Essen: Demo gegen Corona-Maßnahmen - "wie im offenen Gefängnis"

Bei einer Demo am Flughafen Essen-Mülheim haben rund 300 Menschen gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. "Ich fühle mich wie im offenen Gefängnis“, sagte einer der Redner wütend. Wir haben die Entwicklungen für Euch zusammengefasst.

© Radio Essen

Demo in Essen gegen Corona-Maßnahmen

Aktuelle Entwicklung (Stand: Samstagnachmittag, 17:30):

  • Bei der Demo am Flughafen Essen-Mülheim waren rund 300 Personen, so die Einschätzung unseres Radio-Essen-Reporters. Auch die Veranstalter sprechen von etwa 280 Teilnehmern. Eine Maske trägt allerdings kaum jemand, sagt unser Reporter. Ist bei Demo- und Protestveranstaltungen im Freien aber auch nicht vorgeschrieben.
  • Der Vorwurf der Demonstranten: Mit "wir bleiben zuhause" sei radikal und unverhältnismäßig ins Grundrecht eingegriffen worden, heißt es auf der Demo. "Ich fühle mich wie im offenen Gefängnis hier in Deutschland“, sagt Redner Micha wütend. Er prangert an, dass es eine "Weltordnung der WHO" gebe. Ein anderer Redner sagt: "Wir wollen das korrupte Weltsystem verändern".
  • Einige der Demonstranten halten Plakate in die Luft, auf denen steht zum Beispiel, dass Maskenpflicht Unfug sei oder Parolen wie "Wir sind das Volk".
  • Mit Kreide haben Teilnehmer der Demonstration ihre Ängste auf den Asphalt des Parkplatzes am Flughafen geschrieben. Darunter sind auch Ängste vor Maßnahmen, die aktuell gar nicht eingeführt werden sollen, zum Beispiel die Abschaffung von Bargeld, Zwangsimpfungungen oder Chip-Implantationen. Solche Ängste werden aktuell häufig in Theorien über eine Weltverschwörung im Internet verbreitet.
  • Vier Redner und ein Rapper haben bei der Kundgebung gesprochen, anschließend auch andere Teilnehmer.
  • Die Demonstranten halten sich weitestgehend an die Abstandsregeln und gehen sehr freundlich mit der Polizei um. Die Stimmung ist friedlich und zu keiner Zeit aggressiv.
  • Die Polizei hatte die Eingänge/Ausgänge abgesperrt, dort kontrollierten die Veranstalter auch die Menschen, die auf das Gelände kamen. Laut der Polizei verlief die Demo friedlich.
  • Seit kurz nach 17.00 Uhr leert sich langsam der Parkplatz am Flughafen Essen-Mülheim. Die Polizei will die Menschen in 20er-Gruppen mit Abstand vom Gelände bringen.

Angemeldet hatte die Demo laut der Polizei Essen eine Privatperson für bis zu 500 Menschen. Der Beginn der Demo war für 15.00 Uhr geplant, eine halbe Stunde später haben die Veranstalter dann mit ihrer Kundgebung begonnen. Eigentlich sollte die Demo an der Messe nahe des Grugaparks stattfinden. Doch um Abstandsregeln einhalten zu können, wurde sie zum Parkplatz des Flughafens Essen-Mülheim verlegt. Die Initiative "Nicht ohne uns" hat im Vorfeld erklärt, sie wolle dort für das Grundrecht auf Meinungsfreiheit demonstrieren. Das wurde in der Vergangenheit aber auch nicht beschnitten. Außerdem demonstrierte sie gegen einen Impfzwang, der aktuell aber ohnehin von der überwiegenden Zahl der Politiker, der Bundesregierung und Experten abgelehnt wird.

"Nicht ohne uns" schreibt in einer Pressemitteilung, dass es sich bei der Initiative nicht um Anhänger von Verschwörungserzählungen oder Fanatiker aus einem bestimmten politischen Spektrum handeln würde. Sie verstehen sich selbst als "besorgte Bürger die Ihren Unmut über die aktuelle Situation kundtun" wollen. Offiziell lehnen sie zum Beispiel einen "Mund- und Nasenschutz" ab, obwohl die meisten Wissenschaftler ihn inzwischen für sinnvoll zur Eindämmung der Pandemie halten. Die Initiative "Essen stellt sich quer" warnt vor der Gruppe "Nicht ohne uns": Unter den Gruppenmitgliedern seien Rechtsradikale, Reichsbürger und Menschen, die Verschwörungen verbreiten.

Einordnung: Die Meinung der Demonstranten stellt nicht die Meinung der Mehrheit der deutschen Bevölkerung dar: 81 Prozent der Menschen halten die Corona-Maßnahmen für angemessen oder wünschen sich strengere Maßnahmen, so die repräsentativen Ergebnisse des ZDF Polit-Barometers vom Freitag. Ebenfalls 81 Prozent lehnen die Proteste gegen Corona-Maßnahmen ab.

Nicht die erste Demo in Essen

Schon am ersten Mai-Wochenende gab es in Essen zwei Protest-Aktionen gegen die Corona-Maßnahmen: Eine wurde von der Polizei aufgelöst, die andere war mit rund 20 Teilnehmern klein und unauffällig, so die Polizei. An diesem und dem vergangenen Wochenende gab und gibt es in ganz Deutschland mehrere Demos mit Teilnehmern aus unterschiedlichsten Gruppen. Neben einfachen Kritikern der Corona-Maßnahmen waren auch radikale Impfgegner, Anhänger von Verschwörungserzählungen, Reichsbürger und Rechtsextremisten dabei.

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