Gestohlene Kunst im Museum in Essen
Veröffentlicht: Freitag, 17.10.2025 15:30
Wieviel geraubte Kunst steckt im Museum Folkwang in Essen? Das herauszufinden, ist der Job von Mathilde Heitmann-Taillefer. Als Forschungskuratorin untersucht sie nicht nur Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten gestohlen worden sind. Ein Drittel der Sammlung hat sie schon durch. Ein Bronzekopf muss auf jeden Fall zurück.

Herkunftsforschung läuft in Essen seit 13 Jahren
In den Jahren der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde in Deutschland sehr viel Kunst geraubt und beschlagnahmt. Sogenannte Beutekunst gab es aber auch schon vorher. Zum Beispiel bei der Kolonialisierung kam viel weg. Die Stadt Essen hat in ihrer letzten Ratssitzung im September entschieden, geraubte Kunstwerke aus der NS-Zeit zu untersuchen und dann an ihre Besitzer zurückzugeben. Einige dieser Kunstwerke landeten auch im Museum Folkwang. Mathilde Heitmann-Taillefer untersucht die Kunstwerke vom Moment ihrer Erschaffung bis zu dem Tag, an dem sie nach Essen kamen. So will sie die Herkunft der Kunst bestimmen und prüfen, ob sie an ihre eigentlichen Besitzer zurückgegeben werden muss.
Sowohl NS-Raubgut als auch Kolonialgüter landen auf ihrem "Schreibtisch" in der Restaurationswerkstatt. Die Herkunftsforschung oder Provenienzforschung gibt es seit 2012 am Museum Folkwang. Bisher wurde mehr als ein Drittel der Sammlung untersucht. Die Kunst soll anschließend an ihre Besitzer zurückgegeben werden. Das ist aber manchmal schwierig. Viele Menschen wissen auch nicht, dass Kunstwerke ihrer Familie zum Beispiel in der NS-Zeit beschlagnahmt wurden.
Spurensuche in Essen mit Kamera und Inventarbuch
Bevor ein Kunstwerk untersucht wird, schaut sich Heitmann-Taillefer das Inventarbuch an, wenn es eins gibt. Darin sind die ehemaligen Besitzer aufgelistet. Danach kommt es in die Restaurierungswerkstatt, wo Heitmann-Taillefer es aber nicht mehr mit der Lupe, sondern mit einer hochauflösenden Kamera untersucht. Auf den Fotos kann die Kuratorin die kleinen Details besser sehen, die sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Auch der Verkaufspreis kann zeigen, ob das Werk vielleicht unter Wert verkauft wurde. Am Wichtigsten ist aber das Entstehungsjahr.
Fällt das in die NS-Zeit oder Kolonialisierung, sucht Heitmann-Taillefer in der Werkstatt nach weiteren Spuren. Heitmann-Taillefer erklärt, dass viele Museen nicht wissen, wo sie mit der Provenienzforschung anfangen sollen. Der erste Schritt für viele Museen sind dann die Gemälde, weil schon ihre Rückseiten erste Hinweise geben. Die untenstehenden Bilder zeigen die Vorder- und Rückseite eines Gemäldes, das im Provenienzraum des Museum Folkwang ausgestellt ist. Ernst Heckel malte "Spaziergänger am Grunewaldsee" im Jahr 1911.
Gemälde von Ernst Haeckel
Ampelsystem bestimmt die Herkunft der Kunstwerke in Essen
Die "Herkunftsampel" zeigt an, ob und wie es mit der NS-Zeit oder dem Kolonialismus verbunden ist. Grün steht dafür, dass die Herkunft unbedenklich ist. Rot zeigt, dass das Kunstwerk eng mit den Abschnitten der Geschichte verbunden ist und zurückgegeben werden muss. Was genau die Provenienzampel darstellt, seht und hört Ihr hier:

Gestohlene Kunst in Essen
Das Museum Folkwang hat mit der Benin-Bronze auch ein Kunstwerk in der Sammlung, das rot gekennzeichnet ist. Sie kam im Jahr 1932 durch eine anonyme Schenkung in das Museum. Der Bronzekopf wurde 1897 vom Vereinigten Königreich nach Europa gebracht. Vorher stand sie im Palast des Königreiches Benin. Die zuständigen Personen und die Bundesrepublik Nigeria sind informiert und planen eine Rückgabe. Mathilde Heitmann-Taillefer hat eine Vermutung, wie die Bronze ins Museum kam.
Noch viel Arbeit für das Museum in Essen
Das Museum Folkwang und die Kuratorin haben noch viel zu tun. Die Herkunft von einigen Kunstwerken ist noch nicht geklärt. Etwa 300 von den mehr als 800 Gemälden des Museums sind bis jetzt erforscht. Danach muss sich Mathilde-Heitmann-Taillefer vom Museum Folkwang noch die Grafiken, Statuen und die anderen Kunstwerke anschauen.
Provenienzforschung im Museum Folkwang
Mehr Themen aus Essen
- Herbstferien-Check in Essen: Das können Kinder machen
- Fotoausstellung in Essen zeigt den Alltag im Ruhrgebiet seit den 80er Jahren
- Kranke Igel in Essen bekommen Hilfe - Paten gesucht



