Nach Silvester-Randale in Essen: "Müssen den Leuten eine Perspektive geben"

Nach der Silvester-Randale in Essen ist immer noch vieles unklar. Zum Beispiel, was junge Menschen zu den Gewalttaten gegen Einsatzkräfte und gegen die städtische Infrastruktur motiviert hat. Im Radio Essen-Interview sprechen wir mit dem Diakoniewerk in Essen über mögliche Antworten.

faust_radio-essen gewalt
© Foto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services

Randale zu Silvester in Essen und die große "Warum"-Frage

Das neue Jahr 2023 ist bereits in vollem Gange - und doch sind die Randale zu Silvester bei Manchem noch nicht richtig verdaut. Während die polizeilichen Ermittlungen nach den Tätern noch laufen, drängt sich trotzdem eine Frage immer wieder in den Vordergrund: Warum? Was motiviert Menschen zur Gewalt? Das was am Steeler Wasserturm und in Freisenbruch passiert ist, bleibt für viele ein Rätsel. Antworten auf diese Frage hat Wolfgang Zacheja vom Diakoniewerk in Essen. Zacheja ist dort Ansprechpartner für "Kriminalpräventive Maßnahmen" im Stadtteil Altendorf. Er kennt die Probleme junger Menschen und hat viel mit Brennpunktfällen zutun, erzählt er im Radio Essen-Interview. Für ihn fangen die Probleme meist bei den Menschen persönlich an. Viele junge Leute fühlen sich ohnmächtig und "abgehängt", seien unzufrieden und denken schlecht über sich selbst, sagt er. Das führe zu Frust und dieser dann zu Gewalt, meint Wolfgang Zacheja. Ein Silvesterabend sei für manche dann eine gute Gelegenheit, um dem Frust zu entladen, so Zacheja.

Warum gerade Einsatzkräfte in Essen zur Zielscheibe werden

Egal wo: Die Dynamiken, die sich innerhalb von Gruppen entwickeln, sind oft ähnlich - gerade unter jungen Männern. Dort würde es meist einen informellen Führer, also eine Art "Alpha-Tier", geben, der die Gruppe steuert. So kann es passieren, dass sich Situationen "hochschaukeln", sagt Zacheja. Bekannt wäre dieses Phänomen vor allem auch Lehrern, die solche Dynamiken in Klassen erleben. Die Angriffe auf Einsatzkräfte schätzt Wolfgang Zacheja vor allem als Provokation ein.

"Müssen diesen Leuten in Essen eine Perspektive geben"

Aber wie geht man mit den Silvesterrandalen um? Der Schlüssel könnte laut Zacheja darin liegen, mehr jungen Menschen eine persönliche Perspektive aufzuzeigen: "Echt, ehrlich gemeint und wertschätzend." Dazu müsse man sich einen Zugang schaffen: "Auf die Menschen zugehen, erstmal grüßen, lächeln, mit ihnen sprechen - ganz neutral". Damit könne man schon mal etwas erreichen. An den Silvester-Randalen sehe man, dass da die letzten Jahre etwas "nicht richtig bearbeitet wurde," meint Zacheja.

© Radio Essen / Antonia Weiß

Weitere Nachrichten aus Essen


Weitere Meldungen

skyline