Impfgegner-Paar stellt sich: Mädchen aus Essen kann zurück nach Deutschland

Die monatelange Suche nach dem Mädchen aus Essen in Paraguay ist zu Ende. Die Familie hat sich freiwillig den Behörden gestellt. Der Vater des Mädchens hat sie vor einem halben Jahr ohne die Einwilligung der Mutter nach Südamerika mitgenommen.

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© Policia Nacional del Paraguay

Erleichterung: Mädchen aus Essen kann bald zurück

Mit auf der Flucht in Paraguay waren auch die neue Ehefrau des Mannes und deren Tochter im selben Alter. Deren Vater wiederum wusste auch nichts von den Auswanderungs-Plänen seiner Exfrau. Die beiden sagten, dass sie ihre Töchter vor einer Corona-Impfung in Deutschland schützen wollten. Die anderen Elternteile nahmen sich Anwälte, das Impfgegner-Paar wurde mit einem internationalen Haftbefehl gesucht, in den Medien in Paraguay ist die Entführung ein großes Thema. "Es gab viele Gespräche, die Flucht ist zu Ende, jetzt sind alle glücklich“, sagte einer der Anwälte. Jetzt sollen die Mädchen bald zurück nach Deutschland. Die 10-Jährige aus Essen ist die Enkelin des früheren Oberbürgermeisters Wolfgang Reiniger.

Mädchen aus Essen in Paraguay: Anwälte erzählen die Geschichte

Das Paar sei freiwillig vor Polizei und Staatsanwaltschaft erschienen und habe die Kinder übergeben, heißt es in einem Schreiben des Anwalts Stephan Schultheiss in Paraguay. Die zehn und elf Jahre alten Mädchen befänden sich jetzt in der Obhut der paraguayischen Behörden. Die paraguayische Polizei veröffentlichte Bilder der Geflüchteten mit Beamten und dem Anwalt. Die Zeitung "ABC Color" zitiert den Polizeikommissar Mario Vallejos mit den Worten: "Das gewünschte Ziel wurde erreicht." Offensichtlich gehe es den Mädchen gut. "Aber wir werden sie dennoch einer medizinischen Untersuchung unterziehen."

Schultheiss sagt, er habe sich an einem nicht genannten Ort mit dem gesuchten Paar und den Mädchen getroffen. In einer Mitteilung von Schultheiss und seinem Düsseldorfer Anwaltskollegen Ingo Bott, die die nach ihren Kindern suchenden Elternteile vertreten, ist von Verhandlungen in den vergangenen Tagen die Rede. Nachdem es zuvor mehr als ein halbes Jahr keinen Kontakt und auch kein Lebenszeichen von den Flüchtigen und den Kindern gegeben habe, hätten die Gesuchten vergangenen Freitag verschlüsselt Kontakt über einen Messenger-Dienst mit ihnen aufgenommen. "In vielen Gesprächen reifte die Erkenntnis, dass eine Beendigung der Flucht die einzige Option darstellt - insbesondere für das Kindeswohl", erklärten die Anwälte weiter.

Zuletzt hatte es den Anwälten zufolge "fruchtbare Gespräche gegeben". Die Mutter des einen und der Vater des anderen Mädchens, die aus Essen und München kommen, hätten mit ihren Kindern telefonieren können. Nun soll es bald zum Wiedersehen kommen. Die Anwälte gehen davon aus, dass die Kinder sowie das gesuchte Paar nach dem Abschluss der Ermittlungen in Paraguay nach Deutschland überstellt werden. 

Mädchen aus Essen kann bald zurück nach Deutschland

Die in Essen lebende Mutter des zehnjährigen Mädchens hatte in einer emotionalen Pressekonferenz vor Ort um Hilfe bei der Suche nach ihrem verschwundenen Kind gebeten. "Ich bin eine verzweifelte Mutter", sagte sie in der paraguayischen Hauptstadt Asunción. "Habt ein Herz für unsere Mädchen und helft uns bei der Suche." Das flüchtige Paar hat bei seiner Abreise im November 2021 der suchenden Mutter zufolge einen Abschiedsbrief hinterlassen. Darin schrieben sie demnach, dass es in Deutschland keine Zukunft für die Mädchen mehr gebe, dass sie sie nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen.

"Leben auf der Flucht war nicht das, was sie gewollt haben", sagte Anwalt Schultheiss, als bekannt wurde, dass das gesuchte deutsche Paar sich stellen würde. Vor einigen Tagen veröffentlichen die Flüchtigen eine Videobotschaft. "Wir werden mittlerweile weltweit gesucht, wie Schwerverbrecher, wie Mörder, wie Kriminelle", sagt der Mann darin. Die Frau ergänzt: "Wir haben unsere Kinder nur schützen wollen. Wir wollen nur, dass es unseren Kindern gut geht und jetzt wollt ihr uns trennen."

Paraguay kann auf eine lange Tradition von Einwanderung aus Deutschland zurückblicken. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kamen viele Deutsche in das fruchtbare Land, um sich ein neues Leben aufzubauen. Während der Corona-Pandemie entwickelte sich Paraguay dann zu einem Dorado von Impfgegnern, Querdenkern und rechten Verschwörungsideologen. Allein im vergangenen Jahr ließen sich nach Angaben der paraguayischen Migrationsbehörde 3440 Deutsche in Paraguay nieder. Die deutsche Botschaft in Asunción schätzt, dass insgesamt etwa 26.000 Deutsche in Paraguay leben.

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