Missbrauchsfälle im Bistum Essen: Unabhängige Kommission für Aufarbeitung

Im Bistum Essen gibt es jetzt eine unabhängige Kommission, die Fälle sexualisierter Gewalt aufarbeitet. Es schaut genau, wie das Bistum mit früheren Missbrauchsfällen umgegangen ist und wie es Missbrauch heute verhindert.

Essener Dom von der Kettwiger Straße
© Radio Essen

Gespräche mit Betroffenen in Essen und Akteneinsicht

Acht ausgewählte und ehrenamtliche Mitglieder sollen ab sofort die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Essen vorantreiben. Sie gehören zur Unabhängigen Aufarbeitungskommission im Bistum. Das bedeutet: Sie schauen, wie die Missbrauchsfälle passieren konnten, weswegen sie lange nicht aufgedeckt wurden, und wie das Bistum mit Tätern und Betroffenen umgegangen ist. Dafür sprechen die Mitglieder mit Betroffenen und schauen in alte Akten. Außerdem gucken sie darauf, was das Bistum jetzt tut, um sexuellen Missbrauch zu verhindern. Das alles passiert ohne, dass sich die Kommission an irgendwelche Anweisungen des Bistums halten muss. Die Unabhängige Aufarbeitungskommission entscheidet aber nicht über mögliche Entschädigungszahlungen für Betroffene.

Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Essen

Schon in den letzten Jahren hat das Bistum Essen selbst versucht, Fälle sexuellen Missbrauchs aufzuarbeiten. Dafür war auch eine Studie in Auftrag gegeben worden, die in diesem Jahr veröffentlicht wurde. 2020 hatten außerdem der damalige Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung und die Deutsche Bischofskonferenz vereinbart, dass es in jedem Bistum in Deutschland ein unabhängiges Gremium für die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen geben soll. Seitdem wurden in Essen viele Gespräche geführt. Jetzt hat das Gremium einen Vorsitzenden und kann mit der Arbeit starten.

Kommission in Essen mit acht Mitgliedern

Am Freitag (20. Oktober) wurde Dr. Ludger Schrapper zum Vorsitzenden der Unabhängigen Aufarbeitungskommission gewählt. Er hat über 30 Jahre lang an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Funktionen für die Landesregierung gearbeitet. Unter anderem hat er früher die Rechtsabteilung im Düsseldorfer Schulministerium geleitet. Er hat zudem eine besondere Beziehung zum Ruhrgebiet, da er einige Jahre als Präsident an der Hochschule für Polizei und Verwaltung in Gelsenkirchen gearbeitet hat.

Alle Mitglieder wurden von der NRW-Landesregierung, dem Betroffenenbeirat im Bistum Essen und dem Bistum Essen selbst in die Kommission entsandt. Darunter sind zum Beispiel der früherer Regierungspräsident von Münster, Prof. Dr. Reinhard Klenke, oder die ehemalige Essener Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinszieher.

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