Segnung homosexueller Paare in Essen: Was ein Pastor zu der Erklärung aus Rom sagt

Überraschung bei vielen Gläubigen in Essen kurz vor Weihnachten: Der Vatikan erlaubt, dass homosexuelle Paare gesegnet werden dürfen - mit Einschränkungen. Einige Pastore im Bistum Essen wollen sich aber nicht einschränken lassen.

© Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services

Pastor aus Essen segnet gleichgeschlechtliche Paare schon seit Jahren

Gleichgeschlechtliche Paare und Paare mit Menschen, die schon mal geschieden waren, dürfen gesegnet werden. Das hat der Vatikan im Dezember 2023 offiziell erlaubt. Während die einen in der Weltkirche das begrüßten, war dieser Schritt für andere zu groß. Im Januar folgte dann noch mal eine genaue Erklärung des Vatikans dazu, wie die Erlaubnis genau zu verstehen ist. Und spätestens da wird klar: Es gibt deutliche Einschränkungen. Zum Beispiel darf die Segnung nicht in einer Kirche stattfinden, nicht im Rahmen eines Gottesdienstes und sie darf nur 10-15 Sekunden dauern. Außerdem werde nicht die Verbindung gesegnet, sondern nur die Menschen an sich. Für Pastor Maximilan Strozyk ist klar: An diese Einschränkungen wird er sich nicht halten. Hat er auch noch nie. Er segnet schon seit circa vier Jahren gleichgeschlechtliche Paare. Oft in Formaten wie dem Valentinstagsgottesdienst, aber auch außerhalb davon.

Segnung in Essen soll ernst genommen werden

Maximilian Strozyk war Schulseelsorger im Schulzentrum am Stoppenberg in Essen. Seit dem Jahreswechsel arbeitet er in der Jugendkirche Tabgha in Düsseldorf. Er ist Seelsorger für die katholische Pfadfinderschaft St-Georg und im Sommer Teil des Teams der Touristenseelsorge auf Texel. Und er segnet eben in Essen gleichgeschlechtliche Paare - mit Rückendeckung des Bistums Essen.

" Aus einer tiefen Überzeugung heraus, dass Menschen, die sich lieben, den Segen Gottes (...) auf jeden Fall mit auf ihren Lebensweg bekommen sollen."

Sich an die Regeln des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare zu halten, ist für Maximilian Strozyk inakzeptabel.

"Mir ist das wichtig, dass dieser Segen ernst genommen wird, dass die Menschen ernst genommen werden und wir mit der Botschaft eines liebenden Gottes als Christ:innen auch einfach in dieser Welt ernst genommen werden können."

Und das gehe eben nicht, wenn zum Beispiel die Segnung nicht in der Kirche stattfinden darf.

Bewunderung für homosexuelle Paare in Essen, die sich für eine Segnung entscheiden

Erst einmal sei das Schreiben aus Rom ein Schritt nach vorne, auch wenn es ihm nicht weit genug gehe, so Pastor Maximilian Strozyk. Die nachgeschobenen Einschränkungen zeigten dann, dass der Vatikan eingeknickt sei vor sehr traditionalistischen Kreisen. Umso wichtiger ist es für den Pastor dagegen zu halten und den Wunsch einiger homosexueller Paare nach einer Segnung zu erfüllen.

"Ich bewundere diese Menschen sehr, dass sie - obwohl es immer wieder diese ablehnenden Zeichen von Kirche gibt - sich trauen diese Schritte zu gehen."

Maria 2.0 in Essen nicht zufrieden mit Erklärung aus Rom

Das Schreiben vom Vatikan geht auch für Maria 2.0 hier in Essen nicht weit genug.

"Diese Maßnahme zeigt zwar eine gewisse, schon lange überfällige Öffnung, aber die tiefergehenden strukturellen Probleme und Diskriminierungen innerhalb der katholischen Kirche werden damit keineswegs angemessen behandelt", heißt es in einer Mitteilung von Dezember.
© Radio Essen / Madlen Gerick
© Radio Essen / Madlen Gerick

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