Arzt aus Essen hilft nach Erdbeben in der Türkei - Tagelang nach Überlebenden gegraben

Seit über einer Woche kämpfen die Türkei und Syrien jetzt schon mit den Folgen des großen Erdbebens. Auch aus Essen ist weiter Hilfe unterwegs. Noch immer laufen die Aufräumarbeiten und die Suche nach Menschen in den Trümmern. Ein Arzt aus Essen hat vor Ort mit angepackt und berichtet bei Radio Essen von seinen Erlebnissen.

Die Helfer der Organisation I.S.A.R. Germany helfen nach dem Erdbeben in der Türkei.
© I.S.A.R. Germany

Arzt aus Essen versorgt Menschen aus Erdbeben-Trümmern

Über 40.000 Tote hat bisher das Erdbeben in der Türkei und Syrien Anfang Februar gefordert. Immer noch gelten viele Menschen in den Trümmern als vermisst und Tausende Verletzte werden noch in Krankenhäusern behandelt. Sören Leymann hilft als Arzt bei der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany mit und war für ein paar Tage vor Ort in der Türkei in der Stadt Kirikhan, recht nah an der syrischen Grenze. Er ist eigentlich Chirurg in Gelsenkirchen und wohnt mit seiner Frau in Essen-Heisingen.

Bei Radio Essen hat er uns einen Einblick in die Lage und die Erlebnisse vor Ort gegeben. Die Helfenden sind dort in Schichten eingeteilt, um zwischendurch auch neue Kräfte zu tanken. Bei Nacht findet die Suche nämlich bei winterlichen Minus 5 Grad statt, da zählt für Überlebende jede Minute. Erfolgserlebnisse gab es aber: So konnte zum Beispiel, dank vieler Tipps von Einheimischen sowie Spürhunden, ein 16-jähriger Junge aus den Trümmern gerettet werden, er war stundenlang in einem Hohlraum gefangen.

Arzt aus Essen hilft bei Rettung von Frau - Bergung geht durch die Medien

Leymann war aber auch an der Rettung einer Frau beteiligt, deren Bergung durch die Medien ging. Zeynep war 40 Jahre alt und in einem siebenstöckigen Mietshaus gefangen. Sie war zum Zeitpunkt des Erdbebens genau auf einer der mittleren Etagen, als das Haus über ihr zusammenbrach. Sie war in den Trümmern mehr als 100 Stunden gefangen. Vermutlich konnte sie so lange aushalten, weil die Trümmer die Temperatur um die Frau herum bei ca. 20 Grad hielten. Zeynep wurde auf dem Bauch liegend gefunden, über ihr die Leiche ihres Mannes. Über einen Schlauch haben die Rettungskräfte die Frau mit Flüssigkeit versorgt, bis sie endlich aus den Trümmern befreit werden konnte. Nach der Erstversorgung konnte die Frau dann mit Begleitung ihrer Familie ins Krankenhaus gebracht werden. Leider kann auch eine Rettung später noch ein trauriges Ende nehmen. Einen Tag später ist Zeynep im Krankenhaus verstorben.

Es ist ein schmaler Grad zwischen extremer Anspannung und Fassunglosigkeit und großer Freude, wenn jemand lebend gerettet werden kann, sagt Leymann. Wie er die Tage in der Erdbeben-Region außerdem erlebt hat, hört Ihr hier im Interview.

© Radio Essen/Kostas Mitsalis

Weitere Hilfe aus Essen für die Erdbeben-Opfer

Mittlerweile sind auch viele Hilfsgüter und medizinische Mittel im Erdbebengebiet in der Türkei angekommen. Der Fußballverein Fatihspor aus Essen-Katernberg hatte die Tage nach dem Erdbeben eine große Sammelaktion organisiert und hat einige LKW-Ladungen in die Türkei gebracht.

Hier findet Ihr auch weitere Spendenmöglichkeiten, um den Erdbeben-Opfern zu helfen.

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