Ärger bei Bombenentschärfung in Essen: Menschen verzögern Evakuierung

Bei der Bombenentschärfung in Essen am Dienstag (23. Mai) gab es massive Verzögerungen. Immer wieder hatten sich Menschen den Maßnahmen der Einsatzkräfte widersetzt. Es gab auch einige Auseinandersetzungen.

© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Menschen in Essen wollen nicht aus ihren Wohnungen

Am Dienstagmittag (24. Mai) wurde in Essen ein Blindgänger bei Sondierungsarbeiten gefunden. Die Bombenentschärfung an der Bredowstraße im Südostviertel hat sich aber verzögert, weil sich Menschen den Maßnahmen der Einsatzkräfte widersetzt haben. Gegen zwölf Uhr mittags wurde der Blindgänger entdeckt, um viertel nach eins startete die Stadt den ersten Evakuierungsdurchgang. Rund 3600 Menschen mussten für die Entschärfung aus ihren Wohnungen. Einige Menschen weigerten sich aber, ihre Wohnungen zu verlassen, sagt Feuerwehrsprecher Christoph Riße auf Radio Essen-Nachfrage. In mindestens fünf Wohnungen hatten sich Anwohner sogar eingeschlossen. Die Feuerwehr musste sich Verstärkung von der Polizei holen. Zusammen wollten die Einsatzkräfte dann die Türen aufbrechen, kurz vorher kamen die Anwohner aber doch aus ihren Wohnungen. Das war ein sehr zeitaufwändiges Spiel, sagt der Feuerwehrsprecher im Interview.

© Radio Essen

Polizei Essen rückt zu Sperrstellen aus

Neben den Menschen in Essen, die nicht aus ihren Wohnungen wollten, gab es immer wieder andere Anwohner, die den inneren Kreis nicht verlassen wollten. Das sagt die Polizei auf Radio Essen-Nachfrage. An den Sperrstellen kam zu verbalen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften, teilweise wurden Anwohner auch handgreiflich, sagt der Leiter der Einsatzkräfte der RGE. Die RGE stellt die Sicherheitskräfte an den Sperrstellen.

Besonders an der Sperrstelle Steeler Straße / Franziskaner Straße gab es Probleme. Zu einem Zeitpunkt haben wohl 50 Menschen versucht die Sperrstelle zu stürmen, heißt es von der RGE. Die Polizei musste ausrücken, als sie eintraf waren aber nur noch weniger Menschen an der Sperrstelle. Da gab es erneut verbale Auseinandersetzungen. Wegen der Vorfälle verzögerte sich die Entschärfung um etwa zwei Stunden. Um viertel vor neun am Abend war der Blindgänger dann entschärft.

Anwohner in Essen sind genervt

Viele Anwohnerinnen und Anwohner im Südostviertel in Essen mussten gestern wegen der Bombenentschärfung ihre Wohnungen verlassen. Weil sich aber einige Menschen geweigert haben, hat sich die Entschärfung massiv verzögert. Das ärgert die Menschen, die sich an die Maßnahmen gehalten und ihre Wohnungen geräumt haben. Sie mussten mehrere Stunden länger darauf warten, dass sie zurück in ihre Wohnungen können. Eine Anwohnerin hat die Vorfälle an der Sperrstelle Steeler Straße / Franziskaner Straße beobachtet und hat die Stimmung als angespannt beschrieben. Ein anderer Bewohner hat mitbekommen, wie sich die Einsatzkräfte über die Vorfälle ausgetauscht haben. Die Anwohner sind genervt und verstehen das Verhalten ihrer Nachbarn nicht.

Stadt Essen äußert sich zum Problem

Auch die Stadt Essen hat sich zu den Problemen bei der Entschärfung am Dienstagabend geäußert. Laut Stadtsprecherin Silke Lenz gibt es immer wieder einige wenige Fälle, in denen Menschen ihre Wohnungen nicht verlassen wollen. Das habe verschiedene Gründe.

"Wir haben ältere Leute, die sagen - Mensch, ich habe das mitgemacht, als die Bomben hier runtergekommen sind. Ich möchte gerne in meiner Wohnung bleiben."

In anderen Fällen gibt es Menschen, die krank sind und nicht wissen, dass sie von der Stadt mit einem Krankentransport Hilfe bekommen können.

"Aber dann gibt es eben einfach auch Menschen, die ignorant sind. Die das mit Absicht nicht tun. Und da kommt es eben doch auch manchmal zu Auseinandersetzungen."

Und das passiere Querbeet durch alle Bevölkerungsschichten, es sei kein Sprachenproblem. Menschen, die sich weigern den inneren Kreis zu verlassen müssen mit einem Ordnungsgeld rechnen, sagt Silke Lenz im Radio Essen-Interview. Auch wenn es immer wieder Problemfälle gibt, befolge der Großteil der Bevölkerung aber die Maßnahmen. Und das sei auch wichtig, denn ihr Schutz stehe an erster Stelle.

© Tobi Bitter / Radio Essen

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