wolle aber niemanden verurteilen, der es für sich anders entscheidet. Möglicherweise könnte man ja noch anders ein Zeichen setzen. Auch die Deutsche Nationalmannschaft denkt noch über eine mögliche Botschaft nach. Sollte die Mannschaft übrigens das Finale des Turniers erreichen, werde man den Boykott trotz finanzieller Einbußen dennoch durchhalten, erklärt Hüsken.

© Radio Essen / Mona Belinskiy

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