Essen: Todkranke Patienten getötet? Arzt erneut vor Gericht

Ein ehemaliger Arzt der Uniklinik Essen muss erneut vor Gericht. Er soll drei todkranke Corona-Patienten mit einem Medikament getötet haben. In einem ersten Verfahren wurde der Mann schon verurteilt.

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Arzt aus Essen wegen Totschlags verurteilt

Schock-Nachricht Ende November 2020: Ein Arzt von der Uniklinik in Holsterhausen wird festgenommen. Er soll den Tod von drei todkranken Corona-Patienten bewusst beschleunigt haben. Zunächst lässt das Gericht die Anklage nur in einem der drei Fälle zu. In diesem Fall wird der Arzt Ende letzten Jahres auch verurteilt. Er hatte einem Patienten aus den Niederlanden Kaliumchlorid gespritzt. Dafür gab es keine medizinische Grundlage, sagt das Gericht. Der Arzt hat den Tod des Mannes so bewusst herbeigeführt. "Wahrscheinlich, weil er überfordert war", sagt die Staatsanwältin im Prozess. Ein Gutachten besagt, dass der Patient ohnehin nicht mehr lange gelebt hätte. Deshalb fällt das Urteil wegen Totschlags zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verhältnismäßig mild aus.

Essen: Weiterer Prozess gegen Ex-Arzt der Uniklinik

In den beiden anderen Fällen war dem Gericht bisher die Beweislast nicht stark genug gewesen. Das hat sich nun geändert. Kurz nach dem ersten Urteil ist am Landgericht ein entsprechendes Gutachten angekommen. Die Anklage in den beiden anderen Fällen wurde deshalb nun unter einem neuen Aktenzeichen zugelassen. Demnach soll der Arzt einem 65-jährigen Essener und einem 50-jährigen Mann aus Gelsenkirchen eine Überdosis an Beruhigungsmitteln gespritzt haben. In beiden Fällen soll er außerdem die Angehörigen der Männer nicht richtig informiert haben und sich auch nicht mit anderen Ärztinnen und Ärzten abgesprochen haben.

Landgericht Essen verhandelt über Totschlag

Die Anklage lautet diesmal auf Totschlag oder versuchten Totschlag. Denn es ist nicht ganz klar, ob die Beruhigungsmittel den Tod tatsächlich ausgelöst haben oder ob der Sterbeprozess ohnehin schon im Gange war. Das muss das Gericht im Prozess klären. Er soll im April starten. In einer ersten Befragung bei der Polizei hatte der Arzt gesagt, dass er den Patienten langes Leid ersparen wollte. Dieses Geständnis hat er im Prozess aber widerrufen. Er sagt: "Wir konnten nichts mehr machen".

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