Ehrenamtliche in Essen leiten Beerdigungen

Trauernde trösten und Beerdigungen organisieren - das machen im Bistum Essen nicht nur Pfarrer, sondern auch Ehrenamtliche. Wie sie mit der Trauer umgehen und warum das Ehrenamt - trotz des traurigen Anlasses - Spaß macht.

© Kirchenkreis Essen / Stefan Koppelmann

Ehrenamtliche Beerdigungsleiterin in Essen - Das sind die Aufgaben

Seit zehn Jahren gibt es den ehrenamtlichen Begräbnisdienst im Bistum Essen. Das heißt: Laien werden ausgebildet zu Beerdigungsleitern. Sie führen Gespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen, schreiben die Trauerrede, organisieren die Beerdigung mit allen Texten und der Musik, halten Kontakt mit dem Organisten und der Pfarrei. Das sind so die sichtbaren Aufgaben erzählt Christiane Fernkorn aus Überruhr-Hinsel. Die 66-Jährige ist seit circa drei Jahren ehrenamtliche Beerdigungsleiterin in der Pfarrei St. Josef-Ruhrhalbinsel. Was auch zu ihren Aufgaben zählt, aber nicht so sichtbar ist: Den Trauernden Halt geben und sie trösten, damit sie sich von einem geliebten Menschen verabschieden können.

Glaube ist wichtig für das Ehrenamt

Gut mit Menschen umgehen zu können, ist also ganz zentral für das Ehrenamt, sagt Christiane Fernkorn. Als frühere Sonderschullehrerin ist sie geübt darin. Aber auch der Glaube hilft ihr. Einmal rein menschlich, und dann fachlich. "Passende Gebete kennen, oder Texte, oder Lieder" - das ist für eine gute Beerdigung wichtig, sagt sie. Da unterstützt das Bistum Essen, mit Tipps, Fortbildungen und natürlich dem Vorbereitungskurs.

Christiane Fernkorn ist seit circa drei Jahren ehrenamtliche Beerdigungsleiterin in der Gemeinde St. Josef-Ruhrhalbinsel.© privat
Christiane Fernkorn ist seit circa drei Jahren ehrenamtliche Beerdigungsleiterin in der Gemeinde St. Josef-Ruhrhalbinsel.
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Beerdigungsleiterin in Essen muss Trauer ins Gesicht blicken

Trotzdem ist der Umgang mit Trauernden dann in der Praxis herausfordernd. "Ich merke, dass ich der Kummer und der Trauer so direkt ins Gesicht blicken muss", beschreibt Christiane Fernkorn ihre Situation. Um das zu schaffen, braucht sie Kraft. Selbstfürsorge ist hier das Stichwort. "Die einen fahren immer nach den Beerdigungsfeiern direkt beim Bäcker vorbei und kaufen sich ein Stück Torte - das hab ich auch schon gehört - die anderen haben Schokolade in ihrer Tasche - kenne ich auch. Für mich ist das so, dass ich merke, ich brauche dann immer wieder auch eine Zeit, in der ich mich zurückziehe und eine Reise mache. Und dann bin ich wieder sehr kraftvoll."

Rund acht Stunden Arbeit pro Beerdigung

Reisen ist das große Hobby von Christiane Fernkorn. Dafür nimmt sie sich neben dem Ehrenamt viel Zeit. Arbeiten geht sie nicht mehr. Ganz am Anfang hatte sie noch beides: Die Arbeit und das Ehrenamt. Aber das sei schon sehr stressig gewesen. Wer das Ehrenamt machen möchte, brauche Zeit oder muss zumindest beruflich flexibel sein, sagt sie. Denn: Die Beerdigungen sind morgens oder mittags, die Daten werden vom Pfarrbüro organisiert. Wie viele Beerdigungen sie begleiten will, kann sich Christiane Fernkorn in ihrer Gemeinde aber aussuchen, eine Mindestanzahl gibt es nicht. Mal hat sie keine Beerdigung in einer Woche, mal vier. Und jede Beerdigung bedeutet circa acht Stunden Arbeit.

Als Frau im Begräbnisdienst in einer besonderen Rolle

Eine Beerdigung organisieren ist also nicht mal eben so gemacht. Trotzdem lohnt sich der ganze Aufwand und es macht ihr Spaß, weil sie den Trauernden helfen kann, sagt Christiane Fernkorn. Außerdem findet sie es wichtig sich in der Kirche zu engagieren, gerade als Frauen, die ja in der katholischen Kirchen nicht alle Ämter übernehmen dürfen und deswegen weniger sichtbar sind. "In dieser so etwas herausgehobenen Position, sag ich mal, vorne am Ambo, da sind die Menschen nicht gewohnt, dass da ne Frau steht. Ich muss mich bei jedem Gespräch nochmal erklären, dass ich Beerdigungsbeauftragte bin, dass ich nicht von dem Bestattungsinstitut komme." In manchen Fällen, wollen Angehörige, dass lieber Hauptamtliche oder zumindest ein Mann die Beerdigung leitet. Aber es gibt natürlich auch die andere Seite, die sich freut, wenn eine Frau das macht. Christiane Fernkorn sieht ihr Ehrenamt also als eine Chance das Gesicht der Seelsorge in der Gemeinde zu erweitern.

Interesse am Begräbnisdienst? Das könnt Ihr tun!

Ihr überlegt, ob der ehrenamtliche Begräbnisdienst eine Aufgabe für Euch wäre? Hier bekommt Ihr alle Infos zu den Voraussetzungen, die Ihr dafür erfüllen müsst. Neue Termine für den mehrmonatigen Vorbereitungskurs gibt es noch nicht, er soll aber voraussichtlich Ende dieses Jahres starten. Wenn ihr Interesse habt, meldet Euch bei Euren Pfarreien.

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