6:0, 6:0: Swiatek mit Tennis-Geschichte bei Wimbledon-Titel
Veröffentlicht: Samstag, 12.07.2025 19:54

Finale
London (dpa) - Iga Swiatek ließ sich ungläubig auf den Rasen des Centre Courts fallen und feierte ihren historischen Wimbledon-Triumph. Ihre überforderte Gegnerin weinte bei der Siegerehrung hingegen bitterlich. Die Polin Swiatek gewann ihren ersten Titel beim Rasen-Klassiker und schrieb dabei Tennis-Geschichte. In einem komplett einseitigen Finale über nur 57 Minuten bezwang die 24-Jährige die Amerikanerin Amanda Anisimova mit 6:0, 6:0.
Mit diesem Ergebnis war in der langen Wimbledon-Geschichte erst ein Damen-Endspiel geendet: 1911 gewann die Britin Dorothea Chambers ebenfalls 6:0, 6:0. Zuletzt hatte Steffi Graf bei den French Open 1988 in einem Grand-Slam-Finale kein Spiel abgegeben.
Sechster Grand-Slam-Titel für Swiatek
Dankbar nahm Swiatek die Trophäe von Prinzessin Kate entgegen und lauschte der Gratulation der Schirmherrin des Turniers. «Das ist super surreal», sagte Swiatek und richtete sich an Anisimova. «Egal, was heute passiert ist. Du kannst stolz auf deine Arbeit sein. Ich hoffe, wir spielen noch viele Finals gegeneinander.»
Für Swiatek ist es bereits der sechste Grand-Slam-Titel ihrer Karriere. Sie ist die einzige Spielerin der Profitennis-Geschichte neben Margaret Court und Monica Seles, die ihre ersten sechs Grand-Slam-Finals für sich entscheiden konnte. «Es gibt kein vergleichbares Turnier. Ich war deshalb immer ängstlich hier», sagte sie. «Auf dem Centre Court zu sein, fühlte sich wie großer Druck an und war mir etwas zu viel. Erst dieses Jahr habe ich gelernt, mich hier wohl zu fühlen.» Swiatek gewinnt neben dem Titel auch 3,47 Millionen Euro (3 Millionen britische Pfund).
Anisimova wird vom Publikum wieder aufgebaut
Die 23 Jahre alte Anisimova war in ihrem ersten Finale bei einem der vier großen Turnieren komplett überfordert und leistete sich zahlreiche einfache Fehler. Sie fing bei der Siegerehrung an zu weinen, als sie über ihre Mutter sprach, die extra für das Finale eingeflogen war, und wurde mit langem Applaus vom Publikum aufgebaut. «Meine Mutter ist der selbstloseste Mensch, den ich kenne», sagte Anisimova.
«Du bist so eine unglaubliche Spielerin, du bist so eine große Inspiration für mich», lobte Anisimova unter Tränen Swiatek und bedankte sich bei den Zuschauern. «Auch wenn mir heute etwas das Benzin ausgegangen ist und ich gerne eine bessere Vorstellung gezeigt hätte, wart ihr für mich da.» Wegen der hohen Belastung durch das lange Turnier habe sie am Tag vor dem Finale nicht trainieren können. Sie hatte erst vor zwei Jahren wegen eines Burnouts eine monatelange Pause genommen.
Die Prinzessin von Wales saß als Schirmherrin des Turniers in der ersten Reihe der Royal Box auf der Ehrentribüne und sah eine Tennis-Demonstration. Anisimova startete nervös und angespannt in ihr erstes Grand-Slam-Finale, die Last der großen Bühne war ihr sichtbar anzumerken. Mit ihrer Erfahrung aus fünf Grand-Slam-Finals agierte Swiatek dagegen souverän, attackierte den Aufschlag der Amerikanerin früh und holte sich sofort das Break.
Das dritte Spiel ging zumindest über Einstand, doch Anisimova erlaubte sich Fehler über Fehler. Im kompletten Auftaktsatz, der nur 25 Minuten dauerte, gelangen Anisimova nur neun Punkte. 1983 war zuletzt der erste Satz in einem Damen-Finale in Wimbledon mit 6:0 geendet - die damalige Siegerin Martina Navratilova verfolgte das Match von der Tribüne.
Swiatek ohne Gnade auch im zweiten Satz
Und Swiatek ließ nicht locker. Auch im zweiten Satz lag sie schnell mit 2:0 vorne, nach einem Ball ins Netz wirkte Anisimova völlig verzweifelt und schien den Tränen nah. Jedes Aufbäumen der Außenseiterin erstickte die Polin sofort wieder und gab auch im zweiten Durchgang kein Spiel ab.
In ihrer Karriere hatte Swiatek zuvor viermal die French Open und einmal die US Open gewonnen. In Wimbledon war allerdings bislang spätestens im Viertelfinale Schluss gewesen, auf Rasen kam sie bis zu dieser Saison nur selten zurecht. Nun präsentierte sie sich in starker Form, zuletzt erst stand sie beim Vorbereitungsturnier in Bad Homburg im Endspiel. Nun ist sie die jüngste Spielerin seit Serena Williams 2002, die einen Grand-Slam-Titel auf allen drei Belägen gewinnt.


