Thyssenkrupp in Essen: Streit um Stahlsparte eskaliert

Bei Thyssenkrupp Steel hat es einen großen Knall gegeben. Der Konzern in Essen spielt dabei eine große Rolle.

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Stahltochter von Konzern aus Essen: mehrere Aufsichtsräte treten zurück

Bei Thyssenkrupp hat es gekracht: Mehrere Vorstände und Mitglieder aus dem Aufsichtsrat der Stahlsparte aus Duisburg treten zurück. Darunter sind auch Vorstände des Aufsichtsrats: der ehemalige Vize-Kanzler Sigmar Gabriel. Damit gehen drei der insgesamt fünf Vorstände bei Thyssenkrupp Steel, auch vier Aufsichtsräte hören auf. Der Aufsichtsrat habe einer sofortigen Aufhebung für die Vorstände bereits zugestimmt. Das ist ein großer Knall bei der Tochter des Essener Stahlkonzerns. Was genau das aber für die Beschäftigten bedeutet, ist noch nicht absehbar. Die Rücktritte in den oberen Etagen sind aber wohl eine Reaktion auf Thyssenkrupp-Chef Miguel López. Der hatte den Vorstand öffentlich zu den Plänen für die Neuaufstellung bei Thyssenkrupp Steel kritisiert. Es würde "Schönfärberei" betrieben, heißt es von López und der Vorstand müsse tragfähige Pläne für die Neuaufstellung vorlegen. Das sei laut Sigmar Gabriel ein schwerer Vertrauensbruch gewesen. Die vorgelegten Pläne der Vorstands der Stahlsparte rund um Gabriel gehen dem Mutterkonzern Thyssenkrupp nicht weit genug. Die Stahlsparte sollte die Produktion zurückfahren und Personal abbauen, weil das Unternehmen unter den Konjunkturschwächen leidet. Der Betriebsrat befürchtet, dass tausende Mitarbeiter durch die Neuaufstellung ihren Job verlieren könnten. Eigentlich sollte es um die Finanzierung für die nächsten zwei Jahre gehen, so weit kam es aber gar nicht.

Kritik von Gabriel - auch nach Essen

Es gibt viel Kritik von Sigmar Gabriel - auch nach Essen. Der Essener Thyssenkrupp-Chef Miguel López habe durch seine Kritik eine "öffentliche Kampagne" gegen den Aufsichtsrat gestartet. Das habe nicht nur das Vertrauen gebrochen, auch die Handlungsfähigkeit. Eigentlich war der Verkauf der Hüttenwerke Krupp Mannesmann geplant, an denen Thyssenkrupp Steel zu 50 Prozent beteiligt ist. Das bezeichnete Gabriel als "erfolgsversprechend".

"Gut drei Wochen danach müssen wir mit großem Bedauern feststellen, dass es insbesondere mit dem Vorstandsvorsitzenden der Thyssenkrupp AG mit großer Unterstützung seines Aufsichtsrats Differenzen über diesen gemeinsamen Weg gibt", so Sigmar Gabriel.

Damit kritisiert er den Aufsichtsratsvorsitzenden, Siegfried Russwurm, aus Essen. Sigmar Gabriel war 2022 zu Thyssenkrupp Steel geholt worden, um die Verselbstständigung der Stahlsparte voranzubringen.

Auch von der IG Metall gibt es Kritik an Chef Miguel López nach dem Knall am Donnerstag (29. August).

"Gut ein Jahr nach dem Amtsantritt von Herrn Lopez als CEO stehen wir vor einem Scherbenhaufen.", sagt der zweite Vorsitzende Jürgen Kerner, der auch im Aufsichtsrat bei Thyssenkrupp in Essen sitzt.

In der Stahlsparte von Thyssenkrupp arbeiten 27.000 Menschen, 13.000 davon in Duisburg. Der Betriebsrat hat Angst vor dem Abbau von tausenden Arbeitsplätzen bei einer bevorstehenden Neustrukturierung.

Aufsichtsratsvorsitzender aus Essen äußert sich

Nachdem großen Knall bei Thyssenkrupp Steel äußert sich jetzt der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp in Essen. Die Stahlsparte in Duisburg schreibe schon seit langem keine guten Zahlen mehr. Auch die Restrukturierungsprogramme würden daran nichts ändern, so Aufsichtsratsvorsitzende Russwurm.

"Dem Management von Thyssenkrupp Steel ist es trotz aller anerkennenswerter Anstrengungen nicht nur in den vergangenen Monaten, sondern seit Jahren nicht gelungen, erfolgreich Antworten auf die strukturellen Herausforderungen des Stahlgeschäfts und seine betriebswirtschaftlichen Schwierigkeiten zu geben", erklärte Russwurm am Donnerstagabend in einer Mitteilung.

Die freien Positionen bei Thyssenkrupp Steel sollen zeitnah nachbesetzt werden, heißt es.

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