Uniklinik Essen: Ex-Arzt erneut wegen Totschlags vor Gericht

Ein ehemaliger Arzt der Uniklinik Essen steht erneut wegen Totschlags vor Gericht. Er soll zwei Corona-Patienten getötet haben. In einem weiteren Fall wurde der Mann schon zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Haupteinang mit Schild "Universitätsklinikum Essen"
© Kostas Mitsalis / Radio Essen

Ex-Arzt aus Essen wieder vor Gericht

"Menschlich beenden" müsse man das Leben des Patienten. So soll es der angeklagte Arzt laut Anklage den Angehörigen eines schwerstkranken Corona-Patienten gesagt haben. Der 65-jährige Essener war schwerst, aber nicht irreversibel an Corona erkrankt, sagt die Staatsanwaltschaft. Sie wirft dem Arzt vor, dass er die Angehörigen nicht über alternative Behandlungen oder eine Fortführung von Therapien informiert habe. Die Angehörigen waren daraufhin einverstanden, dass die Maschinen abgestellt werden. Der Arzt soll dem Patienten dann zwei Beruhigungsmittel und ein starkes Schmerzmittel verabreicht haben, deren Dosierungen für den Mann tödlich waren.

Hat Arzt in Essen zwei Patienten getötet?

Im zweiten Fall geht es um einen 50-Jährigen aus Gelsenkirchen, der im Sterben lag. Der Arzt soll mit den Angehörigen des Mannes ein längeres Gespräch geführt haben. Er soll dabei nicht gesagt haben, dass er den Sterbeprozess beschleunigen will. Im Gegenteil sollen ihn die Angehörigen mehrmals darauf hingewiesen haben, dass sie das aus religiösen Gründen nicht wollen. Trotzdem hat der Arzt dem Mann laut Anklage ebenfalls zwei Beruhigungsmittel und ein Schmerzmittel mit tödlichen Dosierungen verabreicht haben.

Essen: Arzt schon zu Gefängnisstrafe verurteilt

Im November ist der Arzt in einem dritten Fall schon vom Essener Landgericht verurteilt worden. Er hatte einem Patienten aus den Niederlanden Kaliumchlorid gespritzt. Dafür gab es keine medizinische Grundlage, sagt das Gericht. Der Arzt hat den Tod des Mannes so bewusst herbeigeführt. "Wahrscheinlich, weil er überfordert war", hat die Staatsanwältin im Prozess gesagt. Ein Gutachten hatte besagt, dass der Patient ohnehin nicht mehr lange gelebt hätte. Deshalb ist das Urteil wegen Totschlags zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verhältnismäßig mild ausgefallen. Es ist noch nicht rechtskräftig.

Landgericht Essen lässt erneute Anklage zu

In den beiden anderen Fällen war dem Landgericht zunächst die Beweislast nicht stark genug. Kurz nach dem ersten Urteil ist am Gericht aber ein entsprechendes Gutachten angekommen. Deshalb wurde die Anklage auch in den beiden anderen Fällen zugelassen. In einer ersten Befragung nach seiner Festnahme bei der Polizei hatte der Arzt gesagt, dass er den Patienten langes Leid ersparen wollte. Dieses Geständnis hat er im ersten Prozess aber widerrufen. Er sagt: "Wir konnten nichts mehr machen". Das neue Urteil soll Ende Juni fallen.

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