Vermutlich betrunkener Weihnachtsmarkt-Waschbär erschossen

Ein womöglich betrunkener Waschbär hat auf dem Weihnachtsmarkt in Erfurt viele Menschen amüsiert. Für das Tier endete der Ausflug jedoch tödlich, wie sich später herausstellte. Nun wird über den richtigen Umgang mit den niedlichen Tieren diskutiert.

Tierischer Gast auf Weihnachtsmarkt

Ein Waschbär hatte am Samstagmittag (7. Dezember) vor dem Erfurter Rathaus völlig erschöpft unter einem Mülleimer eine Pause gemacht. Später rappelte er sich auf und stolperte verwirrt durch die Gegend, bis er sich erneut auf den Stufen eines Hauseingangs niederlegte. Dort wurde er von einem Security-Mitarbeiter des Weihnachtsmarktes bewacht, bis die Feuerwehr eingetroffen ist und das Tier mitgenommen hat. Später habe ein Jäger das taumelnde Tier getötet, sagte ein Sprecher der Stadt.

„Der Waschbär steht auf der EU-Liste der invasiven Arten“, hat ein Sprecher der Stadt gesagt. Gemäß einer EU-Verordnung müsse der Bestand eingedämmt werden - daher der Abschuss. Waschbären gelten als Gefahr für heimische Tierarten, etwa für Schlangen und Vögel, sie könnten „auch heftige Infektionskrankheiten in sich tragen. Das Staupevirus rafft etwa auch Hunde und Katzen dahin.“

Waschbär vom Weihnachtsmarkt Gefahr für Haustiere

Ein Polizeisprecher hatte zuvor am Sonntag erklärt, dass die Feuerwehr das Tier in ein Tierheim gebracht habe. Doch nach Angaben des Stadtsprechers Daniel Baumbach war das nie vorgesehen. „Die Feuerwehr wusste, dass das Tier dem Jagdpächter übergeben werden muss.“

Dass ein Waschbär wie am Samstag durch die Besuchermassen torkelte, sei ungewöhnlich, betonte Baumbach. Die Jagdbehörde habe aber kein Anzeichen für eine Krankheit entdeckt. Nach Auffassung der Behörde sei denkbar gewesen, dass das Tier Alkohol zu sich genommen habe. Möglicherweise habe es aber auch Rattengift gefressen.

Feuerwehr erntet Shitstorm

Nachdem die Tötung des Waschbären bekannt geworden ist, habe es etwa bei der Feuerwehr Anrufe mit Beschimpfungen gegeben, sagte Stadtsprecher Baumbach. Auch in sozialen Netzwerken wurde heftig über den Fall diskutiert.

Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen verweist derweil darauf, dass die Jagd auf Waschbären einer Sisyphusarbeit gleich komme. Die Bestandsdichte des Waschbären „wird man nicht durch Bejagung dezimieren können“. Dabei spiele es keine Rolle, ob es um Waschbären gehe, die in der Stadt oder andernorts lebten, sagte Nabu-Sprecher Jürgen Ehrhardt.

Waschbären in Essen

Die Stadt Essen hat uns auf Anfrage gesagt, dass auch hier Waschbären vorkommen. Darüber, wie viele hier leben, können allerdings wohl keine Angaben gemacht werden, da es keine Zählungen für das Essener Stadtgebiet gibt.

Der Waschbär ist eine in Europa „gebietsfremde und invasive Tierart“, die lokal erhebliche Naturschutzprobleme verursachen kann, indem sie Populationen von bedrohten Tierarten stark dezimiert oder sogar vernichtet. Solche Probleme sind für das Stadtgebiet von Essen bisher allerdings nicht bekannt.

Grundsätzlich darf der Waschbär in Nordrhein-Westfalen - und damit auch in Essen - im Rahmen der Jagdzeit bejagt werden.

Tierische Nachrichten aus Essen:

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