Essen feiert seinen Gründer St. Altfrid
Veröffentlicht: Donnerstag, 08.08.2024 19:01
Kohle und Stahl - das dürfte einem als Erstes einfallen, wenn man an die Vergangenheit von Essen denkt. Aber sie geht noch viel weiter zurück. Und das wird jetzt gefeiert.
Gründer von Essen hatte viel politischen Einfluss
Essen ist schon tausende Jahre alt. Tatsächlich ist der Gründer der Stadt, St. Altfrid, Bischof von Hildesheim, vor 1150 Jahren gestorben. Altfrid war nicht nur Bischof, sondern auch politischer Berater von Ludwig dem Deutschen und Vermittler, hatte also sehr viel Einfluss. Aus bisher nicht bekannten Gründen ist er an Land in Essen gekommen und hat darauf ein Damenstift gegründet - mit und für seine Schwester Gerswith. Das ist der Ursprung der Stadt Essen. Hätte Altfrid hier keine Kirche errichtet, "dann hätte die Stadt sicher eine ganz andere Entwicklung genommen", sagt Dompropst Michael Dörnemann. Denn: In dem Stift wurden adelige, teils auch sehr berühmte Mädchen und Frauen ausgebildet, die später auch heirateten - sie waren also keine Nonnen. Sie brachten Reichtum nach Essen, also Schätze wie den siebenarmigen Leuchter und die goldene Madonna.
Damenstift in Essen hat Bildung gebracht
Die Frauen in dem Damenstift in Essen wurden außerdem nicht nur selbst ausgebildet, sie dachten auch schon früh an die Bildung von Frauen aus den ärmeren Schichten. Zum Beispiel holten sie die Augustiner-Chorfrauen nach Essen, die dann später die heutige B.M.V.-Schule in Holsterhausen leiteten. Und: Fürstin Franziska Christine hat die Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung in Steele gegründet, die auch heute noch für soziale Einrichtungen in der Stadt wichtig ist. Einfluss hatten die Frauen in dem Stift also – dank St. Altfrid - auf jeden Fall. Das geht sogar noch weiter, erzählt Dompropst Michael Dörnemann.
"Wenn Sie Landkarten von vor 1803 sehen, dann ist Essen ja ein eigenes Staatsgebiet. Weil das Stift hier im 14. Jahrhundert als Reichsabtei geführt worden ist, mit eigenen Münzprägungen, mit eigenen Rechten. Die Äbtissinnen wurden dann zu Fürstäbtissinnen und hatten damit ein eigenes Hoheitsgebiet."
Danach wurden viele Stifte aber aufgelöst, auch das hier in Essen. Dann kam die Industrialisierung mit Kohle und Stahl und Essen wurde zu der Großstadt, die wir heute kennen. Altfrid ist heute immer noch im Dom in Essen begraben. Obwohl er Bischof in Hildesheim war, wollte er in Essen begraben werden, damit die Stiftsdamen für seine Seele beten können.
Das ist in Essen geplant zur Feier von 1150 Jahren St. Altfrid
Um Essens Gründer gebührend zu feiern, gibt es ein umfangreiches Programm vom 15. August, also Altfrids Todestag, bis zum 25. August. Direkt am Donnerstag, 15. August, feiert Weihbischof Ludger Schepers um 19 Uhr einen Gottesdienst im Dom. Danach, sobald es dunkel wird, zeigt das Lichtburg Open Air auf dem Domhof die Komödie "Vaya con Dios". Darin ziehen drei Mönche von Deutschland nach Italien und erleben sehr viel auf dem Weg dahin. Außerdem geplant während der Festtage sind Lunchkonzerte, Führungen durch den Dom und den Domschatz und am Samstag, 24. August, legt der DJ La Frise im Dom auf. Er spielt experimentelle Musik, dazu gibt es eine Lichtinstallation. Der Dom wird also in eine ganz besondere Atmosphäre getaucht, verspricht Dompropst Michael Dörnemann. Zum Abschluss des Festprogramms hält Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck am Sonntag, 25. August um 10 Uhr eine feierliche Messe im Dom. Musikalisch begleiten der Kammerchor der Essener Domsingknaben und Mitglieder der Essener Philharmoniker die Messe. Infos zu allen Veranstaltungen bekommt Ihr hier.
Lunchkonzerte, Orgelzyklus, Licht & Segen
In der Altfridwoche gibt es jeden Tag Lunchkonzerte am Dom: Von Montag, 19., bis Samstag, 24. August, laden verschiedene Musizierende täglich mittags um 12 Uhr zu einem kurzen, kostenlosen Konzert in den Kreuzgang des Doms. Jeweils im Anschluss bietet Dombaumeister Ralf Meiers einen geführten Rundgang durch „Altfrids Stiftskirche“ an.
- Montag, 19. August: Duo ConBrio – Margarita Cherenkova (Saxofon) und Taras Makhno (Akkordeon)
- Dienstag, 20. August: Ensemble Più – Andreas Gosling (Oboe, Essener Philharmoniker), Eva Gosling (Violine, Bergische Symphoniker), Martin Börner (Viola, Niederrheinische Sinfoniker)
- Mittwoch, 21. August, „Bruderherzen“ – Philipp Schupelius (Violoncello, Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs), Georg Schupelius (Violoncello, Preisträger „Jugend musiziert“)
- Donnerstag, 22. August, „Mehrfachbegabungen I“ – Clara Wedel (Violine und Jazz-Posaune, Stipendiatin der Jürgen-Ponto-Stiftung), Alejandro González Gerwig, (Klavier, Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben)
- Freitag, 23. August, „Mehrfachbegabungen II“ – Franziska Groß (Gesang und Violine), Nikolai Studenikin (Gitarre)
- Samstag, 24. August, „Zum Lunch mit der Königin“ – Domorganist Sebastian Küchler-Blessing spielt auf der Domorgel Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge d-moll (BWV 565) und Triosonate G-Dur (BWV 530), (nicht im Kreuzgang, sondern im Dom).
Orgelzyklus am Essener Dom: Am Mittwoch, 21. August, eröffnet Domorganist Sebastian Küchler-Blessing den 20. Orgelzyklus am Essener Dom, der in diesem Jahr ganz im Zeichen von Johann Sebastian Bach steht. Um 19.30 Uhr startet die sechswöchigen Konzertreihe – immer mittwochabends – mit dem dritten Teil aus Bachs „Clavierübungen“. Der Eintritt zum Konzert ist frei. Wie bei allen Orgelzyklus-Konzerten ermöglicht eine Videoübertragung ins Kirchenschiff, dass die Konzertgäste Küchler-Blessings Spiel auf der Orgelbühne nicht nur hören, sondern auch sehen können. Nach dem Konzert wird um Spenden gebeten. In der Pause gibt es im Kreuzgang Getränke.
Musik aus der Zeit des Hl. Altfrid: Bei einer nächtlichen Messfeier im Essener Dom stimmt die Choralschola der Essener Domsingknaben am Freitag, 23. August, um 21 Uhr gregorianische Gesänge an, wie sie womöglich auch zu Zeiten des Hl. Altfrid und der Frauen in dem von ihm (mit-)gegründeten Frauenstift gesungen wurden.
Licht und Segen: Mit spektakulären Licht- und Musikinstallationen hat der Essener Dom bei den vergangenen Essen Lightfestivals unter dieser Überschrift viele Menschen begeistert. Zum Altfrid-Fest gibt’s am Samstag, 24. August, ab 21 Uhr im Dom neue Lichteffekte – und dazu Techno-Musik. Für letztere sorgt DJ La Frise, aktueller Resident-DJ im Club Hotel Shanghai in der Nachbarschaft des Doms. Zwei Stunden lang lässt Nasrat – so der bürgerliche Name des 2016 aus dem syrischen Aleppo ins Ruhrgebiet gekommenen DJ –in den engen Gängen der romanischen Krypta und der weiten Halle des gotischen Kirchenschiffs breakbeat und experimental music erklingen.
Domorganist Sebastian Küchler-Blessing im Interview bei Himmel & Essen
Mehr Themen aus Essen
- Diakonieladen in Essen nach Umzug: So läuft es im neuen Ladenlokal
- Cityseelsorge in Essen ohne Glaspavillon: So läuft es im Kreuzgang
- Ehrenamtliche in Essen leiten Beerdigungen