Essen: Polizei stürmt Wohnung, allerdings die Falsche

Ein lauter Knall und plötzlich stürmen bewaffnete Polizeibeamte in die Wohnung: Was wie aus einem Actionfilm klingt, ist einem jungen Essener passiert, allerdings fälschlicherweise. Die Polizei hat jetzt reagiert.

40 Jahre Mobiles Einsatzkommando (MEK) Polizei Hamburg
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SEK stürmt in Essen falsche Wohnung

Es war wie im Actionfilm: Erst wird ein sogenannter Irritationskörper geworfen, dann stürmen bewaffnete Männer einer Spezialeinheit in die Wohnung. Da finden sie einen Mann. Der wird festgehalten und gefesselt. Der Mann war allerdings nicht der, den die Polizei gesucht hat. Der Einsatzleiter hat sich jetzt bei dem zu Unrecht Beschuldigten entschuldigt. Von dem Geschenk, das der Polizist dabei hatte, fühlt der junge Mann sich allerdings gekränkt.

Essener Student überrascht: Polizei stürmt falsche Wohnung

Es war der Dienstagmorgen, 25. Januar. Gegen Viertel nach Acht in der Pfeifferstraße nahe der Zeche Zollverein. Die Straße liegt auf der Höhe der Haltestelle "Kapitelwiese". Zunächst brechen Beamte die Tür zu einer Wohnung auf, dann werfen sie einen sogenannten "Irritationskörper" in den Wohnraum. Dort treffen sie auf einen 25-jährigen Studenten. Einsatzkräfte überwältigen und fesseln die vermeintliche Zielperson. Damit hatten sie jedoch den falschen Mann erwischt.

"Bindet ihn los, es ist der Falsche!"

Die Einsatzkräfte hatten eine Personenbeschreibung bekommen. Sie wussten also, wie die Person in etwa aussehen sollte, die sie festnehmen sollten. Die Beschreibung passte aber wohl gar nicht auf die Person, die sie in der Wohnung festgesetzt haben. Deswegen soll ein Polizist gerufen haben: "Bindet ihn los, er ist der Falsche! Die Einsatzkräfte hätten den Mann dann sofort losgelassen.

Essener zu Unrecht festgenommen

Die Polizei sagt, dass bei dem Einsatz ein Sanitäter mit vor Ort war. Das ist bei SEK-Einsätzen so üblich. Der Sanitäter habe sich sofort um den fälschlicherweise überwältigten und "natürlich erschrockenen" Mann gekümmert. Verletzungen seien nicht festgestellt worden.

Etwas später habe der Mann noch nach einem Rettungswagen verlangt. Er hatte nach dem Einsatz Probleme mit dem Hören. Verletzungen konnten die Rettungskräfte aber wohl nicht feststellen. Die Tür, die die Polizei aufgebrochen hatte, sei notdürftig instandgesetzt worden. Sie wird auf Behördenkosten repariert, sagt die Polizei.

Essen: Polizei entschuldigt sich

Als der Polizei-Einsatzleiter von dem Vorfall mitbekommen hat, habe er den Betroffenen persönlich besucht. Er hatte ein offizielles Entschuldigungsschreiben dabei, was er dem Studenten überreicht hat. Außerdem hat der Polizist dem Mann einen 50-Euro-Gutschein für ein Online-Versandhaus überreicht. Der Polizist meinte, damit könne ein junger Mann sicher mehr anfangen als mit einem Strauß Blumen. Mit dem Gutschein will sich der junge Mann aber nicht zufriedengeben: Er empfinde das als "Verhöhnung" und verlange Schmerzensgeld als Entschädigung. Das will er mit einem Anwalt beim Land Nordrhein-Westfalen einfordern. Er behauptet, seit dem Einsatz an Angstzuständen und Schlafstörungen zu leiden. 

Nachtrag (9.2., 15 Uhr): In einer Insta-Story auf dem Kanal der Polizei Essen hat sich die Polizei inzwischen geäußert. Darin sagt sie, es sei "elementar, Fehler zu machen." Die Polizei stellte noch mal klar, dass dem Geschädigten die Kostenübernahme für die Instandsetzung der Wohnungstür zugesichert wurde und psychosoziale Hilfsangebote unterbreitet wurden. Dazu betonte die Polizei noch mal, dass der Einsatzleiter den Gutschein aus privater Motivation und von seinem eigenen Geld gekauft hat. Die Polizei kritisiert, dass in der medialen Berichterstattung "dieser SEK-Einsatz einzig und allein auf diese Geste reduziert und (...) in den falschen Kontext gesetzt" wurde.

Außerdem spricht sie in ihrer Story von einem 28-Jährigen, nicht von einem 25-Jährigen.

Wie der SEK-Einsatz in Essen ausgegangen ist

Kurz nach dem missglückten Einsatz konnte die Polizei die Person festnehmen, die sie eigentlich gesucht hatte. Der richtige Verdächtige war im selben Haus, sagt die Polizei - allerdings in einem anderen Stockwerk. Dem polizeibekannten Mann werde vorgeworfen, dass er an einer Essener Schule Menschen bedroht und mit einer Schusswaffe hantiert hat.

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