Schüsse an der Synagoge in Essen: Polizei sucht Tatverdächtigen

In der Nacht auf Freitag (18. November) ist in Essen auf das Rabbinerhaus der Synagoge geschossen worden. An der Glastür gibt es vier Einschusslöcher, sagt die Polizei. Der Bereich ist mit Kameras überwacht. Innenminister Herbert Reul war vor Ort. 

© André Hirtz / FUNKE Foto Services

Schüsse in Essen: Polizeieinsatz an der Synagoge

"Polizeieinsatz an der Alten Synagoge in Essen", "Einschusslöcher" - eine Mitteilung der Polizei weckt schreckliche Erinnerungen. Mittlerweile steht fest: Es wurde geschossen, verletzt wurde aber niemand. Es gibt Videoaufzeichnungen des Täters.

Die Einschusslöcher waren laut einem Polizeisprecher am Freitag (18. November) gegen 8:30 Uhr von Zeugen gemeldet worden. Wann die Schüsse fielen, war zunächst unklar. "Wir gehen stark davon aus, dass es irgendwann in der Nacht war, als keiner da war“, sagte der Sprecher. Es gebe Videoaufzeichnungen einer Kamera, die den Platz filme, auf denen eine Person zu sehen sei, die die Tat begangen haben soll. Die Schüsse trafen laut dem Polizeisprecher eine verglaste Eingangstür. Der Rahmen sei beschädigt und es gebe Schüsse in die Scheibe aus Sicherheitsglas. Anhand der Spurenlage stehe mittlerweile fest, dass es sich um eine scharfe Schusswaffe gehandelt habe. 

Die Polizei hatte einen Sprengstoffspürhund im Einsatz. Am Freitagmittag besuchte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) den Tatort. "Der Anschlag auf die alte Synagoge in Essen erschüttert mich zutiefst“, sagte Reul. "Die vorhandenen Videoaufzeichnungen werden jetzt mit Hochdruck ausgewertet. Der Staatsschutz ist eingebunden." Die jüdische Gemeinde Essen könne "sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln“, so Reul.

© André Hirtz / FUNKE Foto Services
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Synagoge Essen: Polizei wertet nach den Schüssen Videos aus

Die Ermittler suchen Zeugen, die gestern Nacht (17./18. November), insbesondere in der Zeit von 20 - 01 Uhr verdächtige Personen, Fahrzeuge oder Geräusche rund um die Alte Synagoge bemerkt haben. Hierzu gehören auch der Bereich Rathausgalerie, Rathaus Essen, Schützenbahn und Steeler Straße. Zeugen werden gebeten sich unter der Rufnummer 0800 66 77 123 bei dem eingerichteten Hinweistelefon zu melden. (Polizei Essen)

Das Rabbinerhaus wird laut einer Sprecherin der Stadt nicht von der jüdischen Gemeinde genutzt. Es steht unmittelbar neben dem Synagogengebäude. Im Rabbinerhaus sind laut der Stadt das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte mit Archiv und Bibliothek sowie Räume der Universität Duisburg-Essen untergebracht. Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum. 

Die Alte Synagoge ist heute das Haus jüdischer Kultur Essen, ein Kulturinstitut der Stadt. Gotteshaus der jüdischen Gemeinde der Stadt ist die neue Synagoge, etwas außerhalb des Zentrums. In der Alten Synagoge gibt es laut einer Stadtsprecherin Ausstellungen und Veranstaltungen zur jüdischen Geschichte. Zu besonderen Anlässen komme dort auch die Kultusgemeinde zusammen, etwa zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938. Damals wurden die Alte Synagoge und das Rabbinerhaus angezündet und im Innenbereich zerstört. Die Polizei ist wegen einer abstrakten Gefahr während der Öffnungszeiten der Alten Synagoge stets vor Ort - wie bei Objekten mit jüdischem Bezug üblich.

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Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) äußerte sich auf Facebook: "Diese Nachricht bestürzt mich sehr!" Der Grünen-Bundestagsabgeordnete für Essen, Kai Gehring, teilte mit: "Der widerwärtige Anschlag muss schnellstmöglich und lückenlos aufgeklärt werden." Es brauche kontinuierlichen Schutz jüdischer Einrichtungen und eine konsequente, breite - zivilgesellschaftliche wie politische - Bekämpfung des Antisemitismus. NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) schrieb bei Twitter, die Tat führe vor Augen, "dass wir im Schutz jüdischen Lebens und beim Eintreten gegen Antisemitismus nicht nachlassen dürfen."

Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, hat die Schüsse auf das ehemalige Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in Essen ebenfalls verurteilt. "Die Schüsse auf die alte Synagoge in Essen zielen nicht nur auf die jüdische Gemeinde in Deutschland, sondern sind eine Bedrohung für die gesamte deutsche Gesellschaft", schrieb Prosor bei Twitter. Der Kampf gegen Antisemitismus müsse oberste Priorität haben. "Hier darf nicht nachgelassen werden", schrieb er weiter.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schrieb bei Twitter, die Schüsse auf die Synagoge schockierten und entsetzten ihn. Man stehe an der Seite der Jüdinnen und Juden in NRW und schütze sie gegen Hass und Gewalt. "Jüdisches Leben ist ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns - heute und an jedem anderen Tag", schrieb er. NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) schrieb bei Twitter, der Vorfall führe leider erneut schmerzhaft vor Augen, "dass unsere Anstrengungen zum Schutz jüdischen Lebens nicht nachlassen dürfen". Der nordrhein-westfälische SPD-Chef Thomas Kutschaty aus Essen-Schönebeck sprach von einem "Anschlag auf jüdisches Leben und auf die Vielfalt unserer Gesellschaft".

Das Anti-Rechts-Bündnis "Essen stellt sich quer" hatte außerdem für den späten Nachmittag zu einer Mahnwache eingeladen. Das Motto war "Versammlung gegen den Antisemitismus". Mehr als 50 Menschen kamen und stellten Kerzen auf.

Der Leiter der Essener Synagoge Uri Kaufmann sagte, dass man solche Akte nicht hinnehmen dürfe. Der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeiffer, betonte, dass Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz haben dürfe. In den Sozialen Medien zeigen immer mehr Menschen ihre Anteilnahme mit der jüdischen Gemeinschaft. 

© Kostas Mitsalis / Radio Essen
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Polizei Essen stellt Beschädigungen an Neuer Synagoge im Südostviertel fest

Am Kuppeldach der Neuen Synagoge im Südostviertel hat die Polizei ältere Beschädigungen festgestellt. Gestern Morgen waren die Beschädigungen im Rahmen von polizeilichen Schutzmaßnahmen entdeckt worden. Laut einem Sprecher der Polizei, handle es sich um kreisförmige Löcher und es könne sich womöglich auch um ältere Einschusslöcher handeln. Derzeit wird geprüft, ob es einen Zusammenhang mit den Schussabgaben auf die Alte Essener Synagoge gibt.

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