Essen: Diskussion um Polizeieinsatz wegen Nazi-Parolen

Ein Polizeieinsatz in Essen-Steele sorgt für größere Diskussionen. Die Polizei soll nach einem Notruf wegen Nazi-Parolen zwei Stunden gebraucht haben. Der Landesjugendring hat sich darüber in einem offenen Brief beschwert.

© Stadtbildstelle Essen

Jugendliche in Essen rufen Polizei wegen Nazi-Parolen

"Angst, Ohnmacht und Verzweiflung". Der Landesjugendring versucht in einem offenen Brief zu beschreiben, wie es einer Gruppe im Juni in Steele ergangen ist. 20 junge Menschen haben sich im Kulturzentrum GREND zu einem Seminar getroffen. Darunter auch zehn Menschen, die schon Rassismus erfahren haben, sagt der Landesjugendring. Die Gruppe wurde deshalb darauf hingewiesen, dass die Kneipe gegenüber ein Treffpunkt von "Rechtsextremen, Hooligans und Nazis" sei. Sie ist bekanntermaßen ein beliebter Treffpunkt der rechten und vom Verfassungsschutz beobachteten Gruppierung "Steeler Jungs". Am späten Samstagabend hätten sich vor der Kneipe rund 50 Personen versammelt und Nazi-Parolen gerufen, beschreibt der Landesjugendring. Einige der Jugendlichen wollten das vom GREND aus filmen. Sie sollen daraufhin massiv beschimpft und mit einem Messer bedroht worden sein.

Polizei Essen kommt zwei Stunden nach Notruf

Die Gruppe hat daraufhin die Polizei gerufen. Diese kam allerdings erst zwei Stunden nach dem Notruf. Der Landesjugendring spricht von "Polizeiversagen". Er fordert eine lückenlose Aufklärung. Die verspricht auch die Polizei. Sie bestätigt, dass der Streifenwagen erst mehr als zwei Stunden nach dem Notruf in Steele eingetroffen ist. Das sei zu viel, "insbesondere mit dem Verweis um was es da ging", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur dpa. Die Kollegen hätten früher reagieren müssen. Allerdings betont die Polizei auch, dass es keine Hinweise auf eine Bedrohung gab. Der Einsatz sei unter dem Stichwort "Ruhestörung" gelaufen. Die ankommenden Polizisten hätten die Menschen vor der Kneipe zur Ruhe aufgefordert. Dabei habe es keine Hinweise auf rechtsextreme Ausrufe gegeben. Zum Sachverhalt wurde eine Anzeige von Amts wegen durch das Polizeipräsidium Essen vorgelegt, damit der Einsatz überprüft werden kann.

Der Vorfall ist nach Angaben des Kulturzentrums GREND kein Einzelfall. Schon öfter seien Anzeigen erstattet worden, diese seien aber im Sande verlaufen. Die Erfahrung, dass man anruft, und es zwei Stunden dauern kann, sei nicht neu.

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